Miniserie Rentenplanung, Teil 1

So planen Sie Ihre Rente richtig – Übersicht der Anlageformen

Geldmünzenstapel mit überblendeter Grafik von Aktienkurven
Um für die Rente vorzusorgen, gibt es konservative und risikofreudige Kapitalanlagen. (Foto: ©ipopba/stock.adobe.com)
In unserer neuen Mini-Serie wollen wir Einblicke in die verschiedenen Kapitalmärkte geben und Basiswissen über mögliche Anlageformen vermitteln – Nützliches für eine aktive und individuelle Rentenplanung.
Donnerstag, 17.12.2020, 08:52 Uhr, Autor: Willi Froschauer

Unser Autor Willi Froschauer lehrt seit mehr als zehn Jahren an der Hotelfachschule München, an der er auch Projekte, wie Rentenplanung für Gastronomen, anbietet.

Für die Rente vorzusorgen ist häufig leichter gesagt als getan. Wie geht man dieses unüberschaubare Thema am besten an? Wo kann man sein Geld denn überhaupt noch ertragreich und sicher anlegen, welche Anlagenformen gibt es? Inwiefern spielen gesamtwirtschaftliche (makroökonomische), politische und psychologische Einflüsse eine Rolle? Und was kosten mich die verschiedenen Anlageformen letzten Endes? Fragen über Fragen, mit denen Unsicherheiten verbunden sind. Finanzmärkte – das große Unbekannte.

Mit unserer neuen Miniserie wollen wir versuchen, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Unser Autor Willi Froschauer, der als studierter Betriebs- und Volkswirt seit rund 30 Jahren Finanzierung und Makroökonomie an der Hotelfachschule München und der IHK lehrt, vermittelt in mehreren Fachbeiträgen Grundlegendes zu den Kapitalmärkten und erklärt, was bei einer autarken und individuellen Rentenplanung für Angestellte und Inhaber von Gastronomiebetrieben zu beachten ist. Dieser Artikel ist der Auftakt unserer kleinen Ratgeber-Serie.

Autarke und individuelle Rentenplanung für Hoteliers und Gastronomen

Zinsschmelze, internationale wirtschaftliche und politische Unsicherheiten, Corona-Pandemie: Wir leben in Zeiten, die jede Art von Geldanlage als Risikoanlage erscheinen lässt. Aber selbst für Anleger mit kleinem Geldbeutel gibt es Anlageformen, die zumindest auf längere Sicht ein relativ geringes Maß an Risiko beinhalten, bei gleichzeitig guter Aussicht auf eine akzeptable Verzinsung – jenseits der Mini-Zinsen (s. Lebensversicherungen) oder gar Negativzinsen (s. bei deutschen Staatsanleihen), die man erhält, wenn man sein Kapital „einfach nur tot“ auf dem Girokonto ruhen lässt. Um davon im Alter zu profitieren, bedarf es einer kompetenten und maßgeschneiderten Altersvorsorge.

Doch woran soll sich ein Neueinsteiger orientieren, um selbstständig und fundiert eine Anlagenentscheidung treffen zu können? Das sind die Probleme:

Ein Hauptproblem liegt in der unendlichen Flut immer neuer Finanzprodukte, die eine Orientierung unmöglich erscheinen lassen. Welche Finanzmärkte gibt es überhaupt, nach welchen Kriterien funktionieren sie und welche Produkte stehen dort jeweils zur Verfügung? Dazu kommt, dass sich Anleger vor einer Geldanlage häufig nicht genügend Gedanken über Anlagezweck, Anlagehorizont und das Risiko, das sie einzugehen bereit sind, machen.

Wichtig ist, sich vorab eingehend über Anbieter von Anlageformen zu informieren. Ansonsten drohen intransparente Kostenstrukturen, Empfehlungen, die häufig nur auf eigene Finanzprodukte abzielen oder ungeachtet der aktuellen Situation abgegeben werden, um Provisionen zu kassieren und den Kunden zu binden.

Welche grundsätzlichen Überlegungen sollten zu Beginn einer Anlageentscheidung stehen? Wichtige Kriterien sind:

  • der Zweck, für den Kapital angelegt werden soll
  • die eigene Lebenssituation (verfügbare finanzielle Mittel, finanzielle Verpflichtungen, Alter etc.)
  • die eigene Risikobereitschaft
  1. KONSERVATIVE ANLAGEZIELE UND ANLAGEFORMEN

Beabsichtigt z.B. ein Anleger, Kapital anzusparen, um in ein paar Jahren eine Immobilie zu kaufen, wäre eine Anlage in einzelne Aktien, selbst in Aktienfonds oder Aktien-ETF´s womöglich mit erheblichen Risiken verbunden. (Man denke nur an den Absturz der internationalen Aktienmärkte bei Ausbruch der Pandemie – der DAX etwa stürzte von über 13.000 Punkten im März 2020 auf 8.200 Punkten innerhalb kurzer Zeit ab). Der „klassische“ Weg besteht hier im Ansparen, etwa in Form von Bausparverträgen. „Bausparer“ sind Finanzierungsformen, die eine Kombination von Ansparen und Baufinanzierung darstellen und steuerlich gefördert werden können. Aufgrund der historisch niedrigen Zinsen für Bankdarlehen werden die Vorteile von Bausparverträgen aber zunehmend kritischer hinterfragt.

