Gastkommentar

Stressfaktor: Work-Life-Balance

Stressfaktor Work Life Balance
Ist Gastronomie ein Stressjob? Aber sicher! Kann er trotzdem erfüllend sein? Und wie! (© fotolia.com/luismolinero)
Die Work-Life-Balance ist in aller Munde und speziell bei Arbeitgebern zu einer beliebten Floskel geworden. Mehr als eine Floskel ist sie in den meisten Fällen indes nicht – besonders in der Gastronomie.
Donnerstag, 14.03.2019, 13:16 Uhr, Autor: Michela Ivano

Brauchen wir eine Work-Life-Balance überhaupt in der Gastronomie & Hotellerie? Unserer Auffassung nach lautet die Antwort auf diese Frage: Nein. Im Gegenteil, sie kann sich eher als zusätzlicher Stressfaktor herausstellen. Wie im HOGAPAGE Ratgeber Artikel vom 24.01.2017 bereits ausdrücklich formuliert: „[…] Vergiss die Suche nach deiner Work-Life-Balance!“ Damit ist nicht gemeint, dass man in der Branche 24/7 im Dienst stehen soll. Es geht lediglich darum, sich kein Hobby aufzuzwingen, auf das man im Grunde genommen keine Lust hat.

Pünktlicher Feierabend als Ausnahme
Der Trend zur Selbstfindung zieht seine Kreise und löst damit –bei mehr Menschen als man meinen mag – unsagbaren Stress aus. Sie fühlen sich unter Druck gesetzt. Der Mensch will immer dazugehören, mitreden und bloß nicht als „öde“ dastehen, wenn alle anderen von ihren neuen Hobbies erzählen. Was passiert also? Sie suchen sich den vermeintlich notwendigen „Ausgleich“ in Form eines neuen „pseudomodernen“ Hobbys wie Fully Body Performance Beach Running (im Volksmund auch Joggen am Strand genannt) und hetzen von einem Termin zum nächsten. Gerade in der Gastro kann es oft mal vorkommen, dass man nicht um Punkt 18:00 Uhr Feierabend macht. Wenn man es dann nicht rechtzeitig zum FBPBR-Treff um 19:00 Uhr schafft, ärgert man sich. Das kommt immer wieder vor. Der Frust wächst und wächst und staut sich.

„Eure Zeit ist begrenzt. Vergeudet sie nicht damit, das Leben eines andere zu leben. Lasst euch nicht von Dogmen einengen – dem Resultat des Denkens anderer. Lasst den Lärm der Stimmen anderer nicht eure innere Stimme ersticken. Das Wichtigste: Folgt eurem Herzen und eurer Intuition, sie wissen bereits, was ihr wirklich wollt.“ – Steve Jobs

Müssen Sie sich das ernsthaft antun?
Fehlt Ihnen wirklich etwas in Ihrem Leben oder schätzen Sie sich zum Ausgleich schon mit Familienzeit und Nichtstun glücklich? Sie müssen nicht bei jedem Trend mitziehen. Jeder Mensch ist anders. Nicht jeder braucht einen Ausgleich mit Yoga und Zen Meditation oder FBPBR. Sind die spontanen Treffs mit Freunden nicht ohnehin viel angenehmer als erzwungene Körperverrenkungen zum Beispiel? Sorgen Sie für Ihre persönliche Balance, für Momente in denen Sie einfach abschalten können. Schauen Sie dabei jedoch ausschließlich auf sich selbst. Ihnen muss es gut gehen. Die Erwartungen anderer oder gar gesellschaftliche Zwänge in Ihrem Umfeld haben damit nichts zu tun.

Positiver Stress
Außerdem – seien wir ehrlich: Als Hotel- und Gastromitarbeiter stehen wir doch auf diesen (positiven) Stress, wenn drei Touristenbusse gleichzeitig zum Check In vorfahren; wenn das Wetter plötzlich schön wird und die Terrasse sich von 0 auf 100 mit Gästen füllt, wenn ein großes Event ausgerichtet werden will; etc. All das meistern wir im Team mit großartigen Kollegen um uns herum. Das sind genau die Situationen, in denen wir aufblühen und uns so richtig lebendig fühlen! Und ist es nicht so, dass ein starker Selbstwert gepaart mit Stolz auf sich selbst, die gemeinsamen Erfolge im Team und die Dankbarkeit in den Augen & Worten der Menschen, für die wir alles geben, nicht all den Stress kompensieren? Da haben Sie Ihre Work-Life-Balance.

Über die Autorin:
Michela Ivano ist Head of Projects & Escapology /
eto Personalmarketing GmbH (www.personalmarketing.rocks) Die ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin war über 10 Jahre an Bord verschiedener Kreuzfahrtschiffe, in 5* Hotels auf Zypern, in der Schweiz und in Ghana tätig. Danach verlegte sie ihr Wirken zurück in die – diesmal landbasierte – Cruise Industry. Für unterschiedliche Hochsee- sowie Flussschifffahrtsreedereien und -Veranstalter war sie unabhängig voneinander in den Bereichen Reservierung, Marketing, Human Resources, Recruiting, Produktmanagement sowie Hotel Operations tätig.

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