Dublin erfindet sich neu
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Dublin erfindet sich neu

Auf Tuchfühlung mit deftigen Klassikern und feiner Gourmetküche

von Gabriele Gugetzer
Freitag, 27.10.2023
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Klar, Dublin als Partytown für die Generation U25 läuft. Auch die Guinness-Brauerei erfreut sich weiterhin (erstaunlich) großer ­Beliebtheit. Aber unlängst wurde die Hauptstadt der Republik Irland von den Lesern des Reisemagazins Global Traveler, das sich an eine einkommensstarke, anspruchsvolle Klientel richtet, zur Wochenend-Destination des Jahres gewählt. Allein mit 34 Restaurants im Guide Michelin, meist in und um die Hauptstadt, ist Dublin dafür bestens gerüstet.

Irish Pub
In den Pubs gibt’s Deftiges wie das klassische irische Frühstück. Wer will, bekommt aber auch ein Fläschchen Dom Perignon. Die Locals, wie Stammkneipen um die Ecke heißen, werden inzwischen immer häufiger zu Gastropubs umfunktioniert. Foto: Alexander/stock.adobe.com

Überdies zahlt sich der bereits vor Jahren in die Wege geleitete Fokus auf Nachhaltigkeit aus, der für diese Zielgruppe ein wichtiges Buchungskriterium ist. Dublin betreibt das erste CO2-neutrale Kongresszentrum der Welt und beherbergt das nachhaltigste Hotel Europas sowie das nachhaltigste der Republik. Wenig überraschend, fühlt sich Hightech hier wie zu Hause. Google und Meta haben ihren europäischen Hauptsitz in Dublin aufgeschlagen, unzählige Startups sind nachgezogen, die Stadt ist auf dem Weg zum globalen Player in Sachen technologischer Innovation. Hier ist Geld, hier ist die Wirtschaft stabil, beim Wirtschaftswachstum fällt einem Deutschen die Kinnlade runter. Beim Essen nicht minder.

Klassisches irisches Frühstück
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Vom Pub Grub zum Bib Gourmand

Gute, preisleistungsgerechte Wirtshausküche – bei etwa 700 Pubs in der Stadt gibt’s jede Menge davon. Zum Frühstück geht es los mit dem klassischen „full English “, das „full Irish“ heißt und mit White Pudding, einer Art Grützwurst, serviert wird. Mittags kommen Guinness als Nahrungsmittel, Tagessuppen, Braten, Sandwiches ins Spiel. Convenience ist selten, in den geräumigen Pub-Küchen lässt sich Obiges fix, frisch und im Schlaf viel wirtschaftlicher selbst zubereiten.

The Temple Bar
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Wer sich in gleicher gediegener Pub-Atmosphäre ein Fläschchen Dom Pe­rignon aufziehen lassen möchte, kann das auch. In den letzten Jahren wurden Locals, wie Stammkneipen um die Ecke heißen, zunehmend zu Gastropubs umfunktioniert. Aber wie die Stammgäste nicht verprellen und dennoch neue Gäste gewinnen? Dubliner sind ein geerdetes Völkchen, mit Trends oder politisch korrektem Ernährungsgebabbel muss man denen nicht kommen. Der Pub Spitalfields hat eine Steilvorlage hingelegt. Ein Bib Gourmand war das Ziel; „er verschreckt die Stammkunden nicht, aber bringt pubs umfunktioniert. Aber wie die angestammte Gästeschar nicht verprellen und doch noch neue Gäste gewinnen? Dubliner sind ein geerdetes Völkchen, mit Trends oder politischem Ernährungsgebabbel muss man denen nicht kommen.

Prost im irischen Pub
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The Pepper Pot sieht aus wie ein ordinärer Mittagsla­den. Nur backen sie Bagels, Kuchen und Sauerteigbrot jeden Tag frisch. Größter Seller: Gedämpfte Birne mit viel Käse auf dicken Scheiben Sauerteigbrot. Ohne Reservierung gibt’s nur ein freundli­ches Lächeln, so brummt der Laden.

Der Pub Spitalfields hat eine Steilvorlage hingelegt. Ein Bib Gourmand war das Ziel. „Er verschreckt die Stammkunden nicht, aber bringt uns internationale Listings“, erklärt Publican Declan Maxwell. Die Location ist wichtig. Der Spitalfields liegt in einem Wohngebiet zwischen der Whiskeydestille Teeling, der St. Patrick’s Cathedral und einem Hyatt Centric. Die Küchenphilosophie ist unkompliziert: Produkte aus der Region, Küchenwissen international, Küche offen mit effektivem Abzug. Im ersten Stock wird weiß eingedeckt schnabuliert, an der Theke im Erdgeschoss gibt’s das gleiche Essen zum gleichen Preis, wenn man gerne mit Wildfremden trinkt und lacht.

Es gilt ein Bestellminimum pro Gast, die Tische werden doppelt vergeben – „nur eine Frage der glaubwürdigen Kommunikation“, weiß Declan aus Erfahrung, denn die Umstellung lief vor vier Jahren. Schon die Barsnacks sind etwas Besonderes, aber preislich nachvollziehbar – eine handgetauchte Ja­kobsmuschel mit Café-de-Paris-Butter kostet 6 Euro, eine Galway-Auster mit Apfelgranita 4 Euro.

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