Kommentar

Was darf Leitungswasser kosten?

Eine Tasse Kaffee und ein Glas Wasser mit der Aufschrift Landtmann
Nur im klassischen Wiener Kaffeehaus wird ein Glas Leitungswasser in der Regel immer kostenlos serviert. (© Landtmann/Jan Lackner)
Alle Jahre wieder – speziell im Sommer – flammt die Leitungswasser-Diskussion in der Gastronomie aufs Neue auf. Darf/Soll der Wirt für Leitungswasser Geld verlangen oder nicht?
Montag, 20.08.2018, 11:40 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Die Frage, ob Leitungswasser in der Gastronomie Geld kosten darf, ist schnell beantwortet: Ja, selbstverständlich! Bei der Frage, ob es eine gute Idee ist, darauf zu beharren, scheiden sich indes die Geister. Die Einen argumentieren, Wasser koste (fast) nichts, daher solle man dafür auch nichts verlangen. Dem kann man entgegnen, dass auch bei anderen Getränken, die Produktkosten oft minimal im Vergleich zum Verkaufspreis sind (Wie viel kostet wohl ein Teebeutel und etwas heißes Wasser? Und bei vier Euro und mehr für ein großes Bier bleibt wohl auch nicht nur der Einkaufspreis abgedeckt – zu Recht!) und der Gast natürlich bei seiner Konsumation nicht nur die variablen Kosten, sondern auch Fixkosten wie Lokalmiete, Personalgehälter, Stromgebühren, etc. anteilig mitzahlen muss. Die Wirtschaftskammer Kärnten hat kürzlich eine Berechnung angestellt, nach der ein Glas Leitungswasser in der Gastronomie mindestens 75 Cent kosten müsse.

Des Weiteren nimmt leider die Anzahl der Leute zu, die eine Kleinigkeit essen und dazu jede Menge (kostenloses) Leitungswasser bestellen, was in der Kalkulation der meisten Gastronomen nicht vorgesehen ist – etwa beim 7-Euro-Mittagsmenü. Nicht zuletzt hat der Kellner die gleiche Arbeit und das Glas muss ebenfalls gewaschen werden, egal ob der Gast Leitungswasser oder Bier konsumiert.

Schwer zu gewinnende Diskussion
Viele gute Gründe also, dass Leitungswasser doch etwas kosten soll? Nicht unbedingt, denn auf der anderen Seite steht immer noch der Gast, der nur in seltenen Fällen Verständnis für diese Maßnahme aufbringt, egal wie die Argumente lauten. Als Gastronom verzettelt man sich da leicht in eine Diskussion, die man nur schwer gewinnen kann. Clevere Wirte werden das Problem daher so lösen, dass sie die Kosten für Leitungswasser bei anderen Positionen mit einkalkulieren, oder Leitungswasser zumindest dann gratis zur Verfügung stellen, wenn daneben eine normale Konsumation anfällt. Wer zu einem Essen mehrere Gläser Wein trinkt und die jeweils dazu bestellten Wassergläser nachher auf der Rechnung findet, wird so bald vermutlich kein zweites Mal kommen.

Fingerspitzengefühl ist also gefragt und letztlich wird die Entscheidung jeweils auch vom Betriebstyp und der Gästestruktur abhängen. Ein auf Touristen spezialisiertes Ausflugslokal wird sich mit der Durchsetzung einer Leitungswassergebühr leichter tun, als ein hauptsächlich von Stammgästen besuchtes Wirtshaus.

Kundenservice
Letztlich könnte man es auch so sehen: Wenn der Gast schon ein kostenloses Glas Leitungswasser als positiven Kundenservice wahrnimmt, dann ist das eine Möglichkeit, die ein Wirt nicht leichtfertig ungenutzt lassen sollte. Viel einfacher kann man sonst nämlich nicht einen guten Eindruck bei seinen Gästen hinterlassen. (CK)

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