Expertenmeinung

„Konkurrenzkampf um das Personal“

Mann bedient Serviceklingel
In vielen Hotels fehlt es an notwendigem Personal. (Foto: © Fotolia/jes2uphoto)
Hendrik Hallier, Gewerkschaftssekretär bei der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten, spricht in einem Interview über Personalnot in der Hotellerie und welche Schritte jetzt notwendig sind.
Dienstag, 21.05.2019, 10:19 Uhr, Autor: Kristina Presser

Der Fachkräftemangel im Gastgewerbe ist nach wie vor eines der Brennpunktthemen der Branche. Derzeit boomt der Hotelneubau geradezu, aber die Häuser auch mit Personal zu versorgen, ist ein Problem. Das macht sich vor allem in Frankfurt am Main bemerkbar: Bis 2022 könnten weitere 6000 Zimmer folgen. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau spricht Hendrik Hallier, Gewerkschaftssekretär bei der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten nun über die Gründe der Personalnot.  

Ein Blick auf den aktuellen Markt zeigt, dass die Zimmerauslastung stabil ist. Das hängt damit zusammen, dass in den vergangenen Jahren zwar viele neue Hotels emporgestiegen, die Übernachtungszahlen jedoch ebenfalls stark angewachsen sind. Um die notwendige Mitarbeiterzahl zu decken, beschäftigen viele Betriebe Leute aus dem europäischen Ausland, wie Hendrik Hallier angibt. Dass Hotels derzeit zu wenig ausbilden, hinge mit einer zu geringen Bewerberzahl zusammen. „Ein echtes Konzept, um mehr Beschäftigte zu gewinnen, sehe ich nicht. Es läuft auf einen Konkurrenzkampf um das Personal innerhalb der Branche hinaus.“

Studium und harte Arbeit sind keine Ausreden
Wer angestellt ist, profitiere zwar einerseits von guten Tarifverträgen. Auf der anderen Seite würden die Beschäftigten unter großem Arbeits- und Zeitdruck leiden, da zu viele Stellen offen seien. Nicht selten ist ein Branchenwechsel dann die Konsequenz. Den Hauptgrund für die Personalnot meint Hendrik Hallier jedoch klar benennen zu können: „Es liegt nicht daran, dass alle plötzlich studieren wollten oder keine Lust mehr hätten auf harte Arbeit. Hotels sind schlicht bei der Bezahlung selbst bei Tariflöhnen nicht überragend. Und viele zahlen noch unter Tarif.“

Ein weiteres Problem sei auch inzwischen fast unbezahlbarer Wohnraum. Gerade in Frankfurt als deutsche Finanzmetropole mit Sitze zahlreicher Banken, nicht zuletzt der EZB, wuchern die Mietpreise. Daher relativiert es sich auch schnell, wenn Beschäftigte aus eher strukturschwachen Regionen nach Frankfurt kämen, um dort besser bezahlte Jobs anzunehmen. Denn in der Stadt selbst mangelt es an Wohnraum und vernünftigen Mietpreisen. Auch das sei, laut Gewerkschaftssekretär, ein Grund, die Bezahlung in der Hotellerie anzuheben.

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