Schöner wohnen auf Zeit
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Schöner wohnen auf Zeit

von Michael Eichhammer
Sonntag, 04.03.2018
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Luxus

Dezentes Understatement oder prunkvoll pompös? In der Luxuskategorie sind beide Design-Spielarten denkbar. Die Wertigkeit der Materialien und der Verarbeitung darf man dem Interieur aber gern ansehen. Ein Paradebeispiel dafür ist das aktuelle Comeback des Chesterfield-Stils, der zeitlose Eleganz verkörpert. Überhaupt liegt nostalgischer Retro-Charme im Trend.

Zum Komfort hochpreisiger Zimmer oder Suiten gehört auch das großzügige Platzangebot. Das ermöglicht nicht nur den Gästen mehr Freiraum, sondern auch den Designideen. Wer den Platz dafür hat, sollte seinen Gästen einen begehbaren Kleiderschrank bieten. Wer mehr Geld fürs Zimmer ausgibt als die breite Masse, erwartet von allem das Beste. Dazu gehört auch: Technik auf höchstem Niveau. Überraschen Sie anspruchsvolle Gäste beispielsweise mit einem Bewegungsmelder, der es unnötig macht, den Lichtschalter im Dunklen zu suchen, wenn man nachts ins Bad geht. Ein anderes angesagtes Gimmick: kabelloses Aufladen des Smartphones per Induktion. Anbieter wie SimpleLoad erlauben es, die Ladegeräte unsichtbar im Mobiliar einzubauen, sodass das Handy auf dem Nachttisch wie von Geisterhand geladen wird.

Gehobene Mittelklasse

Mittelklasse-Häuser liegen meist in der 4-Sterne-Kategorie. Sie beherbergen ein Klientel, das Familien, Paare und Alleinreisende gleichermaßen beinhaltet, ob privat oder geschäftlich unterwegs. Den Trend zur immer kürzeren Verweildauer spürt man hier. Die Gäste packen nicht mehr so viel aus, leben mehr aus dem Koffer. Darauf reagieren die Inneneinrichter. Statt auf einen klassischen Schrank setzt man auf eine offene Garderobe. Viele und vielseitige Ablageflächen, Garderobenhaken etc. sind gefragt. Stell- und Funktionsmöbel liegen im Trend. Ebenfalls »in«: Stahl und Metall als Akzente.

»Im Hotelzimmer heißt die Devise: keep it simple and clean«, so Sebastian Witting, Key Account Manager bei Go In. Bei Umbauten geht die Tendenz zu immer kleineren Zimmern. »Das Wichtigste findet Platz, aber nicht mehr viel Unnötiges«, so ­Designexpertin Pamela Baur. Um in kleinen Räumen eine optimale Nutzung des Raumes zu gewährleisten, sind kreative Lösungen gefragt. Beispielsweise durch Schiebetüren. »Die Nachfrage nach flexiblen und verstellbaren Stauräumen steigt«, verrät Birgit Gröger, Gründerin der Online-Schreinerei Meine Möbelmanufaktur. Je nach Belegung oder Saison kann mehr Platz geschaffen werden.

»Im Budgetbereich zeichnet sich die Tendenz ab, kostengünstige Möbel durch Bezüge aufzuwerten, zum Beispiel durch Kunst­leder mit melierten Oberflächen, auch in Zweifarboptik«, so ­Joachim A. Hagen von Objekt-M. Im Trend auch: Qualitative Betten, denn der Schlafkomfort ist einer der wichtigsten Aspekte für die nachhaltige Kundenbindung. Boxspringbetten erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Ihre Höhe erleichtert bequemes Ein- und Aussteigen. Das Federungssystem fördert die Luftzirkula­tion und leitet Feuchtigkeit besser ab.

Lieblingsorte für Hipster und die Generation Y

Sie leben lieber ungewöhnlich. Die Rede ist von der jungen, jung gebliebenen und designorientierten Klientel. Gerade für diese Zielgruppe darf es auch mal bunt wie das Leben sein. Urbaner Minimalismus oder freche Statements, Retro-Chic oder futuristische Extravaganz, frech bis verrückt – erlaubt ist, was gefällt. Sogar was nicht gefällt, ist okay, solange es einen eigenen Charakter hat. Nur eines nicht: langweilig und standardmäßig.

Vor allem in designorientierten und betont jungen Häusern macht sich hier das Streben nach originellem Design bezahlt, denn hier ist die digital-affine Zielgruppe besonders gern zu Gast. »Der Wow-Effekt wird immer wichtiger, denn heute wird ständig fotografiert und auf Social Media gepostet«, so Pamela Baur von Baur WohnFaszination. »Den Vergleich, den Gäste auf diese Weise stellen, werden Hotels zunehmend spüren.« Deshalb gilt es, Design mit Blickfang-Potenzial zu bieten. »Generell sitzen wir immer mehr, da die Digitalisierung uns Menschen an die Bildschirme verlagert«, erklärt Peter Wagner von Wagner Living. »Der klassische Bürostuhl wird zum Lounge Chair. Es vermischt sich immer mehr. Deshalb ist es zunehmend wichtig, ›bewegt‹ und somit gesund zu sitzen.«

Einer der Hingucker-Trends ist der Industrial-Look. Viel Metall, Glanz und kräftige oder dunkle Farbtöne sind typisch dafür. Ebenfalls angesagt: Materialmix. Das Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Materialien sorgt für Kontraste.

Urige Wohlfühl-Locations

Urige Wohlfühloasen und traditionelle Häuser müssen nicht verstaubt wirken. Im Gegenteil: Um auch neue Generationen von Gästen anzusprechen, sollten sich Vergangenheit und Gegenwart hier auch im Design begegnen. Lokalpatriotismus ist erwünscht. Als Gastgeber stellt man stolz die Vorzüge der eigenen Gegend und deren Tradition zur Schau. Das kann das nordische Flair an der Küste sein oder der Charme der Berge in einer alpinen Region, ebenso aber die eigene Stadtgeschichte. Die lokalen Alleinstellungsmerkmale gestalterisch nach außen zu tragen, verleiht auch dem eigenen Haus mehr individuellen Charme.

Der aktuelle Trend zur Natürlichkeit ist hier besonders passend. Die Natur bleibt dabei nicht vor der Haustür, sondern kommt ­direkt in die Zimmer. »Natürliche Materialien sind am Puls der Zeit. Auch die Haptik spielt dabei eine Rolle«, so Innenarchitektin Pamela Baur. Die authentischen Texturen von Holz, Stein, Ton, Keramik, Leder, Baumwolle und Leinen strahlen Natürlichkeit aus. Das für viele Gäste immer wichtigere Trendthema Nachhaltigkeit wird durch natürliche Materialien für die Kunden nach außen sichtbar. Der Trend zu Tradition und Natur wird heute aufgepeppt durch den Mix mit modernen Materialien sowie trendiger Beleuchtung. So wirkt Stahl in Kombination mit Holz als kontrastreicher Blickfang. Der klassische Stil wird so neu interpretiert.
Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.
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