Dasselbe Risiko gilt auch für Anleger, die zwar über ein gewisses Kapital verfügen, aber das Meiste davon zum Lebensunterhalt benötigen (s. Familienplanung, Rentenantritt). Man sollte also genau überlegen, wie viel Kapital man wirklich für eine Geldanlage übrighat. In diesen Fällen empfehlen sich eher konservative Anlageformen, also solche mit geringerem Risiko, wie zum Beispiel:

  • Staatsanleihen
    Der Staat (meist in Form der Gebietskörperschaften Bund, Länder, Gemeinden) beschafft sich durch die Ausgabe von Anleihen, Obligationen, Schuldverschreibungen etc. für einen bestimmten Zeitraum Kapital, für das während des Anlagezeitraumes meist feste Zinsen bezahlt werden. Nach Ablauf der Frist wird das geliehene Kapital zurückgezahlt.
    Diese Anlageform gilt als relativ sicher. Der Grad der Sicherheit hängt allerdings davon ab, wer der Emittent (Herausgeber) der Staatsanleihen ist. Manche Länder stecken in großer finanzieller Not und sind gezwungen, sich frisches Kapital zu höheren Zinsen zu besorgen wie Länder, die einen solideren Staatshaushalt haben. Winken hohe Zinsen, ist diese Anlage deshalb nicht unbedingt die bessere Alternative – oft ist es genau anders herum: Hinter niedrigeren Zinsen steckt meist ein soliderer Staatshaushalt und damit ist die Wahrscheinlichkeit höher, das eingesetzte Kapital vom Staat zurückzuerhalten.
  • Rentenfonds und Geldmarktfonds
    In diesen Fonds sind verzinsliche Anlageformen enthalten, wie Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Festgelder etc. Der Fondsmanager kauft verschiedene verzinsliche Anlagen und ermöglicht so eine gewisse Risikostreuung für die Käufer der Fondsanteile. In Geldmarktfonds sind speziell kurzfristige verzinsliche Anlagen enthalten, in Rentenfonds überwiegen die langfristigen Formen, wie z.B. Anleihen.
  • Kapitallebensversicherungen
    Diese Vertragsform beinhaltet zwei Komponenten: 1. eine Erlebensfallleistung im Falle des Erlebens der Vertragslaufzeit und 2. eine Todesfallleistung für Hinterbliebene im Falle des Todes während der Vertragslaufzeit. Die Erlebensfallleistung – bestehend aus Versicherungssumme, Mindestverzinsung und Überschussbeteiligung – kann entweder in einer Summe ausbezahlt oder in eine lebenslange Rente umgewandelt werden.
    Diese Anlageform gilt als eine der sichersten, aber auch hier ist darauf zu achten, wie groß die Bonität des Versicherers ist. Versicherer, die es schon lange am Markt gibt und solche mit hohem Vermögen, gelten als sicherer als kleinere. Aber das gilt nicht immer, da kleinere Versicherer u.U. effizienter arbeiten. Die aktuelle Mindestverzinsung der klassischen Lebensversicherung beträgt allerdings nur 0,9 % pro Jahr.
  • Fondsgebundene Lebensversicherungen
    Hier werden die Kundengelder in Investmentfonds angelegt, um eine höhere Rendite zu erzielen. Der Kunde erhält nicht nur einen Todesfallschutz für Hinterbliebene, sondern profitiert zusätzlich von den Chancen auf den Aktienmärkten. Allerdings kann der Versicherer dem Versicherten keine feste Ablaufleistung garantieren, denn diese hängt von der Entwicklung der Aktienmärkte ab. Zudem warten i.d.R. sehr hohe Kosten beim Kauf und jährliche Verwaltungskosten auf den Versicherten.

WICHTIG: Für Lebensversicherungen und Bausparer muss man sich intensiv und vor allem individuell von einer Versicherung oder Bank beraten lassen – daher werden sie hier nicht näher erläutert.

  1. SPEKULATIVERE ANLAGEZIELE UND ANLAGEFORMEN

Verfügt ein Anleger über finanzielle Mittel auf einem Girokonto oder Festgeldkonto, die er abzüglich eines gewissen Puffers für Notfälle nicht benötigt, ergeben sich vor dem Ziel der Renditesteigerung ganz andere Perspektiven. Je nach Risikobereitschaft und Anlagehorizont steht hier ein weites Feld von Anlageformen zur Verfügung. Ist ein Anleger risikofreudig, also kann er einen gewissen finanziellen Verlust in Kauf zu nehmen, gibt es dafür u.a. folgende Anlageformen:

