degefest-TrendAnalyse „Restart 2021/22“

Tagungsstätten wollen zurück zu alten Idealen

Mann steht auf der Bühne vor vollem Tagungssaal
Digitale Möglichkeiten waren ein Ersatz während der Krise, dennoch sehen Tagungsstätten auch künftig ihr Hauptgeschäft in Präsenzveranstaltungen. (Foto: © the six/stock.adobe.com)
Wie hat die Pandemie den Tagungsmarkt verändert? Das wollte der Fachverband degefest herausfinden und hat seine Mitglieder bezüglich digitaler Möglichkeiten und veränderten Gastronomie-Angeboten befragt.
Mittwoch, 02.06.2021, 15:37 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Zum wiederholten Mal hat der deutsche Fachverband degefest (Verband der Kongress- und Seminarwirtschaft) seine Mitglieder befragt. Die Daten der Studie 2021 wurden analog zum Vorjahr im Rahmen einer Online-Befragung erhoben.

Corona hat zu einer Zäsur im MICE-Business geführt. Gerade in Zeiten des vollständigen Lockdowns widmete sich die Branche verstärkt den digitalen Möglichkeiten. Zwar sind die digitalen Events nichts Neues; bis zur Covid19-Pandemie wurden sie aber vorwiegend als Ergänzungsangebote zu Präsenzveranstaltungen gesehen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Veranstaltungshäuser ihre Umsätze primär nicht nur durch die Wissensvermittlung generieren, sondern insbesondere durch Leistungen wie Catering, Veranstaltungs-Dienstleistungen, Übernachtungen, Begleitprogramme und vieles mehr“, erklärt Prof. Dr. Jerzy Jaworski von der Hochschule Heilbronn. „Finden Präsenzveranstaltungen aufgrund der Pandemie nicht statt und werden diese durch Online-Events ersetzt, wird damit das Kerngeschäft eines jeden Veranstaltungshauses gefährdet.“

Erweiterung des Angebots-Portfolios

Durch die Pandemie haben sich nahezu alle Befragten die benötigte Technik, die Ausstattung im Haus und das Wissen über die Durchführung digitaler Veranstaltungen angeeignet. Dennoch sehen die Häuser gleichzeitig die negativen Auswirkungen dieser Erweiterung. Die Befragten befürchten, dass die hybriden Veranstaltungen finanziell unrentabel sein werden, vor allem aber wird der „gute“ und direkte Kontakt zum Gast verloren gehen. Gerade in der Lockdown-Zeit findet eine Gästeentfremdung statt. Bei den Tagungsteilnehmern wird zudem eine falsche Erwartung geweckt („…es wird billiger…“). Mit der Erweiterung des eigenen Angebots um hybride Formate entstehen zusätzliche Kosten, die selten gedeckt werden. Auch werden die interessanten Angebote (Gastronomie etc.) weniger gebucht.

Kosten, Kompetenz und Sicherheit

Der digitale Schub erfordert eine Investition, die nicht unterschätzt werden darf. Besonders wichtig: eine schnelle und stabile Internet-Verbindung. Die Teilnehmenden der Studie haben seit Pandemie-Beginn intensiv investiert und bieten ihren Kunden diese Grundvoraussetzungen. Eine besondere Herausforderung stellt allerdings für alle Befragten in diesem Zusammenhang die Einhaltung der DSGVO dar.

Gastronomie – anders anspruchsvoll

Die gastronomischen Erlöse stellen einen wichtigen Bestandteil des wirtschaftlichen Erfolgs im Veranstaltungshaus dar. So erwarten die Teilnehmenden zumindest temporär, dass die Büffets verschwinden werden resp. kein Selbstschöpfen möglich sein wird, dass das Essen exklusiver und teurer wird, dass mehr Bedienungspersonal benötigt wird und dass vorgefertigte Essepakete (bspw. ein Brown-Bag-Service) eingesetzt werden.

Im Vergleich zu 2020 sind die Befragten allerdings etwas optimistischer und gehen von einer größeren Anerkennung bei den Kunden für die erbrachten gastronomischen Leistungen aus.

Hygiene – mehr sollte nicht mehr kosten

Die Hygiene Maßnahmen kosten Geld. Nach Einschätzung der Befragten sind aber die Kunden der Tagungshäuser nur bedingt bereit den damit verbundenen Mehr -und Kostenaufwand adäquat zu bezahlen. Diese Ergebnisse sind fast deckungsgleich mit denen des Vorjahres. Die Hygiene wird auch Auswirkungen auf die Größe der Tagungsstätte haben. Generell gilt: eine Tagungsstätte benötigt für jeden Teilnehmer das Dreifache an Raum:  einen Sitzplatz im Plenarsaal (Reihenbestuhlung), einen Sitzplatz in einem Workshop-Raum und eine Fläche in den Break-out-Räumen (für Empfang, Pause mit u.U. Bewirtung, begleitende Ausstellungen, Ausklang der Veranstaltung).

Es könnte sein, dass nach den Covid19-Erfahrungen die DIN-Norm 15906 dem neuen Bedürfnis nach Raumfläche angepasst werden wird/muss. Die Tagungsstätten, die schon heute großzügig mit wichtiger werdenden Foyerflächen ausgestattet sind, werden dies in ihrer Marketing- und Kommunikationsarbeit zu nutzen wissen.

Umsatzeinbußen

Die Umsatzeinbußen werden laut Einschätzung der Teilnehmenden auch im Jahr 2021 enorm hoch sein: knapp 85 % der Befragten erwarten im Jahr 2021 nicht mehr als 70 % des Umsatzes aus dem Jahr 2019. In den Jahren 2022 und 2023 erholt sich zwar der Veranstaltungsmarkt, aber noch nicht vollständig. Generell lässt sich aber sagen, dass die Befragten im Hinblick auf die zukünftige wirtschaftliche Lage ihrer Tagungsstätte positiv denken. Zwar rechnet kaum jemand damit, dass das wirtschaftliche Niveau des Rekordjahres 2019 schon bald erreicht wird; eine klare Tendenz zur Besserung sehen aber die meisten Befragten.

(degefest/NZ)

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