Kritik

Silvesterparty am Brandenburger Tor abgesagt – Dehoga warnt

Silvester am Brandenburger Tor
Die traditionelle große Silvester-Party am Brandenburger Tor in Berlin wurde nun abgesagt. (Foto: © flyinger/stock.adobe.com)
Das Brandenburger Tor in Berlin ist seit vielen Jahren Kulisse für die angeblich größte Silvester-Party Deutschlands. Doch dieses Jahr ist alles anders. Warnungen kommen aus dem Gastgewerbe. 
Freitag, 01.08.2025, 11:42 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

„Eine Veranstaltung, wie es sie in den vergangenen Jahrzehnten immer gab am Brandenburger Tor, wird es aus meiner Sicht nicht geben“, sagte Benedikt Alder, Geschäftsführer der Berlin feiert Silvester (BfS) GmbH. Der private Veranstalter hat die Show, die zuletzt immer im ZDF live übertragen wurde, am Mittwoch endgültig abgesagt. Der Grund: das liebe Geld. 

Denn Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner kündigte an, dass die traditionelle Silvester-Sause in Berlins Mitte definitiv keine Zuschüsse mehr vom Land erhält. „Es ist meiner Meinung nach nicht Aufgabe der Steuerzahler, solche Veranstaltungen mitzufinanzieren“, sagte der CDU-Politiker. „Erst recht nicht in Zeiten einer angespannten Haushaltslage.“

Ohne finanzielle Unterstützung des Landes, die sich zuletzt auf mindestens mehrere Hunderttausend Euro belief, sei das Ganze nicht mehr wirtschaftlich zu organisieren, stellte Benedikt Alder heraus. 

Gastronomiebranche warnt 

Der Hotel- und Gastronomieverband Dehoga in Berlin verwies auf die Bedeutung des Events für den Tourismus. Die Silvester-Party sei die Veranstaltung mit der größten Strahlkraft über Berlin hinaus, sagte Hauptgeschäftsführer Gerrit Buchhorn dem RBB. „Es wäre natürlich sehr schade, wenn sie tatsächlich nicht stattfinden würde.“ 

Auch Melanie Kühnemann-Grunow als Sprecherin der SPD-Fraktion für Kultur plädierte für ein organisiertes Event in Berlins Mitte. „Touristen kommen nach Berlin über Silvester, wo sollen die hingehen?“, sagte sie im RBB. „Ich würde das sogar damit verbinden, dass wir da ein richtig großes Feuerwerk machen. Es gibt viele Interessierte, die sagen: Hört doch auf mit der Böllerei der Stadt, macht doch ein zentrales großes Feuerwerk. Und wo, wenn nicht am Brandenburger Tor?“ 

Die Berliner AfD-Fraktionschefin Kristin Brinker hat die Streichung der Landeszuschüssen für die Silvesterparty am Brandenburger Tor ebenfalls kritisiert. Derartige Ausgaben zahlten sich als Investition in den Tourismus am Ende aus, erklärte die Politikerin. Die Silvesterparty trage maßgeblich dazu bei, Berlin überregional und international als Reiseziel zu bewerben. 

„Sie sollte deshalb erhalten und weiterhin gefördert werden“, sagte Brinker. Es sei vom Senat „zu kurz gedacht“, das Weiterbestehen einer Veranstaltung zu gefährden, die Jahr für Jahr Werbung für Berlin als Zielort für Städtetouristen mache.

Gespräche über andere Möglichkeiten 

Wegner zufolge laufen Gespräche über mögliche Alternativen zur großen Silvester-Party. Eine Möglichkeit sei ein Feuerwerk am Brandenburger Tor. Oder: „Ein Veranstalter macht die Party mit dem ZDF, aber mit einer anderen Finanzierung oder mit einem anderen Konzept. Das ist ja unbenommen.“

Das ZDF hatte am Mittwoch erklärt, man habe zur Kenntnis genommen, dass es die Silvester-Party in der bisherigen Form nicht mehr geben werde. „Damit entfällt die Möglichkeit einer Liveübertragung. Der Sender arbeitet daher an anderen Programmoptionen für den Silvesterabend.“

Entstehungsgeschichte

Die erste große Feier zum Jahreswechsel gab es am Brandenburger Tor nach dem Mauerfall 1989. Auf der Straße des 17. Juni zwischen dem Wahrzeichen und der Siegessäule entwickelte sich dann die Tradition einer Partymeile mit Bühnen, Speis und Trank. 

Im Verlauf der Jahre wurden die Sicherheitsvorkehrungen aufgestockt, die Größe der Veranstaltung begrenzt und Eintrittsgeld eingeführt. Im vorigen Jahr wurden mehr als 60.000 Besucher gezählt, die je 20 Euro dafür bezahlten.

