Oktoberfest 2025: „Eine Achterbahn-Wiesn“ geht zu Ende
„Für mich war es eine Achterbahn-Wiesn“, sagt der Münchner Wirtschaftsreferent Christian Scharpf (SPD), dessen erstes Jahr als Wiesn-Chef ein turbulentes war. Nach zwei Wochen endet in München das Oktoberfest - und damit eine denkwürdige Wiesn-Saison.
„Ein Traumstart mit sonnigen Rekordtemperaturen und einer geschmeidigen ersten Woche“, sagt Christian Scharpf. „Dann kam es zu der Überfüllungssituation am mittleren Wiesnsamstag und der Bombendrohung am Mittwoch, die uns sehr herausgefordert hat.“
Eine denkwürdige Wiesn
Die Wiesn 2025 dürfte gleich aus mehreren Gründen in die Geschichte eingehen. Mit knapp 31 Grad war der Anstichs-Tag vor zwei Wochen der heißeste jemals gemessene Wiesn-Tag der Geschichte. Zum Abschluss ist der Herbst eingekehrt mit Regen, Wind und Kälte.
Gleich an zwei Tagen musste das komplette Oktoberfest-Gelände wegen Überfüllung gesperrt werden. Ein Tag fiel beinahe komplett aus, weil die Theresienwiese nach einer Bombendrohung stundenlang abgesucht wurde und gesperrt blieb.
„Wichtig war, dass alle Beteiligten Hand in Hand gearbeitet haben, und wir es geschafft haben, um 17.30 Uhr wieder zu öffnen“, sagte Scharpf über die Wiedereröffnung nach der Bombendrohung. „Das schönste Erlebnis war für mich, dann diese ‚Jetzt-erst-recht‘-Stimmung zu spüren. Die Menschen sind nach Aufhebung der Sperrung sofort wieder auf die Wiesn gekommen sind und haben mit einem guten Gefühl gefeiert.“
300.000 waren es allein am späten Nachmittag des Feiertags am Freitag, dem 3. Oktober, als das Gelände – zum zweiten Mal in diesem Jahr – wegen Überfüllung geschlossen werden musste.
Ex-Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) fasst die Saison auf Facebook so zusammen: „Oiwei des G’schiss mit der Wiesn: Erst vui z’hoass dann vui z’vui Leit, dann gar koane mehr.“
Wiesn-Chef räumt Fehler ein
Während den Behörden wegen der vorsorglichen Sperrung zur Abklärung einer möglichen Bombengefahr - ein Mann, der sein Münchner Elternhaus in die Luft gesprengt hatte, hatte in einem Schreiben mit einem Anschlag auf die Wiesn gedroht – weitgehend Verständnis entgegengebracht wurde, sah das beim ersten Massengedränge auf dem Gelände anders aus.
Besonders die erste Sperrung wegen Überfüllung hatte für viel Kritik gesorgt, auch wegen unklarer Ansagen an die Festgäste. Viele berichteten von Angst im Gedränge. Erst nach etwa einer Stunde entspannte sich die Lage.
Ein „Novum“ sei diese Situation am sogenannten Italiener-Samstag zur Wiesn-Halbzeit gewesen, sagt Scharpf und räumt Fehler ein. "Wir haben reagiert, aber nicht so optimal, wie wir uns das selber gerne gewünscht hätten", sagt er. „Hauptgrund war, dass wir es einfach zu spät erkannt haben“ – und dann sei auch noch die Kommunikation mit Lautsprecherdurchsagen nicht gut gelaufen.
Im nächsten Jahr soll das anders werden, verspricht Scharpf. 2026 soll es eine "Echtzeit-Messung in Bezug auf die Besucherzahlen„ geben und sogenanntes “Crowd-Spotting". Wie genau das technisch umgesetzt werden soll, sei noch unklar.
Scharpf betonte, dass die Festleitung auch schon im Laufe der Wiesn angefangen habe, die „Hausaufgaben“ zu machen. Als das Oktoberfest auch am Feiertag, dem 3. Oktober, rund eine Stunde lang wegen Überfüllung geschlossen werden musste, habe das schon viel besser geklappt.
Diskussion um einen Extra-Tag
Aufgrund der stundenlangen Sperrung des Oktoberfestes am 1. Oktober wegen der Bombendrohung hatte der Gastgewerbeverband Dehoga eine Verlängerung der Wiesn ins Spiel gebracht. Es wäre auch ein Zeichen, dass man sich die Lebensfreude nicht verderben lasse, sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert.
