Ich glaube Köche sind sensibler als sie es zugeben wollen
Foto: SAT.1/Bernd Jaworek

10 Fragen an Ruth Moschner

»Ich glaube, Köche sind sensibler, als sie es zugeben wollen«

von Daniela Müller
Freitag, 27.01.2017
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  1. Sie beschäftigen sich beruflich wahnsinnig viel mit Food-Themen. Was ist zurzeit Ihre persönliche Trendküche, die Sie glücklich macht? 
    Ich mag alles, was authentisch ist – also wenig verarbeitet und kein Fake! Nach wie vor ganz weit oben steht bei mir daher die israelische Küche, immer frisch, klar, seelenfütternd, genussvoll. Die Vietnamesen begeistern mich mit ihrem Umgang mit frischen Kräutern und tollen Aromen. Aber gegen einen deutschen Eintopf ist auch nix zu sagen (lacht).
  2. Welche Situation kann Ihnen in einem Restaurant so richtig die Laune vermiesen?
    Wenn ich Hunger habe, kann ich richtig »knatschig« werden. Das heißt, zu lange sollte man mich nicht warten lassen. Außerdem finde ich es sehr schade, wenn die Küche unflexibel auf Änderungswünsche reagiert. Das ist oft ein Zeichen dafür, dass nicht frisch gekocht wird. Nicht immer, natürlich – aber könnte sein …
  3. »So tickt der Mensch« heißt Ihre neue TV-Show, die derzeit auf SAT.1 zu sehen ist. Gemeinsam mit prominenten Gästen und mithilfe von verblüffenden Experimenten zeigen Sie, wie wir Menschen wirklich funktionieren. Was ist für Sie der besondere Reiz an dem Format?
    Ich finde die Idee dahinter einfach großartig. Die Fragen, die in der Show gestellt werden, verraten so viel über unser Verhalten. Hier wird gezeigt, wie wir wirklich sind – ohne Wenn und Aber. Und das ist teilweise sehr lustig, aber zugleich auch erstaunlich und erschreckend. Was mich sehr glücklich macht: Bei uns wird niemand vorgeführt, weil einfach JEDER, der die Experimente sieht, beginnt zu überlegen, wie er selbst reagiert hätte.
  4. In einem Ihrer Experimente geht es darum, ob ein Sternekoch einen Gast mit Fertigkost blenden kann. Könnten Sie einen solchen Schwindel blind aufdecken?
    Ich glaube schon, dass ich eine sehr feine Zunge habe. Aber mit Respekt vor dem großen Kochkünstler – immerhin hatten wir Alexander Herrmann als Lockvogel – würde ich es niemals wagen, da groß rumzumäkeln, und mir nur denken: »Aha, der kocht also so … hm …« Ja, ich würde wahrscheinlich auf seinen Charme und seine Aura reinfallen.
    Ruth Moschner
    Kann uns ein Sternekoch mit Fertigkost blenden? Werden wir
    schlauer, wenn wir einen Arztkittel anziehen? Und warum haben
    bereits Kleinkinder einen Sinn für Gerechtigkeit? In der neuen
    SAT.1-Panelshow »So tickt der Mensch« zeigen Moderatorin
    Ruth Moschner und ihre prominenten Gäste mithilfe von
    verblüffenden und oftmals aberwitzigen Experimenten, wie wir
    wirklich funktionieren. Foto: SAT.1/Richard Hübner
  5. Welches Experiment aus der Show hat Sie bisher am meisten verblüfft?
    Also, das Sterneküchen-Experiment steht bei mir tatsächlich ganz weit oben. Toll fand ich aber auch Sonja Zietlow mit ihrem Versuch zum Vordrängeln im Supermarkt oder Hans Sarpei, der zusammen mit unserem Psychologen Rolf Schmiel unterschiedliche Arten der Motivation bei Fußballern ausprobiert hat. Sensationell!
  6. Sie moderieren auch die sehr erfolgreiche TV-Show »Grill den Henssler« (VOX). Hat sich der Respekt, den Sie gegenüber professionellen Köchen und Servicepersonal haben, verändert, seit sie so eng mit den verschiedensten Küchenprofis arbeiten?
    Ich hatte vorher schon großen Respekt, weil ich ja selbst koche und weiß, wie viel Herzblut und Arbeit da drinsteckt. Und ja, der ist durch meine Arbeit mit Steffen noch mal gestiegen. Ich habe mehr Bewusstsein dafür entwickelt, wie wichtig es einem Profi ist, dass es dem Gast schmeckt. Kochen ist eine sehr emotionale Sache, da wird fiese Kritik schnell zu einer persönlichen Angelegenheit – und ich glaube, da sind die Köche sensibler, als sie oft zugeben wollen. Deshalb: Wenn es im Restaurant schmeckt: loben, loben, loben (lacht)! Das ist ja sowieso nie verkehrt.
  7. Welcher Kandidat in der Show hat Sie mit seinen Künsten am Herd besonders beeindruckt?
    Ich bin ein Fan von Mieze Katz, die immer unfassbar gut vorbereitet ist und es trotz fulminantem Küchenauftritt immer noch schafft, charmant mit mir zu quatschen. Ich mochte Evelyn Weigert, die neben der Zubereitung des Nachtischs und einer extra Wette auch noch zusammen mit Samy Deluxe gesungen und gegroovt hat. Und ich fand Tim Oliver Schultz phänomenal, weil auch er eben die Kombination Kochen UND Show wunderbar umgesetzt hat. Das Reden, also etwas über sich zu erzählen, wird von den meisten unterschätzt, daher ziehe ich vor den Unterhaltungskünstlern noch tiefer meinen Hut als vor den anderen. Wobei ich die Nervosität durchaus verstehen kann und überhaupt nicht böse bin, wenn mich ein Kandidat gestresst wegschickt. Dann plaudere ich halt aus dem Nähkästchen (lacht).
  8. Wie ist es um Ihre Qualitäten als Küchenfee bestellt? Sie haben bei »Grill den Henssler«
    ja schon einmal mit der Kandidatin Sonja Zietlow spontan die Rollen getauscht – und das Duell mit einem veganen Dessert gewonnen. Würden Sie sich zutrauen, mit einem Hauptgericht gegen den Henssler anzutreten – und mit welchem Coach? 
    Klar! Aber noch eine Niederlage gegen mich würde Steffen nicht verkraften. Ich glaube, er hat erst neulich seine letzte Therapiestunde bezüglich seines veganen Desasters abgeschlossen. Nein, Scherz beiseite. Aber die Überraschung war natürlich nur beim ersten Mal groß genug. Eine Wiederholung wäre nur eine Kopie und nicht mehr so lustig. Aber WENN, dann natürlich gerne mit Christian Lohse, Ali Güngörmüs oder Nelson Müller als Coach. Oder Stefan Marquard. Oder Ralf Zacherl … Verdammt, die sind einfach alle echt klasse!
  9. Welche prominente Persönlichkeit würden Sie gerne mal ganz zufällig an der Theke treffen?
    Ich würde gerne mal Angela Merkel treffen und sie fragen, wie sie es schafft, bei all den anstrengenden Politmachos so ruhig zu bleiben. Ich bewundere ihre Gelassenheit. Alternativ wäre für mich noch Johann Wolfgang von Goethe interessant. Den würde ich um eine Einschätzung unserer aktuellen Situation bitten.
  10. Vervollständigen Sie diesen Satz: Das Leben ist zu kurz …
    … um es nicht zu nutzen.

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