Proteste

Skurrile Restaurants: Bisamratten-Ragout und Staudenknöterich

Bisamratte
Die Künstler Rob Hagenouw und Nicolle Schatborn haben in ihrer „Keuken van het ongewenst Dier“ in Breda Bisamratten, Krähen und Wildgänse auf dem Speiseplan. (© yod77 / fotolia)
In der „Küche der unerwünschten Tiere“ grüßen Bisamratten, Krähenbrust und Unkraut-Sirup von der Karte. Die Inhaber verstehen ihr Speisenangebot als Protest gegen einen weit verbreiteten Konsum-Trend.
Mittwoch, 08.03.2017, 09:57 Uhr, Autor:Felix Lauther

Die niederländischen Künstler Rob Hagenouw und Nicolle Schatborn protestieren als „Foodguerilla“ gegen die Lebensmittelverschwendung. Ihre „Keuken van het Ongewenst Dier“, der „Küche der unerwünschten Tiere“, ist ein Kunstprojekt, das beide Food-Revoluzzer vor einigen Jahren gestartet haben. Dass zu den „ungeliebten Tiere“ auch ungeliebte Pflanzensprösslinge wie der Japanische Staudenknöterich zählen, gehört ebenfalls zum Konzept. Das stark wütende Unkraut wird von jedem Hobby-Gärtner gehasst…

Bratwürste von der Wildgans stehen auch auf der Karte. Die wurden im Bereich des großen internationalen Flughafens Schipol gefangen. Dort stören die Tiere nämlich genauso, weil sie Gefahr „laufen“ in Flugzeugturbinen zu geraten.

Pferdefleisch von ausrangierten Rössern
Zu den gewöhnungsbedürftigen Gourmet-Gerichten gehört z. B. auch ein in Merlot geschmortes Bisamratten-Ragout, Krähenbrust auf einem Heidelbeerbett an Maronenmus und Brombeer-Parfait mit Sirup des fiesen Staudenknöterichs. Wenn die beiden Food-Aktivisten zwischen den Restaurant-Öffnungszeiten durch die Lande tuckern, verkaufen sie neugierigen Kunden neben Taube, Krähe und Wildgans auch bodenständige Burger-Kost: Der „My Little Pony-Burger“ setzt auf Patties, die aus Fleisch von ausrangierten Rennpferden bestehen.

Baumaterial aus Abrisshäusern
Das Lokal liegt in einem schmucklosen Industriegebiet der Universitätsstadt Breda, wie der „Stern“ in seiner Online-Ausgabe berichtet. Das Design des Gebäudes, in dem sich die Foodguerilla niedergelassen hat, sehe einem Schweizer Chalet aus alten Backsteinen, Balken und Brettern ähnlich. Aus Abrisshäusern stammen die Fenster. Tische und Stühle sammelten sich Rob Hagenouw und Nicolle Schatborn aus dem Sperrmüll zusammen.

„Wir wollen die Leute nicht belehren“
Das Restaurant der Beiden passt in den Standort-Kontext. Viele alternative Künstler und Gewerbetreibende haben sich im „Stek“ zusammengerottet, um gegen die Wegwerfmentalität der urbanen Gesellschaft auf ihre eigene Art zu protestieren. Ihr Ziel: aus vermeintlichem Abfall etwas Neues, Nutzwertiges und Schönes zu kreieren.

„Wir finden es skandalös, dass Arten wie Bisamratten, Nutria, Krähen oder Tauben als minderwertig betrachtet und als wertlose Kadaver vernichtet werden“, sagt Hagenouw im Interview mit dem „Stern“. In den Niederlanden ist der Verschwendungsgrad im Bereich der Lebensmittel mit 600 Kilogramm pro Einwohner und Jahr sehr hoch.

„Wir wollen die Leute auch nicht belehren und ihnen sagen, tut dies oder tut das besser nicht. Wir möchten Aufmerksamkeit wecken und Gelegenheiten bieten, neue Erfahrungen zu sammeln – wie den Geschmack von Bisam- oder Krähenfleisch kennenzulernen“. HOGAPAGE Today sagt: „Eet smakelijk!” (stern.de / FL)

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