Ein solcher Extra-Tag hatte jedoch aus Sicht der Wiesn-Wirte und des Innenministers keine Chance. Von den Beschäftigten in den Bierzelten über die Schausteller bis hin zum Security-Personal – alles sei nur bis Sonntag disponiert gewesen, weshalb eine spontane Wiesn-Verlängerung unrealistisch gewesen sei, teilte Wiesn-Chef Christian Scharpf mit. Auch Wirte-Sprecher Peter Inselkammer betonte: „So kurzfristig ist das tatsächlich nicht möglich“, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. „Für dieses Jahr können wir uns das nicht vorstellen.“
Außerdem sei unklar, inwiefern Besucher das Angebot annehmen und auch am Montag noch einen Tisch reservieren würden. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann war daher skeptisch. „Das ist eine Entscheidung der Stadt München. Ganz einfach wäre das nicht“, sagte er dem BR.
Angesichts der negativen Reaktionen betonte am Donnerstagvormittag auch Dehoga-Landesgeschäftsführer Thomas Geppert: „Wir respektieren das natürlich.“
Weniger Besucher als im vergangenen Jahr
Zum Abschluss des 190. Oktoberfestes in München wurde am Sonntagnachmittag Bilanz gezogen. Nach Angaben von Wiesn-Chef Christian Scharpf kamen 6,5 Millionen Menschen auf die diesjährige Wiesn. Im vergangenen Jahr waren es nach offiziellen Angaben 6,7 Millionen Besucher. Den Rückgang führt Scharpf auf die zeitweilige Sperrung der Theresienwiese zurück.
30 Prozent der Besucher am sogenannten „Italiener-Wochenende“ zur Wiesn-Halbzeit seien aus dem Ausland gekommen, sagt Scharpf – und das, obwohl die Stadt im Ausland schon lange keine Werbung mehr für die Wiesn mache. Doch das übernehmen nun Influencer. Trotz allem sei das Oktoberfest aber weiter ein Münchner Fest, ein bayerisches Fest mit über die zwei Wochen verteilt 70 Prozent der Besucher aus der Region.
Einige der Wiesn-Besucher tranken so viel, dass sie medizinische Hilfe benötigten. 6.824 Patienten zählte die zuständige Aicher Ambulanz. 40 Prozent von ihnen hatten den Angaben zufolge viel zu viel getrunken – im Durchschnitt der vergangenen Wiesn habe das nur auf ein Drittel der Patienten zugetroffen.
Der gemessene Rekordwert lag in diesem Jahr bei einem Atemalkoholwert von 3,8 Promille. Allerdings gebe es wohl eine "Dunkelziffer„ – “weil einige Kandidaten motorisch nicht mehr in der Lage waren, in das Gerät zu pusten". Das Plus von rund 28 Prozent bei der Gesamtzahl der Patienten führt die Aicher Ambulanz vor allem auf die Hitze am ersten Wiesn-Wochenende zurück, als viele Wiesn-Besucher kollabiert waren.
Was ist der Wiesn-Hit?
Das Rennen um den Titel Wiesn-Hit hat in diesem Jahr aus Sicht der Stadt keinen klaren Sieger. Es gebe "zwei Wiesn-Hits„, sagte Christian Scharpf. “Einen, den wir erwartet haben und einen, der uns überrascht hat."
Denn neben dem schon vorab von allen Seiten zum Favoriten erklären "Wackelkontakt" von Sänger Oimara sei auch "Bella Napoli" von der Italo-Schlager-Band Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys „ein ziemlicher Renner“.
Auch der Rosenheimer Musiker Michael Fenzl, der den Musikwettbewerb "A Liad für d’Wiesn" gewonnen hat, sei mit seinem Lied "Bierdringa" ziemlich präsent gewesen in den Bierzelten, sagte Scharpf.
Nach Ergebnissen der Gema ist übrigens ein anderes Lied immer wieder das auf dem Oktoberfest am häufigsten angestimmte: nämlich das zum Trinken animierende und damit wohl auch Umsatz steigernde "Prosit der Gemütlichkeit".
Scharpf betont abshcließend: „Die Super-Wiesnstimmung und tolle Feierlaune bei den Menschen haben das Fest die ganze Zeit über ausgemacht.“
(dpa/SAKL)