  • Einzelne Aktien
    Hier besteht aus mehreren Gründen ein gewisses Risiko:
    1. Falls man nur über geringe finanzielle Mittel verfügt und daher nicht ausreichend verschiedene Aktien kaufen kann, um das Risiko streuen zu können.
    2. Falls man zu wenig Fachwissen, Erfahrung oder Zeit mitbringt, um sich mit den Kapitalmärkten intensiv auseinanderzusetzen, um so eine fundierte Entscheidung zu treffen.
  • Aktienfonds
    Hier ist das Risiko geringer als beim Kauf einzelner Aktien, da:
    1. Ein Aktienfonds aufgrund eines hohen Fondsvermögens (oft mehrere Milliarden Euro oder Dollar) in eine weitaus größere Anzahl von Aktien investieren kann als ein einzelner Anleger, dem nur ein kleinerer Kapitalbetrag zur Verfügung steht. Dadurch wird eine weitaus größere Risikostreuung erreicht.
    2. Diese Aktienfonds von Profis gemanagt werden, die ausreichend Erfahrung, Zeit und Zugang zu relevanten Informationen haben.
  • ETF´s auf Aktien oder Aktienindizes
    Bei ETFs („Exchange Traded Funds“) handelt es sich um börsengehandelte Indexfonds. Diese Fonds bilden quasi einen Börsenindex, bspw. den DAX, ab. Das einfachste Beispiel: Eine Fondsgesellschaft kauft mit dem Geld der Anleger alle jene Wertpapiere, die z.B. im DAX enthalten sind, das heißt die der 30 größten Unternehmen in Deutschland. Meist handelt es sich um Aktien oder Anleihen. Hier besteht ein ähnliches Risiko wie bei Aktienfonds, allerdings sind ETF´s besser handelbar und meist auch kostengünstiger als Aktienfonds.
  • Unternehmensanleihen inländischer und ausländischer Unternehmen in Euro
    Unternehmen beschaffen sich durch die Ausgabe von Anleihen für einen bestimmten Zeitraum Kapital, für das sie während des Anlagezeitraumes Zinsen bezahlen. Nach Ablauf der der Frist wird das geliehene Kapital zurückgezahlt. Die Zinsen für Unternehmensanleihen sind i.d.R. höher als die Zinsen, die man für Staatsanleihen erhält. Grund: Man traut dem Staat eher zu, das geliehene Geld zurückzuzahlen als den Unternehmen.
  • Unternehmensanleihen und Staatsanleihen in ausländischer Währung
    Da eine solche Fremdwährungsanleihe (z.B. in US-Dollar) vom Anleger gekauft werden muss und auch die Zinsen und die Rückzahlung des Kredits in der Fremdwährung stattfindet, besteht hier ein so genanntes Wechselkursrisiko. Das bedeutet: Ggf. bekommt man für den Umtausch der Fremdwährung in Euro am Ende der Laufzeit weniger zurück, als man zuvor investiert hatte.
  • Derivatehandel
    Derivate sind Nebenwerte (z.B. Optionsscheine) auf Basiswerte (z.B. eine Aktie). Man kann z.B. eine Automobilaktie direkt kaufen oder mit weniger Geld einen Optionsschein kaufen, der auf einen steigenden Kurs der Automobilaktie setzt (in diesem Falle einen „Call“). Das Problem: Geht die Wette nicht auf und die Aktie steigt innerhalb der definierten Frist nicht wie gedacht, hat man im schlimmsten Fall einen Totalverlust, während man den Kursrutsch der Aktie beim direkten Kauf „aussitzen“ kann.Derivate gibt es auf alles, also auf Aktien, Aktienindizes, Fremdwährungen (Devisen), verzinsliche Wertpapiere, Rohstoffe – kurzum, alles was auf den Kapitalmärkten gehandelt wird. Vorsicht: Derivate sollten nur von erfahrenen Anlegern gekauft werden und am besten nur zur Absicherung von Basiswerten (es gibt auch Derivate, die auf von einem sinkenden Aktienkurs profitieren (in diesem Falle ein „Put“) und so den Kursrutsch der Aktie abfedern („Hedging“). Auf Derivate wird in der Mini-Serie nicht näher eingegangen, da diese Anlageformen in der Regel nur von institutionellen Anlegern wie Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften getätigt werden und auch getätigt werden sollten. Das damit verbundene Risiko ist einfach zu hoch, um als Privatanleger seine Ersparnisse zu riskieren.
  • Edelmetalle
    Für viele zählt das Kaufen von physischem Gold (Barren, Münzen) als einer der sichersten Anlageformen. Allerdings gibt es hier auch Risiken, z.B. die Entwicklung alternativer Anlageformen, wie verzinsliche Anlageformen, die zu einem Verfall des Goldpreises führen können.
  • Immobilienfonds
    Auch „Betongold“ gehört für viele Anleger zu den sichersten Anlageformen, aber auch hier gibt es Risiken z.B. aufgrund der Abhängigkeit von der Konjunkturentwicklung, dem Management und der Liquidität der Immobiliengesellschaft.

Nach dieser Übersicht über die verschiedenen Anlageformen, die hier sicherlich nur grob angeschnitten werden können, soll in den folgenden Beiträgen näher auf die einzelnen Finanzmärkte eingegangen werden.

Als nächstes: Teil 2 unserer Serie – der Aktienmarkt.

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