Cybersicherheit im Gastgewerbe
Digitale Tools sind aus der modernen Hotellerie und Gastronomie nicht mehr wegzudenken. Online-Reservierungssysteme, kontaktlose Bezahlung, Gäste-WLAN und smarte Verwaltungstools gehören inzwischen zum Standard. Gleichzeitig erhöhen sie die Angriffsfläche für Cyberkriminelle.
Laut einer Studie der Europäischen Kommission beläuft sich der durchschnittliche Schaden durch Datenschutzverletzungen bei mittelständischen Unternehmen in Europa auf etwa 400.000 Euro pro Vorfall. Im Hotelbereich sind insbesondere Kreditkartendaten, Ausweiskopien, E-Mail-Adressen und Reisedetails gefährdet. Alltägliche Situationen, wie z. B. ein Gast, der einen USB-Stick an der Rezeption anschließen möchte, können ausreichen, um Systeme zu kompromittieren. Besonders gefährdet sind Geräte an der Rezeption, da hier oft öffentlich zugängliche Systeme mit sensiblen Informationen kombiniert werden.
Typische Angriffsformen
Es gibt viele Arten von möglichen Bedrohungen. Phishing-Mails etwa imitieren die Corporate Identity des eigenen Hotels oder eines vermeintlichen Geschäftspartners, um Mitarbeitende zur Preisgabe sensibler Daten zu verleiten. Beim sogenannten CEO-Betrug geben sich Angreifer per E-Mail als Vorgesetzte aus und erzeugen Druck, etwa um angeblich dringende Zahlungen freizugeben.
Auch durch Ransomware kann Schaden entstehen: Hier verschlüsseln Hacker alle Daten im System und fordern ein Lösegeld für die Freigabe, vergleichbar mit einer digitalen Geiselnahme. Selbst Kassensysteme (POS) und Zimmerverwaltungssysteme (PMS) sind nicht sicher. Eine Bedrohung können auch Insider darstellen, wie etwa ausgetretene Mitarbeitende mit weitreichendem Datenzugriff. Wird ein solcher Zugang nicht direkt nach dem Ausscheiden deaktiviert, kann dies Sicherheitsfolgen haben.
Ein beliebtes Einfallstor ist zudem das Gäste-WLAN. Viele Hotels betreiben nur ein einziges Netzwerk für interne Abläufe und Gäste. Ist ein Gastgerät kompromittiert, kann sich die Schadsoftware unter Umständen ungehindert verbreiten.
Verantwortung beginnt bei den Mitarbeitenden
Dass Technik allein nicht reicht, zeigt eine Zahl besonders deutlich: 95 Prozent aller Cybersicherheitsverletzungen sind auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. Deshalb ist es wichtig, alle Mitarbeitenden regelmäßig zu sensibilisieren – egal ob Rezeption, Service oder Housekeeping. Typische Angriffsformen sollten erklärt, reale Beispiele gezeigt und Reaktionen geübt werden. Einige Betriebe setzen sogar auf harmlose Phishing-Tests im Alltag, um das Sicherheitsbewusstsein zu stärken.
Dazu gehört auch: keine unbekannten Anhänge öffnen, keine Passwörter herausgeben, keine fremden USB-Sticks einstecken – auch nicht auf Wunsch von Gästen. Entscheidend ist, Cybersicherheit als festen Bestandteil der Unternehmenskultur zu verankern. Das beginnt beim Sperren des Rechners beim Verlassen des Arbeitsplatzes und endet beim Misstrauen gegenüber ungewöhnlichen E-Mails – auch wenn sie auf den ersten Blick von der Chefetage stammen.
Was Sie konkret tun können
Die gute Nachricht: Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, mit denen sich jedes Hotel oder Restaurant auch ohne große Investitionen effektiv schützen kann. Dazu zählen zunächst starke Passwörter und deren sichere Verwaltung. Passwörter wie „123456“ oder „Hotel2025“ sind tabu. Für jedes System sollte ein eigenes, starkes Passwort verwendet werden – idealerweise verwaltet über Tools. Mitarbeitende sollten eigene Logins erhalten, um bei Ausscheiden schnell und gezielt Zugänge entziehen zu können.
Ebenso essenziell ist die Einführung einer Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA). Sie erschwert unbefugten Zugriff erheblich. Standard sollte auch eine regelmäßige Aktualisierung aller Systeme sein: Betriebssysteme, Buchungstools, Kassensoftware, Router, Drucker und Tablets müssen immer auf dem neuesten Stand sein. Viele Angriffe basieren auf bekannten Sicherheitslücken, die längst durch Updates geschlossen worden wären.
Eine weitere Maßnahme ist die Trennung von internen und öffentlichen Netzwerken. Ein Gäste-WLAN sollte nie mit dem Netzwerk für Verwaltung oder Zahlungsabwicklung gekoppelt sein. Auch sollte regelmäßig überprüft werden, ob in der Umgebung gefälschte WLANs auftauchen, die den Namen des Betriebs missbrauchen. Gäste könnten sich versehentlich in ein solches Netzwerk einwählen und so sensible Daten preisgeben.
Nicht zuletzt sind regelmäßige, automatisierte Backups wichtig. So lässt sich im Ernstfall der Betrieb schnell wiederherstellen. Dabei sollte geprüft werden, ob sich die Daten tatsächlich fehlerfrei zurückspielen lassen.
Was tun, wenn es doch passiert?
Selbst bei größter Vorsicht ist ein Angriff nie vollständig auszuschließen. Um weitreichende Folgen zu verhindern, ist ein klar definierter Notfallplan wichtig. Wer ist im Ernstfall verantwortlich? Welche Systeme werden zuerst isoliert? Wie informiert man Gäste, Behörden und Mitarbeitende?
Hierzu kann ein sogenanntes Incident Response Team, bestehend aus IT-Verantwortlichen, Datenschutzbeauftragten und Management, festgelegt werden. Auch externe IT-Dienstleister, Cybercrime-Spezialisten der Polizei und Versicherungskontakte sollten bereitstehen – idealerweise in analoger Form verfügbar, falls Systeme ausfallen.
Fazit
Die Digitalisierung bietet Hotels und Gastronomiebetrieben enorme Chancen – von effizienterem Service bis zu höheren Umsätzen. Doch sie bringt auch neue Risiken mit sich. Cyberangriffe sind längst kein abstraktes Bedrohungsszenario mehr, sondern Realität in vielen Betrieben. Umso wichtiger ist es, das Thema Cybersicherheit ernst zu nehmen – nicht als lästige Pflicht, sondern als Investition in Zukunft und Vertrauen.
(Booking Ninjas/Dehoga Baden-Württemberg/Lusini Digital/Mews/SAHO)