Einheitliches System gefordert

Wein-Bezeichnungen: „Den Kunden ist das zu kompliziert“

Mann betrachtet Wein im Glas
Steffen Christmann, Präsident des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) fordert ein Ende des „Bezeinungsdschungel“ bei den Wein-Etiketten. (Foto: © gstockstudio / fotolia)
Die Bezeichnungen auf den Wein-Etiketten sind vielfältig. Zu vielfältig, meint ein Verbandspräsident der Deutschen Prädikatsweingüter und schlägt vor, das vierstufige Pyramidensystem bei allen Handelsweinen einzuführen.
Dienstag, 02.05.2017, 10:38 Uhr, Autor: Felix Lauther

Den „Bezeichnungsdschungel“ auf den Etiketten der Weinflaschen in Deutschland möchte der Präsident des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) lichten. „Ein Fass Wein kann mit 15 bis 20 verschiedenen Bezeichnungen abgefüllt werden“, sagte Steffen Christmann der Deutschen Presse-Agentur. „Den Kunden ist das zu kompliziert.“

Weinrecht muss vereinfacht werden
Christmann hält das verästelte Weinrecht und die daraus resultierende Begriffsvielfalt für einen der Gründe, warum die Menschen im Ausland oft einen Bogen um Wein aus Deutschland machen. Der deutsche Wein insgesamt habe seit 2008 die Hälfte seines Exports verloren, während die VDP-Spitzenweine, die eine eigene vierstufige Pyramide zur Klassifizierung verwenden, kräftig zugelegt hätten. «Unsere Konzeption wird verstanden, auch international», meint Christmann.

Auf den Etiketten in Deutschland steht die Qualitätsstufe, also „Tafelwein“, „Landwein“, „Qualitätswein“ oder „Prädikatswein“ – wobei auf die beiden letztgenannten 96 Prozent des Weins entfallen. Hinzu kommt verpflichtend das Anbaugebiet sowie der Erzeuger. Doch viel mehr ist möglich: Begriffe wie „Classic“ und „Selection“ sowie traditionelle Begriffe wie „Riesling-Hochgewächs“, „Liebfraumilch“ oder „Weißherbst“. Außerdem Hinweise wie „Steillage“ und Verfahren wie „Barrique“.

Verbraucher verwirren die vielen Qualitätsstufen des Weins
Immer mehr Weingüter sind dazu übergegangen, selbst weitere Qualitätsstufen einzuführen, wie Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut sagt. Das könnten – angelehnt an den VDP – die Kategorien „Ortswein“, „Gutswein“ und „Lagenwein“ sein. Andere verteilten Sterne oder Buchstaben.

Der Deutsche Weinbauverband hält eine Überarbeitung der Etiketten ebenfalls für notwendig. In diesem Jahr solle ein Vorschlag erarbeitet werden, wie die Vorgaben der Europäischen Union auf nationaler Ebene umgesetzt werden könnten, sagte Generalsekretär Rudolf Nickenig. Bislang sei das aufgrund von undurchsichtigen EU-Regelungen nicht möglich gewesen – nun aber lichte sich der Nebel. „Es gibt einen Blumenstrauß von Fragen, den wir mit unseren Mitgliedsverbänden anpacken wollen.“

Chianti und Districtus Austriae Controllatus (DAC)
Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz, wo zwei Drittel des deutschen Weins produziert werden, will auf eine Vereinfachung des Bezeichnungssystems hinwirken. Für ein erfolgreiches Marketing seien klare und schnell verständliche Botschaften von Vorteil, erklärte das Wirtschaftsministerium in Mainz. Allerdings: Die Einflussmöglichkeiten einer Landesregierung seien begrenzt.

VDP-Präsident Christmann sieht ein Vorbild in anderen Ländern. „Beim Chianti muss sich der Konsument nur ein Wort merken. Und wenn er das nächste Mal wieder einen Chianti kauft, schmeckt dieser wieder so.“ Österreich wiederum habe die Herkunftsgebiete DAC (Districtus Austriae Controllatus), etwa das Kamptal. In Deutschland hingegen gebe es „tausend verschiedene Varianten zum Pfalzwein“. (dpa / FL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Das Deutsche Weininstitut bietet auch 2023 wieder viele spannende Fort- und Weiterbildungen für Führungskräfte aus der Gastronomie an.
Fort- und Weiterbildung
Fort- und Weiterbildung

Deutsches Weininstitut startet mit neuen Seminaren

In vino veritas: Das Grundlagen-Seminar „Anerkannter Berater für deutschen Wein“ ist seit Jahren der beliebteste Fortbildungskurs des DWI, den bereits über 100.000 Teilnehmer absolviert haben. Doch welche Seminare sind neu?
Dampfender Glühwein in Tassen.
Glühwein Gate
Glühwein Gate

Gericht entscheidet: Das ist kein Glühwein!

Die Zutat Bockbierwürze klingt nach reichlich Würze, dachte sich ein Brauhaus und bewarb damit seinen Glühwein. Doch das war keine gute Idee. Denn wo „Glühwein“ draufsteht, muss auch Glühwein drin sein.
Weinrebe
Weinbau
Weinbau

Unterdurchschnittliche Menge an Wein und Most

Die Winzer in Deutschland haben im vergangenen Jahr eine leicht unterdurchschnittliche Menge an Wein und Most produziert. Nach drei Hitzejahren hatte im Sommer 2021 anhaltender Regen das Wachstum der Reben begrenzt.
Weingläser umgeben von Weintrauben und buntem Laub
Arche des Geschmacks
Arche des Geschmacks

Vergessen, wiederentdeckt, geschützt: der Blaue Silvaner

Mit der Aufnahme in die „Arche des Geschmacks“ soll die Rebsorte Blauer Silvaner am Leben erhalten werden. Sie bringt einen eher robusten, kräftigen und reifen Wein hervor.
Sommelier schenkt Sektgläser ein
Steuerreform Österreich
Steuerreform Österreich

Schaumweinsteuer soll 2022 fallen

Die Regierung in Österreich hat soeben „die größte Steuerreform aller Zeiten“ versprochen, die auch ein Ende der Schaumweinsteuer bringen soll – allerdings erst in drei Jahren.
Grafik zur Akzeptanz von AF-Wein
Neue Studie
Neue Studie

Hat alkoholfreier Wein eine Chance?

„Alkoholfrei“ liegt im Trend – den Schluss lassen zumindest die steigenden Absatzzahlen der Bierbranche in diesem Marktsegment zu. Doch wie sieht es im Weinbereich aus?
Wein in Glas am Strand im Abendrot
Ungewöhnliche Trauben
Ungewöhnliche Trauben

Wein aus ungewohnten Quellen

Pfälzer Dornfelder oder Moselaner Riesling gehören zu den bekannten Erzeugnissen deutscher Winzer. Es gibt aber auch Weine, die trotz strenger Regeln aus ungewohnten Quellen sprudeln. Und bald könnte die deutsche Weinlandschaft ohnehin vielfältiger werden.
Franziska Aatz
Auszeichnung
Auszeichnung

Franziska Aatz zur Badischen Weinkönigin gekürt

Die Krone geht an eine junge Frau aus Freiburg: Die Hotelfachfrau Franziska Aatz ist neue Badische Weinkönigin. Sie wird ein Jahr lang im In- und Ausland Werbung für den Wein machen, der von Heidelberg bis an den Hochrhein wächst.