Kollege verzweifelt gesucht
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Kollege verzweifelt gesucht!

von Jean-Georges Ploner
Sonntag, 01.09.2019
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Große Unternehmen wie die Deutsche Bank, Bosch, BASF, Bayer und Siemens haben Entlassungen angekündigt. Streichen die Großen die Stellen, müssen als Nächstes die Mittelständler Federn lassen. Ich rechne damit, dass wir in den nächsten zwölf Monaten wieder eine höhere Arbeitslosenquote haben werden.

Die Herausforderung besteht nun darin, möglichst viele dieser Neuzugänge auf dem Arbeitsmarkt für das Gastgewerbe zu gewinnen. Und wenn das gelungen ist, die Quereinsteiger, die vielleicht noch nie in der Gastronomie gearbeitet haben, fit für die Dienstleistung zu machen. Aus meiner Sicht gibt es daher zwei Hauptprobleme, an denen wir arbeiten müssen: Welche geeigneten Qualifizierungsmaßnahmen gibt es oder müssen entwickelt werden? Und wie kann das Image der Branche kurzfristig verbessert werden?

Neue Wege beschreiten Bei der Qualifizierung von Quereinsteigern sollten wir aus meiner Sicht verstärkt neue Wege gehen. So wie ein Hamburger Weiterbildungsunternehmen, das gemeinsam mit Hoteliers eine zertifizierte zweimonatige Weiterbildung als Karrierestart in der Hotellerie anbietet. Die Finanzierung, bis zu 10.000 Euro, übernimmt die Bundesagentur für Arbeit.

Wohlverstanden ist dies ein Einstieg, bei dem der neue Mitarbeiter im Hotelalltag begleitet werden muss, wie eigentlich jeder neue Mitarbeiter eingearbeitet und mit den Besonderheiten des Betriebes vertraut gemacht werden sollte. Zeitlich überschaubar und praxisorientiert kann dies jedoch ein Weg sein, Arbeitssuchende für einen Berufs-Neustart in der Hotellerie zu motivieren.

Lust muss geweckt werden

In der Gastronomie mit ihrer hohen Fluktuation sind Crash-Kurse im Service seit Längerem üblich. Vor allem die Szenegastronomie setzt auf Mitarbeiter, die statt Fachausbildung Persönlichkeit, ein Lächeln und Begeisterung mitbringen. Das Fachliche wird ihnen gezielt beigebracht. Dieser Ansatz funktioniert, wie viele erfolgreiche Beispiele beweisen.

Die Frage ist eher, sind ausreichend Menschen bereit, sich auf die Arbeit im Gastgewerbe einzulassen? Negative Schlagzeilen über Lebensmittelskandale und schlechte Arbeitsbedingungen sowie Doku-Soaps mit Horror-Restaurants fördern nicht gerade die Lust auf diese Branche. Während TV-Köche die neuen Helden sind, fällt die große Mehrheit der Branche im Ansehen eher durch. Dabei klingen die Konditionen im Grunde gut: tolles Team, kompetenter Chef, flexible Arbeitszeiten und eine Bezahlung, die einen nicht reich macht, aber ein Auskommen sowie Perspektiven ermöglicht.

Zuschauen und abwarten löst den Personalnotstand nicht. Menschen, die 2019 ihren Job verlieren, können ab 2020 abgeholt werden. Dazu gilt es nun, die Weichen zu stellen. Das heißt, Betriebe und Branche müssen sich jetzt gut aufstellen und mit den Arbeitsämtern kooperieren, um die verfügbaren Quereinsteiger in Lohn und Brot zu bringen.

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