Strategie für gesunde Ernährung in Kantinen trifft auf Kritik
Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) will eine gesunde Ernährung vor allem bei der Gemeinschaftsverpflegung fördern. Das Ziel der Ernährungsstrategie mit 25 Maßnahmen sei es, Anreize für eine gesunde und genussvolle Ernährung mit möglichst regionalen und saisonalen Lebensmitteln zu schaffen, teilte das Gesundheitsministerium am Donnerstag mit.
Zentraler Hebel sei dabei die Gemeinschaftsverpflegung in Kitas und Schulen, Uni-Mensen, Betriebskantinen und Krankenhäusern. Daher solle die Gemeinschaftsverpflegung an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ausgerichtet werden, so das Ministerium: Täglich viel Gemüse und Obst, dazu Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Kartoffeln sowie ergänzend Fleisch und Fisch.
Nach dem Modell der „Kantine Zukunft Berlin“ sollen in einem Pilotprojekt bis Ende kommenden Jahres Anbieter entsprechend geschult werden. Daran beteiligten sich bereits 15 Träger von Kantinen mit vielen Einrichtungen. Dafür stehen nach Angaben des Ministeriums in diesem und im nächsten Jahr jeweils 600.000 Euro zur Verfügung.
„Mit den Maßnahmen wollen wir die heimische Land- und Ernährungswirtschaft stärken und Arbeitsplätze sichern“
Die Art der Ernährung habe großen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen, betonte Nonnemacher bei der Vorstellung der Ernährungsstrategie. „Volkskrankheiten wie Typ-2-Diabetes, Krebs, Übergewicht und Herzleiden sowie andere ernährungsabhängige Krankheiten nehmen immer weiter zu und verursachen Leidensdruck, Pflegebedürftigkeit und enorme Kosten“, sagte die Ministerin. Daher sei der Staat verpflichtet, Rahmenbedingungen für gesunde Ernährung zu schaffen.
„Mit den Maßnahmen wollen wir die heimische Land- und Ernährungswirtschaft stärken und so Arbeitsplätze hier in Brandenburg sichern“, sagte die Staatssekretärin für Verbraucherschutz, Antje Töpfer. „Und wir wollen natürlich zeigen, dass eine gesunde Ernährung auch lecker ist.“
Nonnemachers Ernährungsstrategie stößt bei Koalitionspartnern und Opposition auf Ablehnung
Mit der Ernährungsstrategie war Nonnemacher im Kabinett auf Widerspruch der Koalitionspartner SPD und CDU gestoßen. Deswegen stellte sie das Konzept nun als Strategie ihres Ressorts vor.
Das SPD-geführte Finanzministerium wolle die Versorgung der Landesbediensteten in Kantinen weiter ermöglichen, sagte Sprecher Thomas Vieweg der dpa. Erhöhte Anforderungen machten es aber schwieriger, Betreiber für die Kantinen zu gewinnen. „Insbesondere braucht Brandenburg keine Kopie von Berliner Projekten: die ‚Berliner Kantine der Zukunft‘ als aufgedrängtes Vorbild“, ergänzte Vieweg.
Die CDU-Landtagsfraktion hatte vor Bevormundung gewarnt. „Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, aber jeder muss selbst entscheiden können“, sagte deren verbraucherpolitische Sprecherin Roswitha Schier. „Ich lehne diese Strategie deshalb ab.“
Auch der Fraktionschef der oppositionellen BVB/Freie Wähler, Péter Vida, lehnte die Strategie ab. „Die staatliche Bevormundung, hübsch verpackt und tituliert als Ernährungsstrategie, macht nun auch vor den Tellern der Landesbediensteten nicht halt“, kritisierte er.
Dagegen erklärte die Linken-Fraktion, die notwendige Ernährungsstrategie müsse von der gesamten Landesregierung getragen werden. Nonnemachers Konzept enthalte gute Ansätze für eine gesunde Ernährung unabhängig vom Geldbeutel, sagte der Linke-Landtagsabgeordnete Andreas Büttner.
„Aber was ist das wert, wenn die Strategie von der eigenen Landesregierung nicht unterstützt, ja teilweise ausdrücklich abgelehnt wird?“ Die Maßnahmen müssten von anderen Ressorts umgesetzt und finanziert werden, sagte Büttner. Er kündigte einen entsprechenden Antrag seiner Fraktion im Landtag an.
(dpa/SAKL)