„Zeichen setzen!“

Erstes Craftbier aus Abwasser gebraut

Ein Bier aus Abwasser gebraut
Gerade in Zeiten von drohender Wasserknappheit will das Unternehmen Xylem mit der Bierneuheit ein Zeichen für die Wiederverwendung von Abwasser setzen. (© picture alliance/Christoph Soeder/dpa)
Mit Bier aus Abwasser will eine Firma zeigen, dass ehemaliges Toilettenwasser genießbar sein kann. Das Unternehmen will das Bier aber nicht verkaufen, sondern ein Zeichen setzen.
Dienstag, 18.06.2019, 11:16 Uhr, Autor: Thomas Hack

Genießbares Bier aus Abwasser? Und das auch noch im Land des Reinheitsgebots? „Wir wollen zeigen, dass gereinigtes Abwasser nutzbar ist und man damit auch hochwertige Getränke herstellen kann“, lässt Jens Scheideler von der Herforder Wassertechnologiefirma Xylem zu dieser Innovation verlauten. Das Unternehmen präsentierte sein Bier mit dem englischen Namen „Reuse Brew“ dieser Tage bei einer Konferenz zur Wassergewinnung und Wiederverwertung, von welchem die Herforder insgesamt vier Hektoliter haben brauen lassen. Allerdings nicht zum Verkauf, sondern für Werbezwecke. „Unser Reuse Brew ist nach allen Regeln der deutschen Braukunst gebraut und enthält neben recyceltem Wasser die besten Zutaten, die ein Craftbier benötigt“, sagt Xylem-Anwendungsmanager und Brauingenieur Jan-Karl Nielebock.

„Ein Zeichen für die Wiederverwendung von Abwasser setzen!“

Gerade in Zeiten von drohender Wasserknappheit will die Firma mit der Bierneuheit ein Zeichen für die Wiederverwendung von Abwasser setzen. Europa gelte zwar als wasserreich, sagt Scheideler, doch nicht in allen Regionen seien die Wasservorräte wirklich groß, wie etwa in in Berlin und Brandenburg. Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe ergänzt: „Wir haben mit Spree und Havel zwei Gewässer, die die Bezeichnung Fluss nicht wirklich verdienen, weil sie zu wenig Wasser führen“. Und das trockene Jahr 2018 habe gezeigt, dass die Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser durchaus eine Entlastung für die Grundwasservorräte sein könnte. Die Berliner Wasserbetriebe beteiligen sich als Partner an dem Projekt, denn auch das Unternehmen erforscht seit Jahren die Aufbereitung von Abwasser.

Auch Tschechien und die USA setzten auf Abwasser

Noch wird das gereinigte Wasser aus den Berliner Klärwerken nur in Fließgewässer geleitet und damit ins Grundwasser, von welchem aus das Trinkwasser gewonnen wird. Doch wird Bier aus Abwasser tatsächlich die Zukunft sein? Der Sprecher der Wasserbetriebe zeigt sich realistisch: „Wir wollen zeigen, dass es zumindest technisch möglich ist.“ Er glaube auch, dass Bier aus herkömmlichem Wasser aufgrund der Mineralien besser schmecke. Die ungewöhnliche Bier-Idee ist zudem nicht ganz neu. Auch in den USA habe es schon ähnliche Brauprojekte gegeben und selbst im Bierland Tschechien gäbe es Hopfensaft aus Recyclingwasser. An vielen Orten der Welt werde diese Technologie bereits eingesetzt, so etwa in Afrika und auch im Weltall: „Die Astronauten der ISS zum Beispiel können nur 50 Liter pro Kopf mit ins All nehmen und müssen damit monatelang auskommen“, sagt Natz dazu.

