Harte Arbeitsbedingungen

Beruf Koch: Wenn Schmerzmittel nicht mehr ausreichen

Silhouette Mann und Alkohol
In England greifen sehr viele Köche zu Alkohol und Aufputschmittel. (Foto: © Trifonenko Ivan / fotolia)
Nicht nur in Deutschland haben Köche und Servicepersonal mit harten Branchenbedingungen zu kämpfen. Eine Studie belegt nun erschreckende Zustände auch in England.
Montag, 22.05.2017, 09:22 Uhr, Autor: Markus Jergler

Wie Tag24 berichtet wurden für die Studie insgesamt 265 Köche befragt. Durchgeführt wurde die Analyse von der englischen Gewerkschaft „Union“. Die Studienergebnisse zeigen klar: Auch auf der Insel ist die Gastronomie sehr hart und muss unbedingt einen Wandel durchleben. Beinahe fünfzig Prozent aller Befragten arbeiten jede Woche bis zu 60 Stunden in der Küche, in einem Raum mit wenig Platz, viel Hektik, teilweise extremer Hitze und unter ständigem Zeitdruck. Bei 14 Prozent sind es sogar mehr als 60 Stunden, Überstunden kommen oft noch zusätzlich hinzu. Wie in Deutschland, schließen auch in England die Küchen eben erst dann, wenn der letzte Gast satt und zufrieden nach Hause geht.

Insgesamt gaben 69 Prozent der Köche an, dass sich ihre Arbeit negativ auf ihre Gesundheit auswirke. 27 Prozent greifen daher regelmäßig zu Alkohol, bereits während der Schicht. Dies zieht sich oft bis in die frühen Morgenstunden. Da es für die meisten nach nur wenigen Stunden Schlaf aber auch wieder sehr früh los geht, müssen Schmerzmittel dabei helfen, den unvermeidlichen Kater unter Kontrolle zu halten. Vielen (knapp 50 Prozent) reicht dies jedoch nicht mehr, sodass diese direkt zu Aufputschmitteln wie Amphetaminen greifen. Anders seien 12-Stunden-Schichten oder noch längere Arbeitszeiten bei voller Konzentration nicht mehr zu meistern.

Dass Drogen natürlich keine Lösung sind, zeigt die Statistik ebenfalls. Jeder Koch wird es bestätigen können. Es ist schlicht unmöglich, jeden Tag die Konzentration für 12 Stunden oder mehr aufrechtzuerhalten. 78 Prozent der befragten Köche gaben an, schon einmal einen durch Erschöpfung bedingten Unfall auf der Arbeit erlebt zu haben. Physische Unfälle sind dabei jedoch nicht die einzige Gefahr. 51 Prozent leiden zudem unter psychischen Problemen wie beispielsweise Depressionen.

Wie Tag24.de berichtet, sagte Unite-Vorstandsvorsitzender Dave Turnball, der die Studie in Auftrag gab, gegenüber des Vice-Ablegers Munchies: „Das ist nicht nur ein Londoner Problem. Es gilt landes- und wahrscheinlich weltweit. Arbeitgeber in Hotels und Restaurants sehen es als selbstverständlich an, dass Köche Überstunden machen, weil sie davon ausgehen, dass sie ihren Job so sehr lieben. Und oft bleiben diese Überstunden auch unbezahlt. Doch sobald es ein Problem gibt, werfen sie den Köchen vor, ihre Arbeitszeiten nicht richtig zu verwalten und weisen jede Verantwortung von sich“. Sein Ziel sei, „arbeiten bis zum Umfallen“-Mentalitäten abzuschaffen. (Tag24.de/MJ)

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