Interview

„St. Pauli kann nur Freitag und Samstag öffnen“

Adrian Klie, CEO BrewDog Germany
Adrian Klie, CEO BrewDog Germany: „Die Arbeit in der Gastronomie ist von absolutem Teamwork geprägt.“ (Foto: © BrewDog)
Die Branche lebt langsam wieder auf. Im HOGAPAGE Interview spricht Adrian Klie, CEO BrewDog Germany, über die schwierige Personalsituation beim Re-Start, Preiserhöhungen und die Zukunft des Unternehmens.
Donnerstag, 15.07.2021, 10:00 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Herr Klie, nach monatelangem Lockdown dürfen Restaurants endlich wieder Gäste empfangen. Aber rentiert sich die Öffnung, wenn nicht alle Plätze belegt werden dürfen, überhaupt?

Das ist natürlich immer vom Objekt und Wetter abhängig. In unserem DogTap in Berlin Mariendorf haben wir zu normalen Zeiten die Möglichkeit, je knapp 1.000 Gäste innen und außen gastronomisch zu bewirten. Bei so viel Platz rentiert sich auch eine Öffnung unter den aktuellen Bedingungen. In kleineren Objekten ohne großen Außenbereich kann das aber ganz anders aussehen.

Viele Betriebe klagen über akute Personalnot zum Neustart. Wie sieht die Situation bei BrewDog aus? Können Sie alle Schichten abdecken?

Auch wir sind davon stark betroffen. In Berlin haben wir durch den Personalmangel zunächst den Dienstag notgedrungen als Ruhetag einführen müssen. In Hamburg können wir sogar nur Freitag und Samstag öffnen, da wir bei weitem nicht alle Schichten abdecken können.

Wie lässt sich die Branche ihrer Meinung nach – auch für den Nachwuchs – attraktiver gestalten?

Die Arbeit in der Gastronomie ist von absolutem Teamwork geprägt und ein toller Ort, um ‚on the job‘ ein Gemeinschaftsgefühl zu erleben. Gleichzeitig dürfen wir auch nicht verkennen, dass es eine recht harte Arbeit ist. Diese Konstellation bietet nicht nur jungen Menschen die Möglichkeit, sich zu beweisen und beruflichen Aufstieg zu erfahren, den es so in anderen Lehrberufen nicht immer gibt. Diese Chancen, gerade auch in die Richtung der jungen Generation, noch stärker ins klarer zu kommunizieren, ist sicherlich ein Teil der Lösung. Zudem wird es aus unserer Sicht immer wichtiger, vielfältige Weiterentwicklungsmöglichkeiten anzubieten. So ist es bei uns durchaus gelebte Praxis, dass Kolleginnen und Kollegen aus dem Gastrobetrieb zum Beipiel ins Marketing oder den Vertrieb wechseln können.

Nach dem Lockdown fordern einige Preiserhöhungen in der Gastronomie. Ist dafür jetzt der richtige Zeitpunkt?

Preise, egal welcher Art, müssen sich in einem gesunden Geschäftszweig immer auch an den Input-Faktoren orientieren. Steigen beispielsweise die Preise für Lebensmittel oder Rohstoffe, ist es gerade jetzt notwendig, dies wirtschaftlich kompensieren zu können. Allerdings bietet die reduzierte Mehrwertsteuer für unser Segment bereits ein sehr hilfreiches Mittel, dass die Notwendigkeit von Preiserhöhungen gegenüber dem Endverbraucher aktuell für uns nicht dringlich macht.

Welche Lehren haben Sie aus der Pandemie gezogen beziehungsweise wie hat sich Ihr Unternehmen in den vergangenen Monaten gewandelt?

Betrachtet man die Organisation unseres Unternehmens als Puzzle, dann wurde dieses im Verlauf der Pandemie einmal komplett durcheinandergeworfen und wir mussten mit denselben Puzzleteilen ein völlig neues Bild zusammenlegen. Wir haben nochmals verdeutlicht bekommen, dass die Anpassungsfähigkeit im Anbetracht von äußeren Veränderungen der Schlüssel zum Erfolg ist. Unsere Vertriebler aus der Gastro wurden hervorragende Sales Manager im Handel, ein kleines Online-Geschäft zu einem echten Faktor und Büroräume auch mal die Kulisse für eine ZDF-Filmproduktion.

Wie hätte sich die Pandemie besser managen lassen?

Im Nachgang ist es immer einfach schlaue Ideen vorzubringen. Ich will beileibe in dieser Zeit kein Politiker sein müssen, aber gerade mit Blick auf die jetzige Personalsituation gab es schon Versäumnisse. Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu keinem Zeitpunkt Szenarien innerhalb des Gastgewerbes aufgezeigt bekommen konnten, die sie aus der Kurzarbeit hinausführen, dann ist es absolut verständlich, dass die Leute in andere Branchen – zum Beispiel den Lebensmitteleinzelhandel – abwandern.

Welche Zukunftspläne hat BrewDog?

Wir werden in diesen Tagen unsere drei neuen Bars in Wiesbaden, Frankfurt und Berlin Friedrichshain eröffnen. Vielleicht kommen noch ein bis zwei weitere Bars in diesem Jahr dazu. Wir stehen ganz klar hinter und investieren mit voller Kraft weiter in die Gastronomie. Das gilt auch für Gastrobetriebe, die nicht unsere eigenen sind. Hier sind wir derzeit sehr umtriebig, aktuell bieten wir Gastronominnen und Gastronomen einen attraktiven Klimaschutz-Deal an. Erklären sie sich bereit, BrewDog dauerhaft einen Zapfhahn zu überlassen sowie zwei weitere Biersorten in Flasche oder Dose bei sich in der Kühlung aufzunehmen, dann kompensieren wir den gesamten CO2-Abdruck des Objektes und unterstützen sie aktiv, klimaneutral zu werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

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