Einsatz von Ozon, Aktivkohle und UV-Licht

Laut Xylem kann das Wasser in einem mehrstufigen Verfahren so sauber werden, dass es die Qualität vieler Tafelwässer sogar noch übertrifft. Neben Ozon und Aktivkohle können demnach auch Wasserstoffperoxid und UV-Licht eingesetzt werden, um Viren, Keime, Industriechemikalien und andere Schadstoffe zu entfernen. „Wenn die Energie keine Rolle spielt, kriegen wir Wasser sonstwie sauber“, sagt Natz. Doch die Reinigung bis zur höchstmöglichen Stufe sei momentan noch sehr teuer und aufwändig. Der Deutsche Brauer-Bund indes kann das neue Projekt eigenen Worten zufolge nicht beurteilen, denn es sei dem Verband nicht bekannt, so Sprecher Holger Eichele. „Das beste Wasser ist das, bei dem sich die Frage der Reinigung und Aufbereitung überhaupt nicht stellt, weil es ausreichend und in bester, naturreiner Qualität vorhanden ist.“

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Vertikalen Farmen von Infarm
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit

Ikea testet vertikale Farmen

In den Kundenrestaurants von drei Einrichtungshäusern testet Ikea das Angebot vertikaler Farmen von Infarm. Ziel ist es, Ikea-Mitarbeiter und -Kunden zu einem gesünderen und nachhaltigeren Leben zu inspirieren.
Digitale Gästemappe von Betterspace
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit

Gemeinsam stark für die Umwelt

In Kooperation mit dem Van der Valk Hotel Hildesheim und der Aktion Baum gGmbH setzen sich die Hotel-Digitalisierer von Betterspace für eine grüne und nachhaltige Zukunft ein. Das Hotel nutzt die digitale Gästemappe better.guest, um von den Gästen die tägliche Zimmerreinigung abbestellen zu lassen. Für jede abbestellte Zimmerreinigung wird dann an die Aktion Baum gGmbH Geld für einen Setzling gespendet. Diese kümmern sich wiederum um die Aufforstung eines Waldes ganz in der Nähe des Hotels im Harz.
Leonore Gewessler und Sonja Wimmer
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit

Doppelte Auszeichnung für The Harmonie Vienna

Doppelt ausgezeichnet mit dem EU Ecolabel sowie dem Österreichischen Umweltzeichen: Das Hotel The Harmonie Vienna erhielt für sein herausragendes Umweltkonzept gleich zwei Auszeichnungen, die dem privat geführten Haus ein besonders nachhaltiges Engagement bescheinigen. Inhaberin Sonja Wimmer nahm die beiden Siegel von der österreichischen Bundesumweltministerin Leonore Gewessler entgegen.
Weltkugel aus Glas in der Erde bzw. Gras mit Sonnenlicht
A World for Travel
A World for Travel

Reisekonferenz zum Thema Nachhaltigkeit

Auf dem Évora Forum – A World for Travel kommen Tourismusminister, Professoren und führende Vertreter der Branche zusammen, um dringende Fragen zu erörtern, die sich auf die gemeinsame Nachhaltigkeitsstrategie der Reisebranche auswirken.
Gruppe Menschen sitzt bei einander und trinkt Bier
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit

Flüssiges Brot

Bier ist flüssiges Brot, heißt es. Beim Brotbier stimmt das zumindest ansatzweise. Es wird mit übrig gebliebenem Brot gebraut, damit dieses nicht im Müll landet.
Zwei Menschen stoßen mit Corona an
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit

Corona erreicht Netto-Null-Plastik-Fußabdruck

Corona hat weltweit einen Netto-Null-Plastik-Fußabdruck erreicht. Dies ist eine weitere Etappe auf dem Ziel, kein Plastik in der Natur zu hinterlassen. Mit einem AR-Tool veranschaulicht das Unternehmen zudem jedem den persönlichen Plastik-Fußabdruck.
Lost Lager
Klimaschutz
Klimaschutz

Mit grüner Energie gebraut

Brewdog bringt das neue, CO2 negative Lost Lager auf den Markt. Zudem engagiert sich das Unternehmen mit dem Projekt „Lost Forest“ für die Aufforstung eines 5.000 Hektar großen Waldgebiets. Hier sollen eine nachhaltig bewirtschaftete Campinganlage, Eco Lodges und ein Hotel entstehen.