Silvesterparty am Brandenburger Tor abgesagt – Dehoga warnt
„Eine Veranstaltung, wie es sie in den vergangenen Jahrzehnten immer gab am Brandenburger Tor, wird es aus meiner Sicht nicht geben“, sagte Benedikt Alder, Geschäftsführer der Berlin feiert Silvester (BfS) GmbH. Der private Veranstalter hat die Show, die zuletzt immer im ZDF live übertragen wurde, am Mittwoch endgültig abgesagt. Der Grund: das liebe Geld.
Denn Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner kündigte an, dass die traditionelle Silvester-Sause in Berlins Mitte definitiv keine Zuschüsse mehr vom Land erhält. „Es ist meiner Meinung nach nicht Aufgabe der Steuerzahler, solche Veranstaltungen mitzufinanzieren“, sagte der CDU-Politiker. „Erst recht nicht in Zeiten einer angespannten Haushaltslage.“
Ohne finanzielle Unterstützung des Landes, die sich zuletzt auf mindestens mehrere Hunderttausend Euro belief, sei das Ganze nicht mehr wirtschaftlich zu organisieren, stellte Benedikt Alder heraus.
Gastronomiebranche warnt
Der Hotel- und Gastronomieverband Dehoga in Berlin verwies auf die Bedeutung des Events für den Tourismus. Die Silvester-Party sei die Veranstaltung mit der größten Strahlkraft über Berlin hinaus, sagte Hauptgeschäftsführer Gerrit Buchhorn dem RBB. „Es wäre natürlich sehr schade, wenn sie tatsächlich nicht stattfinden würde.“
Auch Melanie Kühnemann-Grunow als Sprecherin der SPD-Fraktion für Kultur plädierte für ein organisiertes Event in Berlins Mitte. „Touristen kommen nach Berlin über Silvester, wo sollen die hingehen?“, sagte sie im RBB. „Ich würde das sogar damit verbinden, dass wir da ein richtig großes Feuerwerk machen. Es gibt viele Interessierte, die sagen: Hört doch auf mit der Böllerei der Stadt, macht doch ein zentrales großes Feuerwerk. Und wo, wenn nicht am Brandenburger Tor?“
Die Berliner AfD-Fraktionschefin Kristin Brinker hat die Streichung der Landeszuschüssen für die Silvesterparty am Brandenburger Tor ebenfalls kritisiert. Derartige Ausgaben zahlten sich als Investition in den Tourismus am Ende aus, erklärte die Politikerin. Die Silvesterparty trage maßgeblich dazu bei, Berlin überregional und international als Reiseziel zu bewerben.
„Sie sollte deshalb erhalten und weiterhin gefördert werden“, sagte Brinker. Es sei vom Senat „zu kurz gedacht“, das Weiterbestehen einer Veranstaltung zu gefährden, die Jahr für Jahr Werbung für Berlin als Zielort für Städtetouristen mache.
Gespräche über andere Möglichkeiten
Wegner zufolge laufen Gespräche über mögliche Alternativen zur großen Silvester-Party. Eine Möglichkeit sei ein Feuerwerk am Brandenburger Tor. Oder: „Ein Veranstalter macht die Party mit dem ZDF, aber mit einer anderen Finanzierung oder mit einem anderen Konzept. Das ist ja unbenommen.“
Das ZDF hatte am Mittwoch erklärt, man habe zur Kenntnis genommen, dass es die Silvester-Party in der bisherigen Form nicht mehr geben werde. „Damit entfällt die Möglichkeit einer Liveübertragung. Der Sender arbeitet daher an anderen Programmoptionen für den Silvesterabend.“
Entstehungsgeschichte
Die erste große Feier zum Jahreswechsel gab es am Brandenburger Tor nach dem Mauerfall 1989. Auf der Straße des 17. Juni zwischen dem Wahrzeichen und der Siegessäule entwickelte sich dann die Tradition einer Partymeile mit Bühnen, Speis und Trank.
Im Verlauf der Jahre wurden die Sicherheitsvorkehrungen aufgestockt, die Größe der Veranstaltung begrenzt und Eintrittsgeld eingeführt. Im vorigen Jahr wurden mehr als 60.000 Besucher gezählt, die je 20 Euro dafür bezahlten.
(dpa/SAKL)