Geburtsort

Duisburg beansprucht Erfindung der Currywurst für sich

Currywurst
Die Currywurst soll bereits 1936 in Duisburg erfunden worden sein. Das behaupten zumindest zwei Autoren. (Foto: © gkrphoto/stock.adobe.com)
Von wegen Berlin! In Duisburg soll die Currywurst erfunden worden sein. Das behaupten zwei Autoren aus dem Ruhrgebiet. Die Stadt greift das nun dankbar auf.
Dienstag, 23.09.2025, 11:02 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Wenn Iris Tauber in ihrem Imbiss Currywurst macht, blubbert es im Topf. Denn die angeblich älteste Currywurst der Welt wird nicht gebraten, sondern in Tomatensoße gar gekocht. Dann noch Curry darüber – und fertig. Alles genau wie bei ihrem Großvater – und der hat die Currywurst immerhin erfunden.

Und zwar als wirklich allererster, behaupten die Autoren Gregor Lauenburger und Tim Koch ("Alles Currywurst – oder was?"). Heimlich, um nicht von den Nazis erwischt zu werden – noch lange bevor in Berlin das erste Mal Currypulver über eine Wurst gestreut wurde.

„Currywurst seit 1936“ – mit diesem Schild fing alles an

Um die Ursprünge der Currywurst ranken sich viele Legenden. Berlin feiert Herta Heuwer als die Erfinderin, die sie 1949 zum ersten Mal zubereitet haben soll. Andere behaupten, die Currywurst sei 1947 in Hamburg erfunden worden, oder 1946 in Bückeburg bei Hannover.

Und dann ging Autor Gregor Lauenburger in Duisburg wie schon so oft an „Peter Pomm’s Pusztetten-Stube“ vorbei. „Currywurst seit 1936“ steht dort auf einem eher einfachen Schild. Kann ja eigentlich gar nicht sein, dachte Lauenburger – und begann zu recherchieren.

Kult-Imbiss im Problem-Bezirk

Kurz zur Erklärung wegen „Peter Pomm’s Pusztetten-Stube“: Pusztetten sind Fleischbällchen in Tomatensoße, wie sie im Ruhrgebiet traditionell gegessen wurden. Und Peter Pomm hieß eigentlich Peter Hildebrand, wurde wegen seiner leckeren Pommes von allen aber nur Peter Pomm genannt.

Der von Peter Pomm gegründete Kult-Imbiss steht in Marxloh, einem Stadtteil im Duisburger Norden, der sonst mit vielen sozialen Problemen eher Negativ-Schlagzeilen macht. Der Gastraum ist beige-grau gekachelt und atmet den Charme vergangener Jahrzehnte. Schon Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski aß hier seine „Tatort“-Currywurst – die Polaroids von diesem Ereignis hängen noch im Gastraum.

Nazis mochten die Wurst nicht

An dieser Stube ging Autor Lauenburger vorbei und las: "Currywurst seit 1936". Und dann war da noch seine Oma, die auch behauptete, Currywurst habe sie schon vor dem Krieg gegessen.

Nach und nach fand er immer mehr Details zu Peter Hildebrand und der Erfindung der Currywurst in Duisburg. Hildebrand besaß damals eine Wurstfabrik in Duisburg. Weil seine Mitarbeiter im Laufe des Tages Hunger bekamen, sei er auf die Idee gekommen, einen besonderen Snack anzubieten: Wurst in heißer Tomatensoße gegart und mit englischem Curry gewürzt.

Unter den Arbeitern wurde das Gericht zunehmend beliebt – und doch wurde es während der Nazi-Herrschaft weitgehend geheim gehalten. "Schließlich war die Wurst mit dem Curry des Feindes gewürzt", sagt Autor Lauenburger. Currywurst-Erfinder Hildebrand, der schon einmal Ärger mit der Staatspolizei Gestapo hatte, fürchtete Probleme wegen „unvölkischen Verhaltens“.

Trotzdem fanden die Autoren eine ganze Reihe von Zeitzeugenberichten - und außerdem Rechnungen, denen zufolge Hildebrand schon ab 1935 englisches Curry von der Hamburger Gewürzmühle bezogen hat. Für sie ein eindeutiger Beweis: Die Currywurst wurde noch vor dem Zweiten Weltkrieg in Duisburg erfunden.

Die Stadt nimmt diese Vorlage gern auf. „Currywurst ist einfach ein echtes Gericht, das passt zum Ruhrgebiet und passt zu Duisburg“, sagt Oberbürgermeister Sören Link (SPD). Und damit alle Berliner, Hamburger und sonstige Besucher wissen, wer sie erfunden hat, hat Link nun eine entsprechende Plakette an „Peter Pomm’s Pusztetten-Stube“ geschraubt.

 Oberbürgermeister Sören Link
Oberbürgermeister Sören Link hat eine Plakette an „Peter Pomm’s Pusztetten-Stube“ angebracht, die zeigen soll, dass die Currywurst in Duisburg erfunden wurde. (Foto: © picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd)

„Die beste Currywurst gibt’s hier nicht“

Der Enkelin des Erfinders, Iris Tauber (T-Shirt-Aufdruck: „Tu mir ma ne Currywurst“), ist der ganze Rummel in ihrem kleinen Imbiss etwas unangenehm. Seit das Buch erschienen ist, kommen deutlich mehr Kunden und wollen die Currywurst nach der Original-Rezeptur von 1936 essen.

Dabei schmeckt die durch das Garen in heißer Tomatensoße doch deutlich anders, als man es heute von Currywurst gewohnt ist. "Von der Konsistenz ist dat mehr wie so ’ne Weißwurst", sagt Tauber.

Ohnehin bleibt sie bescheiden. Manchmal kämen Kunden, die gelesen hätten, dass es bei ihr die beste Currywurst gebe. Denen sagt sie dann: "Die beste Currywurst gibt’s hier nicht. Hier gibt’s die Erfinder-Currywurst. Keiner hat behauptet, dass es die beste ist."

(dpa/SAKL)

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