Psychologie

Wer flucht, der sagt öfter die Wahrheit!

Frau schreit Mann mit Megafon an
© pathoc / fotolia
Fluchen Sie auch wie ein Rohrspatz, wenn der Service mal wieder den Tisch falsch eingedeckt hat oder der Getränkelieferant eine falsche Rechnung präsentiert? Dann tun Sie das ruhig weiter, denn Sie sind eine ehrliche Haut. Klingt komisch, ist aber so.
Mittwoch, 25.01.2017, 08:47 Uhr, Autor: Felix Lauther

Wer in der Küche, im Büro oder hinterm Tresen öfter Schimpftiraden, Flüche oder obszöne Ausdrücke zum Besten gibt, der macht sich mit seiner Außendarstellung wenige Freunde – ist aber wiederum glaubwürdiger gegenüber Geschäftspartnern, Mitarbeitern und Freunden. Das haben Psychologen und Wirtschaftswissenschaftler in einem gemeinsamen Forschungsprojekt herausgefunden: nachzulesen im Fachblatt Social Psychological and Personality.

Wer flucht, der gibt seiner Unzufriedenheit einen unschönen Namen. Die Klaviatur der Fäkalsprache, obszönen Ausdrücke oder sexuelle Frotzeleien spielt der notorisch unzufriedene Erdenmensch immer öfter. Von dieser Spezies gibt es gerade in Deutschland viele. Neid, Egoismus und empathische Disfunktionalität bilden den Treibstoff für die Fluch-Motorik im 21. Jahrhundert. Beobachtungsposten gibt es viele: im Supermarkt, Straßenverkehr und natürlich im Gastro-Betrieb. Es ist demnach umso überraschender, dass Wissenschaftler die verbale Entgleisungen mit Ehrlichkeit ohne Hintergedanken verbinden.

Fluchen ist eine ehrliche Meinung
Forscher Gilad Feldmann und sein Team haben 276 Freiwillige gebeten, all ihre benutzten Flüche und Schimpfwörter aufzulisten. Wer eine recht umfangreiche Liste an Fluchtiraden zu bieten hatte, erwies sich beim anschließenden Lügentest als besonders ehrlich. Die Probanden schienen nicht darauf abgezielt zu haben, sozial genehme Antworten zu geben. Ein ähnliches Bild ergab eine weitere Analyse im Social Network Facebook. Hier werteten die Forscher sämtliche Kraftausdrücke von 75.000 Nutzern aus. Wer auf seinem Account gerne einmal unflätige Kraftausdrücke benutzte, verwendete aber auch oft die Pronomen „Ich“ und „Wir“. Den Psychologie-Forschern zufolge, deute dies auf ein „größeres Maß an Ehrlichkeit“ hin. Ein gutes Beispiel sei Donald Trump, der zwar oft fluche und Kontrahenten oder Medien mit Kraftausdrücken verunglimpft, sich aber dadurch im Wahlkampf besser darstellen konnte. Trotz all den teilweise erschreckenden Ausdrücken, wurde er vom Wähler glaubwürdiger als seine Kontrahentin Hillary Clinton eingeschätzt.

Wer flucht bereinigt seine Sprache nicht, um adretter zu wirken. Für Gastronomen gilt also: hat der Azubi die Panna Cotta in den Sand gesetzt, rettet ein Donnerwetter zwar nicht das Dessert, zeigt ihrem Lehrling aber wenigstens, dass sie ihm ihre ehrliche Meinung ins Gesicht posaunen können… (FL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Frau vervollständigt ihre Bewerbungsunterlagen
Ratgeber
Ratgeber

Bewerbung schreiben lassen: Professionelle Unterstützung für den Karrieresprung in der Hotellerie

Der Einstieg in eine erfolgreiche Karriere in Hotellerie und Gastronomie beginnt mit einer überzeugenden Bewerbung. Gut formulierte Unterlagen können dabei den entscheidenden Unterschied machen. Lohnt es sich daher, eine Bewerbung professionell anfertigen zu lassen?
Roboterfinger berührt menschlichen Finger
Studie
Studie

Wie KI das europäische Gastgewerbe verändert

In der heutigen Hotelbranche ist die Diskussion rund um künstliche Intelligenz allgegenwärtig. Doch wie ist der tatsächliche Stand der KI-Einführung in der Branche und welche Haupthindernisse behindern ihren Fortschritt?
Leeres Restaurant/Café
Statistik
Statistik

Gastgewerbe in Mecklenburg-Vorpommern: „So viele Betriebsaufgaben wie nie zuvor“

Die Corona-Krise haben Gaststätten und Hotels in Mecklenburg-Vorpommern (MV) überlebt – trotz Kapazitätsbeschränkungen und Zwangsschließungen. Nun aber wächst die Zahl der Pleiten in der Branche. 
Kellner kassiert Gäste ab
Umsatzzahlen
Umsatzzahlen

Gastgewerbe steigert Umsatz im April

Der Ostermonat April sorgte für Aufwind in Betrieben wie Restaurants, Cafés und Hotels. Dennoch bleibt die Lage in der Branche angespannt. Hoffnung macht die angekündigte Unterstützung der neuen Bundesregierung.
Kellnerin in einem Cafe
Weiterbildung
Weiterbildung

Wie Social Recruiting im Gastgewerbe funktioniert – Kostenloses Webinar

Wie können Betriebe im Gastgewerbe trotz Fachkräftemangel Bewerber finden? Eine kostenfreie Online-Weiterbildung von Strehlow Recruiting zeigt Ansätze und gibt Praxisbeispiele aus erster Hand. 
BEAM-Summit 2025
Event
Event

BEAM-Summit 2025: Zusammenarbeit als Schlüssel zur Zukunft der Hospitality

„The Power of Collaboration“ – unter diesem Motto diskutierten Experten aus Hotellerie, Landwirtschaft, Tourismus und Wirtschaft beim diesjährigen BEAM-Summit über die großen Fragen nachhaltiger Entwicklung im Gastgewerbe.
Frau zahlt im Restaurant mit Karte
Diskussion
Diskussion

Trinkgeld am Terminal: Cleverer Service oder digitale Erpressung?

Kartenzahlung ist im Alltag längst angekommen – und mit ihr die digitale Trinkgeldoption. Moderne Terminals schlagen beim Bezahlen automatisch bestimmte Beträge vor. Doch wird Trinkgeld dadurch zur Pflicht? HOGAPAGE hat beim Dehoga nachgefragt – und zeigt, worauf Betriebe beim digitalen Trinkgeld achten sollten.
Gerhard Bruder, Homeira Amiri, Dr. Marcel Klinge und Christa Stienen
Neuausrichtung
Neuausrichtung

Neuwahlen bei der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt hält am Freitag ihre Mitgliederversammlung ab. Dabei stellt sich der Thinktank für die nächste Wahlperiode personell neu auf. Es könnte zu Doppelspitzen in Aufsichtsrat und Vorstand kommen. 
Kellner möchte Bestellung aufnehmen.
Umsatz
Umsatz

Bayerns Wirte hoffen nach zähem Start auf den Staat

Rechnet man Preissteigerungen heraus, hat das Gastgewerbe im ersten Quartal weniger Umsatz gemacht. Das gilt aber nur für einen Teil der Branche. Der Verband blickt jetzt erwartungsvoll nach Berlin.