10 Fragen an Till Brönner
Foto: SonyMasterworks

10 Fragen an Till Brönner

von Daniela Müller
Montag, 07.08.2017
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Barack Obama hat Sie im vergangenen Jahr zum »Interna­tional Jazz Day« ins Weiße Haus eingeladen. Mit dabei waren z. B. Herbie Hancock, Morgan Freeman, Sting oder Aretha Franklin. So etwas erleben auch Sie nicht alle Tage, oder?
Es war ein besonderes Erlebnis, das Who is Who der internationalen Jazz-Szene im Weißen Haus versammelt zu sehen – und selbst mit dabei sein zu dürfen. Insbesondere die US-Kollegen waren berührt und ergriffen davon, dass ein amerikanischer Präsident die Jazz-Musik in dieser Form würdigt. Jeder hat gespürt, dass er gerade einem historischen Ereignis beiwohnt, das es so schnell nicht mehr geben wird. Natürlich hat es sich Barack Obama nicht nehmen lassen, sich mit einzuklinken. Er besitzt diese Art von Coolness, die man kaum ein zweites Mal findet.

Sie schaffen es, Menschen zu erreichen, die sonst wenig mit Jazz anfangen können. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Da gibt es kein Patentrezept. Ich hatte das Glück, dass ich meine Karriere in einer Zeit begonnen habe, in der es noch nicht so schwer war, in den Medien von sich Reden zu machen. Ich bin ein Kind der 1990er-Jahre und habe sehr von den Begleiterscheinungen dieser Zeit profitiert: Roger Willemsen hat mich mehrmals in seine Sendung eingeladen, das war Zielgruppe pur. Und wenn ich ein Interview in einer großen Tageszeitung hatte, schossen gleich die Plattenverkäufe nach oben. Das ist heute ganz anders, aber von den Umständen damals profitiere ich heute noch. Andererseits habe ich immer hart daran gearbeitet, den Menschen meine Musik näherzubringen. Diese Mühe scheuen viele Künstler heute.

Ihre aktuelle CD heißt »The Good Life«. Sie enthält viele amerikanische Klassiker und auch zwei Eigenkompositionen. Welcher der Songs liegt Ihnen am meisten am Herzen?
Jedes Stück, das ich aufnehme, sagt etwas über mich aus. Wenn ich jetzt einen herausgreifen soll, dann ist das »I’ ll be seeing you«. Es hat einen wunderbar poetischen Text, kommt sehr subtil und lässig um die Ecke. Der Song befasst sich mit der Frage, ob die Zeit, die man mit jemandem zusammen verbracht hat, eine Fortsetzung finden kann – wenn auch vielleicht in einem ­anderen Leben. Für mich geht es in dem Stück aber auch um die Dinge, die im Leben nicht so gut funktioniert haben, uns aber trotzdem begleiten. Ein gutes Leben zu haben, heißt für mich, dass Dinge auch mal schiefgehen – aber man nicht gleich daran zerbricht.

Sie setzen bald Ihre Tournee fort. Spielen Sie gerne vor großem Publikum?
Mir macht es unwahrscheinlich viel Spaß auf der Bühne zu stehen – das ist mein Leben. Ich komme von der Basis und die ist natürlich der Jazz-Club. Der Kontakt zu den Menschen, das Gefühl, dass sie die gleiche Luft atmen und die direkte Interaktion – all das ist in meiner DNA. Dabei kommt es nicht auf die Größe der Location an, sondern darauf, dass die Atmosphäre und die Performance stimmig sind. Und natürlich muss die Musik stets der Boss auf der Bühne bleiben.

Ihre ersten fünf Lebensjahre haben Sie in Rom verbracht. Hat Sie das kulinarisch beeinflusst?
Absolut. Die italienische Küche hat meine Essensvorlieben nachhaltig geprägt. Ich bin ein großer Freund von erstklassigen Rohstoffen auf dem Teller – wie man das von der klassischen italienischen Küche eben kennt. Allerdings glaube ich, dass die besten Zutaten leider meist dort verbleiben, wo sie wachsen. Und da sind die Italiener im Vorteil, wenn ich alleine an Tomaten denke! Den Unterschied bemerkt man spätestens, wenn man in Italien essen geht.

Ich habe gehört, man kann Ihnen mit einem leckeren Essen die größte Freude machen. Was sollte es geben?
Mein Lieblingsgericht ist ein Teller Spaghetti Pomodoro – und zwar so einfach wie es nur irgendwie geht. Es sollte nichts hinein außer Olivenöl, Salz, ein bisschen Basilikum und Tomaten, die nach Tomaten schmecken. Wenn es dann noch ein schönes Glas Rotwein dazu gibt, aus der Toskana oder gern auch mal aus Portugal oder Spanien, dann haben Sie bei mir schon gewonnen.

Sie leben in Los Angeles und haben eine Wohnung in Berlin. Verraten Sie uns Ihren kulinarischen Hotspot der Hauptstadt?
Mich reizen vor allem die kleinen Restaurants, die mit hervorragender Küche aufwarten. Empfehlen kann ich z. B. das »Dal Buongustaio« in Charlottenburg, ein kleiner Italiener, in dem der sardische Küchenchef Pasta und Pizza serviert – zubereitet mit viel Liebe, Wissen und einer großen Kompromisslosigkeit. Ansonsten esse ich im »Ovest« in der Schlüterstraße sehr gerne. Hier kann man auf höchstem Niveau – und trotzdem nie überkandidelt – italienische Küche genießen.

Sie haben in diesem Jahr den »GQ Care Award« als gepflegtester Promi 2017 gewonnen. Wie wichtig ist Ihnen Ihr Aussehen?
(Lacht). Ich bin überzeugt, dass eine interessante Kombination aus Erfahrung, Sachverstand und der Fähigkeit, sich selbst nicht ganz so wichtig zu nehmen, am Ende des Tages viel männlicher ist, als sich gestylt in einen Smoking zu zwängen und zu versuchen, gut auszusehen. Es ist ja auch so, dass z. B. die GQ ein Magazin ist, das sich selbst mit einem kleinen Augenzwinkern durch die Welt bewegt. Solche Preise schmeicheln natürlich, aber man sollte sie nicht allzu ernst nehmen.

Nehmen wir an, Sie hätten einen Wunsch frei: Welche Persönlichkeit würden Sie gerne einmal auf ein gemütliches Bier an der Bar einladen?
(Überlegt). Das wäre derzeit Emanuel Macron. Warum? Weil mir gut gefällt, was derzeit in Europa passiert. Ich habe den Eindruck, mit den aktuellen Entwicklungen sind viele berechtigte Hoffnungen auf eine bessere ­Zukunft verknüpft. Und der Wille, wieder näher ­zusammenzurücken. Emanuel Macron steht für ein neues, nach vorne blickendes Europa. Er ist ein Hoffnungsträger – und ich kann mir vorstellen, dass er an der Theke ein interessanter Gesprächspartner ist.

Vervollständigen Sie diesen Satz: Das Leben ist zu kurz, …
… um schlechte Anzüge zu tragen.

Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.

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