Organisation

Wachstum kontrollieren: So verhindern Gastro-Profis teure Fehler

Mann verzweifelt vor riesigem Stapel
Wer sich als Gastronom oder Hotelier nicht regelmäßig mit seinem Steuerberater austauscht, läuft Gefahr, in teure steuerrechtliche Fallen zu tappen. (© weerayut / fotolia)
Hoteliers und Gastronomen sind gezwungen, ihre steuerlichen und kaufmännischen Strukturen immer aktuell zu halten. Denn schnell gerät die Organisation aus den Fugen und es passieren teure Fehler.
Montag, 20.03.2017, 11:27 Uhr, Autor: Felix Lauther

Wer als Gastronom und Hotelier strukturell gut aufgestellt ist, kann gewinnbringend arbeiten – jeder kaufmännische und steuerliche Fehler kann zu einem herben Einschnitt führen und den Geschäftserfolg gefährden. Die Bandbreite der möglichen Krisenszenarien reicht von anfangs kaum spürbaren Umsatzrückgängen über größere finanzielle Schwierigkeiten bis hin zu Geld- oder sogar Freiheitsstrafen, weil steuerliche Pflichten in erheblichem Umfang nicht erfüllt worden sind. Dass es sich dabei nur um Handhabungs- oder Kommunikationsfehler gehandelt hat, spielt für die Finanzbehörden keine Rolle.

Mit den wachsenden Strukturen wächst auch der Aufwand
Deshalb kommt es darauf an, dass Hoteliers und Gastronomen professionelle Strukturen in ihren Betrieben herstellen und dauerhaft aufrechterhalten. Die Praxis zeigt, dass Unternehmer oft mit ihrer eigenen Entwicklung nicht Schritt halten können – besonders dann nicht, wenn sie nicht nur administrativ, sondern auch operativ verantwortlich sind und ihre Stärken zudem vielleicht eher in den Gastgeberqualitäten als in der kaufmännischen Geschäftsführung liegen. Als das Unternehmen noch kleiner war, hat das möglicherweise sogar ausgereicht: Es gab nur wenige Angestellte und eine Handvoll Lieferanten, die man schon lange kannte, und auch das Immobilienmanagement war verhältnismäßig leicht – es handelte sich schließlich um einen Pachtbetrieb. Doch im Laufe der Zeit wurde alles größer: Das Hotel wurde gekauft, ein zweites mit angeschlossenem Restaurant kam hinzu, aus zehn Mitarbeitern wurden 40, die Führungskräfte fahren Firmenwagen, und einen eigenen Cateringservice hat der Unternehmer jetzt auch – es hat sich halt so ergeben.

Aber die Strukturen sind nicht parallel mit gewachsen, sondern immer noch auf dem Stand des Beginns, als ganz andere Themen und Aufgaben wichtig waren, als das jetzt der Fall ist. Konkret bedeutet das: Der Unternehmer sucht nachts die Belege für die Finanzbuchhaltung und Umsatzsteuervoranmeldung zusammen, vergisst aber die Hälfte, während er gleichzeitig bei der Arbeitszeitaufzeichnung der Mitarbeiter ebenso völlig den Überblick verloren hat wie bei den in die Höhe schießenden allgemeinen Kosten seiner Betriebe – ihm ist völlig entgangen, dass Energieversorger und mehrere Lieferanten die Preise massiv erhöht haben und ihn das auf einen Schlag mehrere Prozent Umsatz und Gewinn kostet. Und die Dienstleister für sein schnell wachsendes Veranstaltungs-Catering kontrolliert er auch nicht mehr wie früher.

Kostenexplosionen führen zu Umsatzrückgang
Die Folge: Die Erträge sinken bei gleichzeitig steigenden Gefahren, sich Verstößen gegen die Abgabenordnung strafbar zu machen. Denn gerade in Zeiten von Mindestlohn und Arbeitszeitgesetz stehen Betriebe unter Dauerbeobachtung der Finanzkontrolle Schwarzarbeit und den Sozialversicherungsträgern, und Pflichtverstöße kosten richtig viel Geld. Zumal sie auch dann dem Unternehmer angelastet werden, wenn sie von einem Mitarbeiter oder einem Auftragnehmer begangen worden sind. Denn von Strukturen und Kontrolle, die vor einer Haftung schützen könnten, kann in der vorhandenen Organisation nun wahrlich keine Rede sein…

Natürlich steigt auch das Risiko hoher Steuernachforderungen, wenn nicht alle Ausgaben vernünftig belegt werden können und vielleicht auch bei der Preisgestaltung und der Kassenführung hin und wieder Unordnung herrscht. Dann können Betriebsprüfer einfach Gewinne zu schätzen und die Steuerlast nach oben treiben. Ganz zu schweigen vom Risiko eines weiteren Verstoßes gegen steuerliche Pflichten: Nach dem neuen Kassengesetz können die Fiskalbehörden im Rahmen der unangekündigten Kassennachschau demnächst das Kassensystem einfach auslesen, um mögliche Fehler zu finden. Das kann zu einer Betriebsprüfung und einer empfindliche Strafe führen.

