Sollte Leitungswasser in der Gastronomie einen Preis haben?
Fotos: Hotel Adler; HOGAPAGE Media GmbH

Fight Club: Sollte Leitungswasser in der Gastronomie einen Preis haben?

Hot or really not?

von Daniela Müller
Samstag, 29.08.2020
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PRO

Armin Hollweck
Armin Hollweck ist Inhaber
des Hotel-Restaurants
Adler in Oberstaufen im
Allgäu, außerdem Mitglied
bei den AllgäuTopHotels.
Foto: Hotel Adler

Es geht nicht ums Wasser! Denn ein Glas Wasser in einem Gastronomiebetrieb ist nicht einfach nur ein Glas Wasser.

Das Wasser wird von einer bezahlten Servicekraft serviert – und zwar in einem Glas, das gespült werden muss, in einem Raum, der gereinigt, beheizt oder sonst gewartet werden muss. Hinter einem Glas Wasser stecken also Kosten für den Gastronomen, der von seinem Betrieb lebt! Eine EU-Verordnung zu kostenlosem Wasser im Restaurant soll Gastronomen verpflichten, gratis Wasser zu servieren. Brüssel will also den Wirt dafür zahlen lassen. Eine solche Verordnung würde allem widersprechen, was die Gastronomie zu einem Gewerbe macht. Die Dienstleistung, die hinter einem Glas Wasser steht, wäre dabei überhaupt nicht berücksichtigt. Diese EU-Verordnung ist daher abzulehnen. Es ist kein Problem, einem zahlenden Kunden zusätzlich zu einem Kaffee oder einem anderen bezahlten Getränk oder einer Speise »Gratis-Wasser« anzubieten. Wenn aber jemand nur ein Wasser bestellt, beansprucht er einen beheizten Sitzplatz und einen Kellner, ohne dafür zu zahlen. Wer zahlt dann dafür? Richtig – der Wirt, der von seinem Betrieb seine Familie ernährt. Es geht also nicht ums Wasser, sondern um die Dienstleistung, die bezahlt werden muss.


CONTRA

Karl Lebenbauer
Karl Lebenbauer ist Inhaber
des Restaurants Lebenbauer
in der Wiener Innenstadt,
das sich erfolgreich auf
vegetarische Vollwertküche
spezialisiert hat.
Foto:  HOGAPAGE Media
GmbH

Den Gästen kostenloses Leitungswasser zu servieren, sehen wir als Kundenservice an.

Aber wir sind ja ein Restaurant, daher kommen die Leute in der Regel zum Essen, und da kann man das Leitungswasser dann schon mit einkalkulieren. Selbst beim Mittagsmenü, denn da kostet das günstigste auch 13 Euro. Also das geht schon in Ordnung. Mich hat sogar kürzlich eine Kundin darauf angesprochen, warum ich nichts dafür verlange, und mir vorgerechnet, dass ich Geschirr, Kellner, Waschvorgang etc. ja trotzdem bezahlen muss.

Wir haben auch viele Stammgäste, die mehrmals in der Woche kommen, und wenn die – aber ebenso »normale« Gäste – zum Essen Leitungswasser bestellen, dann ist das okay. Wir servieren das sogar extra in einer leeren Prosecco-Flasche, damit die Optik schöner ist. Früher haben wir dazu sogar leere Champagnerflaschen verwendet, aber das war manchen Gästen dann unangenehm. Wenn etwa ein Steuerberater aus der Umgebung im Gastgarten sitzt und ein Klient geht vorbei und sieht ihn beim Mittagessen mit der Champagnerflasche am Tisch ... Außerdem muss man das Leitungswasser ja nicht forcieren. Meine Mitarbeiter fragen zum Thema Wasser immer »Prickelnd, mild oder still?«. Da gibt’s dann schon sehr viel weniger Gäste, die trotzdem Leitungswasser bestellen.

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