Vergleich

DGB-Ausbildungsreport 2025: Das Gastgewerbe im Ausbildungsvergleich

Ausbilderin zeigt den Azubis etwas.
Der DGB-Ausbildungsreport zeigt, dass weniger als zwei Drittel der Hotelfachleute zufrieden mit ihrer Ausbildung sind. (Foto: © auremar/stock.adobe.com)
Die meisten Azubis sind mit ihrer Ausbildung zufrieden – doch finanzielle Sorgen, hohe Belastungen und fehlende Übernahmechancen trüben das Bild. Der Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zeigt klare Unterschiede in den verschiedenen Branchen. 
Freitag, 22.08.2025, 11:09 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Die duale Berufsausbildung bleibt ein Erfolgsmodell: 71,6 Prozent der Auszubildenden sind mit ihrer Ausbildung zufrieden. Doch nur ein Teil der Azubis nimmt die Angebote der Arbeitsagenturen und der schulischen Berufsorientierung als hilfreich wahr – wichtigste Unterstützer bei der Ausbildungsplatzsuche sind Freunde und Familie. Dies sind einige Ergebnisse des neuen Ausbildungsreports der DGB-Jugend, der in Berlin vorgestellt wurde. 

Ausbildungslosigkeit: dringender Handlungsbedarf

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack verwies auf den dringenden Handlungsbedarf beim Thema Ausbildungslosigkeit: „Während die Wirtschaft zunehmend über fehlende Fachkräfte klagt, haben gleichzeitig knapp 3 Millionen junge Menschen in unserem Land keinen Berufsabschluss.“

Politik und Arbeitgeber müssten massiv gegensteuern. „Wir brauchen eine verbesserte Ausbildungsgarantie, die überall im Land greift. Wir brauchen wieder mehr Arbeitgeber, die ausbilden und die allen jungen Menschen eine Chance auf einen Ausbildungsplatz geben“, betont Hannack. Ohne Berufsabschluss drohe den jungen Menschen deutlich häufiger ein Leben in Armut, mit längeren Phasen von Arbeitslosigkeit und prekärer Beschäftigung.

Positive Entwicklung bei Kernproblemen

Der Report zeigt jedoch auch: Die Qualität der Ausbildung hat sich in wichtigen Bereichen verbessert. Der Anteil der Auszubildenden, die regelmäßig Überstunden leisten müssen, ist zurückgegangen – liegt aber mit 32,3 Prozent noch immer auf einem bedenklich hohen Niveau. Besonders betroffen sind Köche (50,6 Prozent), Automobilkaufleute (49,1 Prozent) und Bankkaufleute (45,8 Prozent).

Auch bei den ausbildungsfremden Tätigkeiten gibt es trotz minimaler Fortschritte weiterhin Probleme: 14,7 Prozent der Befragten müssen immer oder häufig Aufgaben übernehmen, die nichts mit ihrer Ausbildung zu tun haben – wie Kaffee kochen oder Putzen. 

DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker warnt: „Für die Azubis heißt das ganz einfach, dass ihnen Zeit für die eigentlichen Ausbildungsinhalte fehlt. Dies gefährdet ihren erfolgreichen Ausbildungsabschluss.“

Große Unterschiede zwischen den Ausbildungsberufen

Die Zufriedenheit variiert stark je nach Ausbildungsberuf: Während über 80 Prozent der angehenden Steuerfachangestellten, Elektroniker für Betriebstechnik, Mechatroniker, Bankkaufleute und Verwaltungsfachangestellten sehr zufrieden sind, trifft dies nur auf etwa 60 Prozent der Hotelfachleute und Friseure zu. 

Wachsende Unsicherheit über die eigene Zukunft

Der DGB-Ausbildungsreport zeigt zudem eine gestiegene Unsicherheit über die eigene berufliche Perspektive: 41,5 Prozent der Auszubildenden im letzten Ausbildungsjahr wissen nicht, ob sie übernommen werden – ein Anstieg um 7 Prozentpunkte. Besonders betroffen sind Hotelfachleute und Verkäufer.

Unterstützung bei der Berufswahl

Der diesjährige Schwerpunkt des Ausbildungsreports zeigt Defizite bei der Berufsorientierung auf: Familie und Freunde sind die wichtigsten Helfer bei der Ausbildungsplatzsuche. Die Angebote der Arbeitsagenturen und die schulische Berufsorientierung werden deutlich seltener als hilfreich wahrgenommen.

Bei der Betriebswahl sind den Jugendlichen vor allem wichtig:

  • Gute Erreichbarkeit des Betriebs
  • Positives Arbeitsklima
  • Faire Arbeitszeiten
  • Angemessene Ausbildungsvergütung

Finanzielle Hürden werden zum Problem

Die Studie zeigt zudem finanzielle Hürden im Zugang in eine Ausbildung auf:

  • 62,8 Prozent der Auszubildenden haben Probleme, von ihrer Vergütung selbstständig zu leben (Anstieg um 6 Prozentpunkte seit 2020).
  • 31,9 Prozent sind auf finanzielle Unterstützung der Eltern angewiesen.
  • 12,7 Prozent müssen neben der Ausbildung noch jobben.

„Wenn Ausbildung zu etwas wird, was sich junge Menschen erst ‚leisten können‘ müssen, ist das nicht nur Ausdruck mangelnder Wertschätzung – es steht auch unseren Bemühungen entgegen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen“, kritisiert Bundesjugendsekretär Kristof Becker.

Zur Studie:

Die repräsentative Befragung wurde von September 2024 bis April 2025 durchgeführt. 9.090 Auszubildende aus den 25 laut Bundesinstitut für Berufsbildung am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen nahmen teil.

Der vollständige DGB-Ausbildungsreport kann online eingesehen werden: https://www.dgb.de/fileadmin/download_center/Studien/ausbildungsreport2025_mid.pdf  

(Deutscher Gewerkschaftsbund/SAKL)

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