Machen Sie Urlauber im Rentenalter zu Ihren Gästen!
Die Zahl der deutschen Rentner mit genügend Kleingeld im Portemonnaie ist groß. Sie stehen zwar nicht für die Mehrheit der Senioren, gehören aber zu einer wachsenden Gesellschaftsschicht. Bürger, die das 65. Lebensjahr geschrammt haben, sind heutzutage fitter und mobiler als ihre Elterngeneration. Sie haben Zeit und Geld, sich die Welt anzuschauen. Das Gastgewerbe muss diese Zielgruppe daher verschärft im Auge haben.
Laut dem Statistischen Bundesland hat sich die Zahl der Rentner zwischen 1990 und 2014 um satte 43 Prozent, auf summa summarum 17 Millionen erhöht. Im Vergleich dazu ist die Geburtenrate gesunken, wonach es im Jahr 2030 mehr Rentner als 20-bis30 Jährige gibt.
Wie profitiert das Gastgewerbe von den vielen Rentnern?
„Rentner wollen im Urlaub meist nicht die Füße hochlegen“, sagt Philipp Wagner von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) gegenüber der Süddeutschen Zeitung (SZ). „Während Jüngere häufiger am Strand entspannen, stehen bei den Rentnern vielfältige Aktivitäten auf dem Programm“, so Wagner. Senioren interessieren sich viel stärker für Kulturreisen wie Städtetrips, Rund- und Naturreisen. Durchschnittlich zeigen sie sich mit 970 Euro pro Kopf und Reise spendabler als jüngere Semester. Im Ausland bevorzugen die Rentner Destinationen wie Spanien, die Kanaren, Italien und Österreich. Deutschland ist als Urlaubsland auch gefragt. 41 Prozent der über 65-Jährigen verbrachte 2015 ihren Haupturlaub in Deutschland, bei den Jüngeren hingegen nur 24 Prozent, wie die Süddeutsche Zeitung weiter schreibt.
Keine offensive Werbung für Senioren
Eigene Kataloge oder „Angebote für Senioren“ sind für Hoteliers und Gastronomen deplatziert. Aus einem einfachen Grund: Die reiselustigen 65-Jährigen wollen nicht „zum alten Eisen“ gehören und so abgestempelt werden. „Man kann nicht alle 70-Jährigen über einen Kamm scheren“, sagt Studiosus-Sprecher Frano Ilic im Interview mit der SZ. Die einen machten problemlos normale Studienreisen mit, für jene, die sich weniger zutrauen, habe man unter dem Label „mit Muße“ Reisen entwickelt, die etwas weniger Action versprechen.
Viele Senioren sind mit einer gewaltigen Kaufkraft gesegnet. Sie bevölkern Kreuzfahrtschiffe, kaufen Wohnmobile und E-Bikes. Wer will, aber nicht mehr so kann, für den haben Unternehmen wie die Charter-Fluglinie Condor oder die Deutsche Bahn passende Features in petto. Die Abläufe beim Einchecken und Boarding sind bei Condor z. B. so eingerichtet, dass behäbigere Fluggäste stressfreier einsteigen können. Ein Mediziner am Boden berät die Crew, sollte ein Passagier Vorerkrankungen haben. Solche Angebote können natürlich auch von Hoteliers sinnvoll in eine umfassendere Gästebetreuung integriert werden. Im neuen ICE 4 der Deutschen Bahn gibt es mehr bodennahe Gepäckablagen, Haltegriffe und kontrastreichere Displays, wie die SZ weiter schreibt. Eine neue App soll dabei helfen, die oft schwer verständlichen Durchsagen im Zug parallel nachlesen zu können. Dafür bräuchten die Senioren aber ein Smartphone – Geld dafür wäre ja da… (Süddeutsche Zeitung / FL)