KfW-ifo-Fachkräftebarometer

Fachkräftemangel nimmt weiter ab

Kellner im Restaurant
Auch in der Gastronomie wird weniger über fehlendes Personal geklagt. (Foto: © Drazen/stock.adobe.com)
Die schwache Konjunktur hat Auswirkungen auf die Personalsituation der Betriebe. Nur noch jedes vierte Unternehmen klagt über fehlende Fachkräfte. Doch freie Jobs bleiben so lange offen wie nie – und Experten warnen vor neuen Engpässen.
Mittwoch, 19.11.2025, 12:28 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Unternehmen in Deutschland klagen derzeit seltener über Fachkräftemangel. Im Oktober erklärten 25,8 Prozent der Unternehmen, dass ihre Geschäftstätigkeit wegen fehlenden Personals eingeschränkt sei, berichtet die staatliche Förderbank KfW. Im vierten Quartal 2024 waren es noch 31,9 Prozent, im Sommer 2022 hatte sich fast die Hälfte (49,7 Prozent) der rund 9000 Teilnehmer am KfW-Ifo-Fachkräftebarometer darüber beschwert. 

Vor allem in der Industrie hat sich der Fachkräftemangel im laufenden Jahr weiter abgeschwächt. Hier berichteten nur noch 17,1 Prozent der Betriebe von Schwierigkeiten, geeignete Kräfte zu finden.

Gegen den Trend hat die langsam wieder anziehende Bauindustrie zunehmend Probleme bei der Rekrutierung. Hier klagten mit 31,6 Prozent der Unternehmen deutlich mehr über Fachkräftemangel als bei der vorangegangenen Befragung aus dem April mit 27,3 Prozent. Das weist laut der Förderbank KfW darauf hin, dass die Bautätigkeit in der zweiten Jahreshälfte wieder zugenommen hat.

Einen starken Mangel an Fachkräften beklagt weiterhin die Dienstleistungsbranche. 30,2 Prozent der in diesem Segment tätigen Unternehmen meldet Probleme, Personal zu finden. Allerdings ist auch hier die Quote zuletzt gesunken. In der Gastronomie etwa lag der Anteil der betroffenen Betriebe im April noch bei 40 Prozentim Oktober waren es nun 26,7 Prozent.

Der KfW-ifo-Fachkräftebarometer

Die Ergebnisse des KfW-ifo-Fachkräftebarometers basieren auf Auswertungen der ifo-Konjunkturumfragen. Dafür werden einmal pro Quartal rund 9.000 Unternehmen befragt, darunter 7.500 Mittelständler.

Stellen lange nicht besetzt

Der derzeitige Rückgang des Fachkräftemangels in den meisten Wirtschaftssegmenten könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das grundsätzliche Problem bestehen bleibe, warnt die Förderbank. Nicht zuletzt wegen des demografischen Wandels seien weiterhin viele Unternehmen auf der Suche nach Mitarbeitern. Freie Stellen blieben derzeit so lang unbesetzt wie noch nie: Im Schnitt dauere es fast ein halbes Jahr (161 Tage), bis bei der Arbeitsagentur eine offene Stelle wieder abgemeldet werde. Zum Vergleich: Im Oktober 2010 waren es nur 56 Tage.

Der Fachkräftemangel werde sich wieder verstärken, wenn die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr Fahrt aufnimmt, warnt KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher. Er sagt: „Es muss daher ein wichtiges politisches Ziel bleiben, die Erwerbsbeteiligung in Deutschland zu steigern und qualifizierte Zuwanderung zu ermöglichen.“

Tipps für die Mitarbeitersuche 

Trotz sinkender Zahlen bleibt der Personalbedarf im Gastgewerbe hoch. Der Kampf um geeignetes Fachpersonal ist daher groß – die Mitarbeitersuche wird für alle Betriebe faktisch herausfordernder.

Um dennoch geeignetes Personal zu finden, ist es daher entscheidend, den eigenen Betrieb für Bewerber attraktiv zu machen. Denn Fakt ist: Aufgrund von Vorurteilen, wie ein vorauseilender Ruf von einem rauen Arbeitsklima, niedrige Löhne, tendenziell unflexible Arbeitszeiten (inklusive regelmäßiger Schichten an Wochenenden) stellt das Gastgewerbe für immer mehr Menschen kein attraktives Arbeitsumfeld dar. Wichtig ist es deshalb, Missstände zu beheben und (non-monetäre) Anreize im Austausch gegen Arbeitsleistung anzubieten.

Eine Stellenausschreibung sollte daher im Prinzip klar und unmissverständlich aufzeigen, welche Gegenmaßnahmen getroffen wurden, um ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen. Dies kann gelingen durch:

  • ein positives Betriebsklima durch einen wertschätzenden Umgang
  • ausreichender Erholungsurlaub für Angestellte
  • eine vorausschauenden Dienstplangestaltung für ein gewisses Maß an Planbarkeit und Flexibilität
  • eine gerechte, transparente Trinkgeldverteilung, die Konflikten vorbeugt
  • den Einsatz von Werkzeugen zur Arbeitserleichterung, wie bspw. eine digitale Reservierungssoftware
  • Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung (Schulungen, Messebesuche …)

Außerdem sollten Betriebe bereit sein, auch Quereinsteiger einzustellen und ggf. in Eigeninitiative für die ausgeschriebenen Positionen zu qualifizieren. Und zu guter Letzt sollte aktiv Personalmarketing betrieben werden. Es empfiehlt sich dabei, alle Kanäle zu nutzen und selbst aktiv zu werden. So kann eine Stellenausschreibung z. B. im eigenen Restaurant aushängt, in lokalen Zeitungen inseriert oder in Jobportalen wie der HOGAPAGE-Jobbörse platziert werden.

(dpa/KfW/Resimo/SAKL)

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