Kurz gesagt bedeutet dies: Hoteliers und Gastronomen sind zwingend dazu angehalten, ihre steuerlichen und kaufmännischen Strukturen immer aktuell zu halten und sich regelmäßig mit dem Steuerberater über wachsende Anforderungen auszutauschen. (Burkhard Küpper/ Steuerberatungsgesellschaft Albers & Küpper / FL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Außenansicht des Badrutt's Palace Hotel
St. Moritz
St. Moritz

Badrutt’s Palace Hotel managt das El Paradiso

Zum Beginn der Wintersaison 2021/2022 übernimmt das Badrutt’s Palace Hotel das Management des bekannten El Paradiso mit Restaurant und Member Club.
Portier überreicht Schlüsselkarten an Gäste
Tipps & Tricks
Tipps & Tricks

8 Tipps für eine gelungene Hochsaison

In der Hochsaison steigen die Zimmerbuchungen und Tischreservierungen. Dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen der Gäste an einen perfekten Service. Für das Gastgewerbe eine Mammutaufgabe, denn das Personal und die Betriebsprozesse müssen unter Höchstleistung funktionieren.
Köchin hält heißen Kochtopf von sich
Moderne Führungskräfte
Moderne Führungskräfte

Gastro-Management: Mitarbeiterführung leicht gemacht

Flache Hierarchien, Outsourcing-Tendenzen sowie die fortschreitende Bildung von Kooperationen: die Ansprüche an eine Führungskraft in der Gastronomie haben sich geändert. Sind Sie Ihrer leitenden Funktion noch gewachsen?
Frau boxt Mann mit Boxhandschuh ins Gesicht
Tipps & Tricks
Tipps & Tricks

Diskussion mit Stil: So überzeugen Sie Gäste, Chefs und Kollegen

Keiner diskutiert gerne mit Gästen und Kollegen. Rechthaberei kostet Nerven und kann die Fronten schnell verhärten. In der Diskussion wollen wir den anderen nicht nur überzeugen, sondern ihn dabei auch nicht verprellen. Wir haben 7 Tipps für Debatten, die für beide Gesprächsteilnehmer gut ausgehen.
Koch wirft Gemüse durch die Luft
Tipps & Tricks
Tipps & Tricks

Teambuilding: So spielen Gastronomen immer die 1. Geige

In der Gastro bestimmt der Team-Gedanke alles. Unter den Mitarbeitern gilt es, die eigenen Stärken und Schwächen sowie die der Kollegen zu kennen. Wie Gastronomen die beste Mannschaftsaufstellung finden, erklärt HOGAPAGE Today und Unternehmer.de.
Nico Schweiger und Tassilo Titz "Gastro-Coaches"
Weiterbildung in der Gastro
Weiterbildung in der Gastro

„Gastrocoach“: Nicolai Schweiger und Tassilo Titz mit Schulungs-Startup

Diese zwei Gastronomen glänzen nicht nur mit Fachwissen, Praxiserfahrung und Etikette, sie wollen ihr Wissen auch weitergeben. Nicolai Schweiger und Tassilo Titz sind angetreten, um das Management der Gastronomen und Hoteliers, deren Mitarbeiter, sowie Unternehmen und Privatpersonen fit für die Gastro-Zukunft zu machen.
Frau auf Laufstrecke mit Laufanzug
Das müssen Sie wissen
Das müssen Sie wissen

Lebenslauf-Check: Tipps zur perfekten Bewerbung!

Anschreiben und Lebenslauf sind die wichtigsten Aushängeschilder Eurer Bewerbung. Der „Curriculum Vitae“ ist Eure erste Visitenkarte für den Küchenchef oder Hotelier. HOGAPAGE Today zeigt Euch, wie Ihr Euren Lebenslauf erfolgreich pimpen könnt.
Mann überreicht Arbeitszeugnis in Brief
Rechtslage
Rechtslage

Arbeitszeugnis: Chefs sind zur Wahrheit verpflichtet

Arbeitszeugnisse schreiben Chefs eher ungern. Sie kosten Zeit und halten von den wichtigen Arbeiten ab. Mit der Genauigkeit sollten es Gastro-Profis aber streng halten, denn wer seinen Mitarbeitern falsche Tätigkeiten im Zeugnis unterjubelt, der macht sich strafbar.