Ohne Alkohol und ohne Ende
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Ohne Alkohol und ohne Ende

Warum alkoholleichte Weine so sehr an Fahrt aufgenommen haben

von Gabriele Gugetzer
Dienstag, 19.09.2023
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Natürlich ist uns in der Redaktion klar, dass wir gerade erst über alkoholleichte Weine und Sekte geschrieben haben. Aber im Gegensatz zu anderen hochgejazzten Trends wie beispielsweise Naturweinen, die die Kassen doch nicht so nachhaltig befüllt haben wie vorhergesagt, hat dieses Thema derart an Fahrt aufgenommen, dass sich ein zweiter Blick lohnt.

Luginger Riesling
Ein Fest für die Sinne. Der alkoholfreie LUGINGER Riesling passt mit seinen Aromen von reifen Pfirsichen und delikaten Marillen toll zu hellem Fleisch und Fisch! Neugierig? Online erhältlich im HOGAPGE-Shop. Foto: Luginger

Wer trinkt eigentlich entalkoholisierten Wein?

Darauf hat Dirk Würtz, Weinblogger der ersten Stunde, Berater und Geschäftsführender Gesellschafter vom angesehenen Weingut St. Antony, eine knappe und klare Antwort: „Es sind nicht die Weintrinker.“ Seit zwei Jahren macht das Weingut, vorrangig auf Rosés spezialisiert, alkoholfreien Sekt. Aus engen Kontakten zu Gastronomie und Fachhandel und treuen Endverbrauchern weiß er: „Die Zielgruppe für entalkoholisierten Wein ... sind Menschen, die ganz bewusst auf Alkohol verzichten. Ein Weinconnoisseur hingegen wird von den allermeisten entalkoholisierten Weinen immer ein wenig enttäuscht sein. Das ist für mich eine entscheidende Erkenntnis für die richtige Vermarktung dieser Produkte.“ Bei der Verarbeitung setzt St. Antony auf Vakuumdestillation. Jedoch eignen sich nicht alle Trauben gleich gut. „Besonders gut sind die Aromarebsorten oder Bukettsorten, wie Rosenmuskateller, Gewürztraminer, Scheurebe oder Sauvignon Blanc. Denn mit dem Alkohol entzieht man dem Wein den wichtigsten Geschmacksträger, also ist ein geschmacksintensiver Grundwein sehr wichtig“, erklärt Würtz.

Das Gesundheitsbewusstsein verändert unsere Generation. Gerade 
im Bereich Alkohol und Zucker macht sich diese Art des Wandels deutlich bemerkbar 

Friederike von Drewitz, Geschäftsführerin von WINU

Mit Streuobst zum Erfolg

Ein Pionier im klassischen Sektsegment sitzt in Neustadt am Rübenberge vor den Toren Hannovers. Wie lange sie dabei sind, zeigt allein schon der Keller im Schloss Landestrost, wo die Sektkellerei Duprès ihre Schätze lagert. Dennoch: Bereits Mitte der 1980er-Jahre schob man das alkoholfreie Segment an und ist mit Apfel-Secco und Traube-Secco regional im LEH ebenso gut vertreten wie in der Gastro. Der Apfel-Secco käme besonders bei Banketten sehr gut, sagt Geschäftsführer Joachim Plinke. Das Grundprodukt stammt von Streuobstwiesen.

Auf die guckt auch Jörg Geiger. Im High End-Bereich bis in die US-amerikanische Sternegastro vertreten, begann Geigers Siegeszug mit der alten Sorte Champagner Bratbirne von eben solchen Streuobstwiesen. Das Obst wird per Flaschengärung zuerst zum klassischen Birnenschaum. In der zweiten Gärung kommt der Saft unter Zugabe von Hefe in Flaschen, reift drei Jahre auf der Hefe, bis sich dann die typische Brioche- und Reifenoten bilden und sich die Entalkoholisierung anschließt. Verfeinert wird anschließend mit Kräutern, Gewürzen und feinen Blüten.

Alkoholfreier Glühwein
Glühwein ist der Renner im Winter ‒ immer mehr Gäste schätzen es, wenn er auch noch ohne Prozente daherkommt. Foto: africa-studio.com/Olga Yastremska and Leonid/stock.adobe.com

Trends zwischen Berlin und der Pfalz

Ein Späti im Bergmannkiez in Kreuzberg ... und doch ist alles anders. Denn was da im Regal steht, sieht, cool designt, nach Alkohol aus, ist aber nullprozentig. Sein Betreiber Nüchtern. Berlin hat für die Gastro und Corporate Online-Shop Pakete geschnürt, mit Bekanntem und Exoten. Kolonne Null schaute sich bereits vor Corona europaweit alkoholfreie Weine an, ist in Weinläden, in der Trendgastronomie  und im edlen LEH (zum Beispiel Alsterhaus in Hamburg) gelistet und plant nun ihren eigenen Weinberg, im Brandenburger Havelland. Und im Einsterner Bonvivant Cocktailbistro rückt der blutjunge Barchef Elias Heintz alkoholfreie Weine ins Rampenlicht – mit einer eigenen Karte.

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