Wirte setzen auf ihre Mitarbeiter
Stimmungen lassen sich offensichtlich auf verschiedene Arten interpretieren: Gestern hat die Arbeiterkammer (AK) eine Studie präsentiert, nach der Mitarbeiter im Gastgewerbe überdurchschnittlich oft unzufrieden sind mit ihren Arbeitsbedingungen. Jetzt kontert die Wirtschaftskammer (WKO) mit einer beinahe gegenteiligen Studie, laut der die Zufriedenheit der Gastro-Mitarbeiter mit dem Job in letzter Zeit gestiegen sei. Besonders erfreulich seien die enorm positiven Werte unter Lehrlingen, wie aus der aktuellen Befragung von Tourismuslehrlingen in der Landestourismusschule Bad Gleichenberg hervorgeht. Demnach seien rund 90 Prozent der Befragten mit dem Beruf in der Gastronomie „sehr zufrieden und glücklich bzw. zufrieden“. Rund zwei Drittel der Lehrlinge bzw. Berufseinsteiger würde Freunden einen Beruf im Tourismus weiterempfehlen. Für den Obmann des Fachverbands Gastronomie in der WKO, Mario Pulker, ist diese Entwicklung keine Überraschung: „Im Bereich Ausbildung und Lehre hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan. Eine Lehre in Österreich zählt zu den hochkarätigsten Ausbildungen der Welt, die in diesem Bereich angeboten werden. Die Top-Platzierungen bei den Berufsweltmeisterschaften beweisen das immer wieder sehr eindrucksvoll.“
Faire und transparente Arbeitsbedingungen wichtig
Wenig überraschend hängt die Zufriedenheit der Mitarbeiter typischerweise vom Umfeld und dem Team bzw. Vorgesetzten ab. Der Fachkräftemangel der letzten Jahre hat dazu geführt, dass sich gute Mitarbeiter den Arbeitgeber praktisch aussuchen können. Dieses Phänomen spiegelt sich auch in den Verdienstmöglichkeiten wieder. „Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist das A&O, daher sind faire und transparente Arbeitsbedingungen besonders wichtig für ein gutes Klima im Betrieb. Gute Laune überträgt sich sofort auf die Gäste und ist ein wesentlicher Teil jener Gastfreundschaft, die uns als Branche so auszeichnet. Allein in Oberösterreich hat die Anzahl der Mitarbeiter in der Gastronomie über die letzten zehn Jahre um 45 Prozent zugenommen“ kommentiert Thomas Mayr-Stockinger, Obmann der oberösterreichischen Fachgruppe Gastronomie, die aktuelle Studie.
Den jüngst präsentierten Arbeitsklimaindex für die Tourismusberufe der Arbeiterkammer sehen die Obleute gelassen: „Die Branche befindet sich im Aufwärtstrend. Dies zeigt besonders auch die Tatsache, dass die Arbeitszufriedenheit der Köche laut Arbeitsklimaindex zuletzt signifikant angestiegen ist. Lediglich 7 Prozent der befragten Köche spielen mit dem Gedanken, den Beruf zu wechseln. Es gibt in jeder Branche schwarze Schafe, von diesen Einzelfällen kann man aber keine strukturellen Defizite ableiten.“ Dass die Anzahl der Kellner leicht rückläufig sei, führen Pulker und Mayr-Stockinger primär auf neue gastronomische Konzepte, bei denen Selbstbedienung im Vordergrund steht, zurück. (CK)