Gastro Sessions 2025: Mit Authentizität und Gänsehaut zur Love Brand
„Sie verbinden uns durch alle Höhen und Tiefen, die stressigen Schichten, die Tränen und die lachenden Gäste. Wir sind nicht nur Gastgeber, sondern Stimmungsmanager, die ihr Herz jeden Tag in den Gastraum tragen!“, betonte Hofbräukeller-Wirtin Silja Steinberg bei ihrer Begrüßung die Emotionen als roten Faden der täglichen Arbeit ihres fast 100-köpfigen Teams.
Damit war die Tonalität für das von Johannes Roiner moderierte Programm der Gastro Sessions des Leaders Clubs im Münchner Hofbräukeller für die nächsten beiden Tage gesetzt: Es ging um gute Gefühle, wie man sie erzeugt, was sie bewirken und warum sie gerade in schwierigen Zeiten einen so großen Stellenwert für die Menschen haben.
Denn längst sind Hunger und Durst nicht mehr die Hauptmotive für Besuche in der (bedienten) Gastronomie: „Die Qualität des Service, Erlebnis, Atmosphäre, die Wertschätzung als Gast – all diese Gründe zählen inzwischen deutlich höher“, wie Marktforscher Jochen Pinsker, Circana, anhand aktueller Daten feststellte.
Stefania Lettini, Inhaberin von Lettinis Genusshelden in Düsseldorf, ergänzte: „Es geht um Authentizität: Copy-Paste und austauschbare Convenience zerstören die Identität und den Charakter eines Konzepts. Je digitaler die Welt, desto echter muss das Gefühl sein.“
Die Marke zur Love Brand machen
Wie lassen sich diese Authentizität, diese Emotionen auch in multiplizierten Konzepten – der zuweilen immer noch skeptisch beäugten Systemgastronomie – leben und skalieren?
John Schlüter, Chief Marketing Officer bei L’Osteria, weiß es: „Blicken wir weniger auf das System als auf die Marke und machen wir sie über alle Kanäle und Zielgruppen hinweg zur Love Brand: mit beliebten und ehrlich überzeugten Botschaftern, unverwechselbarem Merchandise und begeisterten Mitarbeitern.“
Denn wenn das Team auf YouTube den eigens komponierten Song singt, werden Restaurants und Marken buchstäblich zu Resonanzräumen, die Emotionen und Identität widerspiegeln, wie Gastronomin Frieda Lekscha erklärte: „Es geht darum, Momente zu schaffen, die im Kopf, Herz und Nervensystem gespeichert werden.“ Dabei darf heute gerne Künstliche Intelligenz helfen – aber nur, wenn sie nicht beliebige Ergebnisse liefert, sondern „Gänsehaut kann“.
Genau solche Momente erlebten die Teilnehmer zum Abschluss des ersten Session-Tages in der „Kneipe 80“, einem Pop-up-Projekt von Marc Uebelherr und Alex Brenner, das mit junger Dynamik, Wohnzimmer-Feeling und unperfektem Retro-Charme die Generationen „Kassettenkinder“ und „Z“ in fröhlicher Eintracht zum Tanzen bringt. Für Gänsehaut sorgte an diesem Abend – ganz ohne KI – zudem Musiker Rolf Stahlhofen, „Sohn Mannheims“ und Gründer der Initiative „Water is Right“ mit einem spontanen Konzert.
Wider die emotionale „Hangriness“
Auch Tag zwei der Sessions stand im Zeichen der Frage, wie die Gastronomie den Hunger nach echten Gefühlen stillen kann. Speaker wie Jeff Maisel (Maisel & Friends), Andreas Reichert (Allresto Flughafen München) oder Michaela Reitterer, (Boutique Hotel Stadthalle in Wien), teilten ihre Leidenschaft für Marken und Menschen mit dem Publikum und verrieten, wie sie tagtäglich die emotionale „Hangriness“ der Gesellschaft, sprich die hungerbedingte Gereiztheit, in Zufriedenheit verwandeln.
„Dabei gilt es, jedes Konzept von Anfang an so zu planen, dass Menschen darin erfolgreich arbeiten und ihre Begeisterung an die Gäste weitergeben können“, wie es Hubert Sterzinger formulierte. „Auch die Auswahl des richtigen Kassensystems ist Teil der emotionalen Architektur eines Restaurants“, gab der vielfach ausgezeichnete Gestalter gastronomischer Wohlfühlwelten zu Bedenken.
Wer Emotionen nicht nur geschickt konstruiert, sondern auch offen kommuniziert, kann heutzutage auch als Mensch zur Marke werden. Wie Gastronom René Dost, der in den sozialen Medien so erfolgreich ist, dass seine Gäste regelmäßig Selfies mit ihm machen wollen. Auch für ihn ist Authentizität der Schlüssel, ebenso wie das schonungslose Sprechen über seine Fehler, die er das beste Investment in die eigene Kompetenz nennt.
Allerdings warnte Dost vor zu viel (Bauch-)Gefühl in der Unternehmensführung: „Wenn ich in meinem Leben Geld verbrannt habe, dann meistens, weil ich emotional und begeisterungsfähig bin.“
„Gute Gefühle gehören in die DNA jedes Betriebs!“
Weitere gastronomische Workhacks aus den Gastro Sessions 2025 waren:
- „Um der KI Gänsehaut beizubringen, sollte man sie nicht wie eine Maschine behandeln, sondern als Spiegel und Sparringspartner“, betonte Frieda Lekscha, Geeske und der swarte Roelf.
- „Menschen + Marken + Emotionen = Gastronomie“, verdeutlichte Johannes Roiner, Fabbri 1905.
- „Gastgeber sein kann man nur am Gast. Nicht im Büro“, sagte René Dost, Redo Unternehmensgruppe
- „Architektur muss dazu beitragen, dass der Spüler mit dem CEO auf Augenhöhe ist“, erläuterte Hubert Sterzinger, Superstudio21.
- „Nutzen Sie die Magie der Sensorik, um Ihre Gäste emotional zu erreichen“, riet Karin Tischer, food & more.
- „Bekanntheit alleine verkauft nicht. Die qualifizierte Bekanntheit ist entscheidend. Was machst du besser als jeder andere?“, fragte Alexander Biesalski, Biesalski & Company.
- „Funktion ist gut, aber Emotion ist besser“, verdeutlichte Andreas Reichert, Allresto.
- „Mitarbeiter, die Spaß haben, sind Mitarbeiter, die Spaß machen“, verkündete Frank Simmeth, Simmeth Training.
- „Authentizität ist kein Aufwand. Man muss sich nur dafür entscheiden. Wissen erhöht den Genuss“, sagte Stefania Lettini, Lettinis Genusshelden.
- „Nur wenn alle im Team größer werden, können wir wachsen“, betonte Jeff Maisel, Brauerei Gebr. Maisel.
Mit diesen und weiteren Learnings bleiben die diesjährigen Gastro Sessions des Leaders Clubs im Gedächtnis: Nicht nur wegen des Teilnehmerrekords, der Gastgeber des Hofbräukellers und der Sause in der Kneipe 80, sondern vor allem wegen der vielen wichtigen Impulse und Inspirationen für zukünftige Erfolge im People Business Gastronomie. Learnings, die Coach Frank Simmeth treffend zusammenfasste: „Gute Gefühle gehören in die DNA jedes Betriebs!“
(Leaders Club/SAKL)