Brauerei

Oettinger-Brauerei verkleinert Mehrwegabfüllung

Oettinger Bierkasten
Am Standort Mönchengladbach legt die Privatbrauerei Oettinger eine von zwei Anlagen zur Abfüllung in Mehrwegflaschen still. (Foto: © Ralf/stock.adobe.com)
Oettinger ist mit niedrigen Preisen mehr als zehn Jahre lang die meistverkaufte Biermarkte in Deutschland gewesen. Seit 2015 ist Krombacher wieder Spitzenreiter. Oettinger verkaufte auch in den zurückliegenden Jahren weniger Bier im Inland. Das hat Folgen.
Freitag, 10.06.2022, 13:16 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Die Privatbrauerei Oettinger legt angesichts von anhaltenden Absatzrückgängen in Deutschland Mehrweganlagen an mehreren Standorten still. Das betrifft auch den nordrhein-westfälischen Standort in Mönchengladbach, wo eine von zwei Anlagen zur Abfüllung in Mehrwegflaschen stillgelegt wird, wie Oettinger auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Auf die Mitarbeiter am NRW-Standort habe das aber keine einschneidenden Auswirkungen, sagte Brauerei-Chefin Pia Kollmar. Im Detail sollen an dem Oettinger-Standort in Mönchengladbach den Unternehmensangaben zufolge die Kapazitäten für Dosenbier ausgebaut werden. „Dafür beenden wir zum Ende des ersten Quartals 2023 die Produktion von Glas-Einweg und legen eine Mehrweganlage still“, erläutert Pia Kollmar. Die technischen Umbauten liefen bereits.

„Mehrweganlagen sind nicht mehr ausgelastet“

Die Oettinger-Brauerei hatte zuvor bekanntgeben, dass sie zum Jahresende 2022 Produktion und Logistik an ihrem Standort im thüringischen Gotha schließt. Teile der Produktionskapazitäten und -anlagen würden auf die drei anderen Brauerei-Standorte der Unternehmensgruppe in Deutschland verlagert, hatte die Brauerei mit Sitz in Oettingen im Landkreis Donau-Ries mitgeteilt.

Das Stilllegen einiger Mehrweganlagen geschehe nicht, um die eigene Marke zu schwächen, betonte Pia Kollmar. „Der Bierabsatz in Deutschland insgesamt und damit auch der Absatz unserer Marke Original Oettinger ist in den vergangenen Jahren leider kontinuierlich gesunken, wodurch unsere Mehrweganlagen nicht mehr ausgelastet sind“, erklärte sie zu den Umstrukturierungen des schwäbischen Familienunternehmens, die mehrere Standorte betreffen.

Mehrweganlagen zu betreiben, die keine ausreichende Auslastung haben, sei wirtschaftlich nicht tragbar. „Indem wir die Mehrwegkapazität verringern, passen wir uns nun fast schon überfällig den Marktgegebenheiten an“, erläutert Pia Kollmar. Bier in der klassischen Mehrwegflasche bleibe aber Kern der Unternehmensaktivitäten, unterstrich Pia Kollmar. Die Dosenkapazität insgesamt erhöhe sich durch die Umstrukturierungen nicht. In Oettingen werde die älteste Mehrweganlage durch eine moderne Anlage ersetzt.

NGG skeptisch

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sieht die Entwicklung mit Sorge. Zwar sei nach Auskunft des Unternehmens kein Personalabbau an dem Standort Mönchengladbach vorgesehen. „Wir sind aber skeptisch, ob das Konzept schlüssig ist und erfolgreich sein wird“, sagt NRW-Landesbezirkschef Mohamed Boudih mit Blick auf die Rolle von Dosenbier und Bierexporten. Einen generellen Trend für die gesamte deutsche Braubranche sieht er in den Unternehmensentscheidungen von Oettinger nicht.

(dpa/SAKL)

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