(dpa/SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Aktuell gehe man von einer Auslastung der Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern zwischen 45 und 65 Prozent aus. (Foto: © iStockphoto)
Buchungen
Buchungen

Hotels und Gaststätten hoffen noch auf kurzentschlossene Gäste

Ostern steht vor der Tür. Der Gaststättenverband freut sich über den guten Wetterbericht und hofft auf kurzfristige Buchungen. Für die Branche ist der Saisonstart nach zwei Jahren Pandemie außerordentlich wichtig.
Gastronomen-Paar schaut verzweifelt auf ein Tablet
Thüringen
Thüringen

„Es ist nicht mehr hinnehmbar“

Hoteliers und Gastronomen kritisieren das Regelungswirrwarr zur Eindämmung der Corona-Infektionen. Über zwanzig regionale Verordnungen gibt es aktuell in Thüringen.
Strandkorb am Strand
Halbjahresbilanz
Halbjahresbilanz

„In Ferienregionen wächst die Zuversicht“

Im ersten Halbjahr 2021 fiel der Umsatzrückgang im Gastgewerbe erneut hoch aus. Gastronomische Betriebe durften schließlich erst im Mai wieder öffnen. Für Juli und August rechnet Dehoga-Präsident Guido Zöllick mit besseren Zahlen.
Tische mit Stühlen im Regen
Dehoga
Dehoga

Regenwetter hat das Gastro-Geschäft beeinträchtigt

Sommer, Sonne, Sonnenschein? In diesem Jahr war das Wetter in den Sommermonaten eher unbeständig und regnerisch. Das bekommt auch das Gastgewerbe zu spüren – denn nicht nur in den Biergärten bleiben die Gäste aus.
Gruppenfoto vom Zusammentreffen beim Workshop mit Branchenvertretern und der Bayerischen Staatsregierung unter dem Namen Praxischeck im Herbst 2024
Handlungsempfehlungen
Handlungsempfehlungen

Bürokratieabbau im Gastgewerbe

Bürokratie kostet vor allem im Mittelstand Zeit, Geld und Nerven. Aus diesem Grund hat das Bundeswirtschaftsministerium nun konkrete Handlungsempfehlungen zum Bürokratieabbau im Gastgewerbe veröffentlicht – als Ergebnis eines Workshops mit Branchenvertreten.
Husum, Touristenort in Schleswig-Holstein
Personallücke
Personallücke

Weil Personal fehlt: Einige Restaurants kürzer offen

Der Personalmangel macht sich bemerkbar: Weil Mitarbeiter fehlen, können Restaurants und Bäcker in einigen Urlaubsorten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern nur begrenzt öffnen. Mit Folgen für Betreiber und Urlauber.
Frau zahlt im Restaurant mit Karte
Diskussion
Diskussion

Trinkgeld am Terminal: Cleverer Service oder digitale Erpressung?

Kartenzahlung ist im Alltag längst angekommen – und mit ihr die digitale Trinkgeldoption. Moderne Terminals schlagen beim Bezahlen automatisch bestimmte Beträge vor. Doch wird Trinkgeld dadurch zur Pflicht? HOGAPAGE hat beim Dehoga nachgefragt – und zeigt, worauf Betriebe beim digitalen Trinkgeld achten sollten.
Conrad Clemens (CDU), Kultusminister von Sachsen, teilt während eines Pressetermins der Dehoga Sachsen zur Trend(Job)Tour in einem Restaurant auf dem Neumarkt einen Smoothie aus. Im Rahmen der Trend(Job)Tour treffen sich Fachkräfte aus Schule, Berufsorientierung und Arbeitswelt, um die Gastronomie und Hotellerie zu erleben
Aktion
Aktion

Mehr Azubis für Sachsen

Aktuell ist die Lage auf dem sächsischen Ausbildungsmarkt entspannt. Die Betriebe haben im letzten Jahr genügend motivierte Lehrlinge finden können. Damit das auch in Zukunft so bleibt, startet der Dehoga eine Werbekampagne für das Gastgewerbe und erneuert eine Kooperation für den Tourismusbereich.
Leeres Restaurant
Umsatzrückgänge
Umsatzrückgänge

Gastgewerbe in Brandenburg: „Die Leute halten ihr Geld zusammen“

Gestiegene Kosten und Umsatzrückgänge belasten aktuell das Gastgewerbe. Laut dem Dehoga in Brandenburg sparen die Menschen besonders bei Hotelaufenthalten und Restaurantbesuchen. Hoffnung auf Entlastung machen ein paar Wahlprogramme.