Mehr Flexibilität

Bayern will Höchstarbeitszeit anheben

Ulrike Scharf (CSU).
Wirtschaftsministerin Ulrike Scharf (CSU) setzt sich für das Anheben der täglichen Maximalarbeitszeit ein. (Foto: © picture alliance/dpa | Sven Hoppe)
Der Freistaat will sich für flexiblere Arbeitszeiten einsetzen. So plant er, die Höchstarbeitszeit von mehr als zehn Stunden pro Tag zu ermöglichen. Bayern begründet seine Forderung unter anderem mit dem Fachkräftemangel in Tourismus und  Gastronomie.
Mittwoch, 30.11.2022, 14:40 Uhr, Autor: Thiemo Welf-Hagen Wacker

Von diesem Mittwoch an beraten die Arbeits- und Sozialminister der Länder in Perl im Saarland. Seit Jahren gibt es immer wieder Forderungen von Unternehmen, aber auch Parteien wie der FDP, das Arbeitszeitgesetz zu lockern. Bisher sind täglich maximal zehn Stunden Arbeitszeit erlaubt.

Bei der Arbeits- und Sozialministerkonferenz im Saarland werde sich Bayern für eine entsprechende Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes einsetzen, kündigte die bayerische Arbeitsministerin Ulrike Scharf am Mittwoch an. Sie sagte: „Ein erster wichtiger Schritt ist es, für einzelne Arbeitstage in der Woche auf freiwilliger Basis und unter Beachtung des Arbeitnehmerschutzes Arbeitszeiten von mehr als zehn Stunden zu ermöglichen.“

Mit dem Vorstoß will Scharf den Fachkräftemangel bekämpfen. „Wir brauchen mehr Flexibilität, um Familie mit Beruf vereinbaren zu können – das steigert auch die Beschäftigungsquote“, so Scharf. Dafür müssten die Arbeitszeitgesetze an die Lebenswelten der Menschen angepasst werden.

Dehoga Bayern begrüßt den Vorschlag

Während Gewerkschaften den Plan kritisierten, kam Beifall aus der Wirtschaft. So begrüßte auch der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Bayern die Pläne der Bayerischen Staatsregierung.

Dehoga Bayern-Präsidentin Angela Inselkammer dazu: „Wir begrüßen die Pläne von Bayerns Arbeitsministerin Ulrike Scharf, sich für flexiblere Arbeitszeiten einzusetzen ausdrücklich. Die Umstellung auf eine Wochenarbeitszeit wäre eine längst überfällige Anpassung an die Lebensrealität.“

Berufe in Gastronomie und Hotellerie attraktiver machen

Inselkammer betont des Weiteren die Notwendigkeit der Branche, die Wochenarbeitszeit, so wie die EU es vorsieht, umzustellen: „Eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten im Rahmen einer Wochenarbeitszeit, ohne die Gesamtarbeitszeit zu erhöhen, ist längst überfällig. Damit dann gearbeitet werden kann, wenn Arbeit anfällt. Und das wollen nicht nur wir, das wollen in erster Linie unsere Mitarbeiter. Wir müssen dringend moderne, praxisgerechte und flexible Arbeitszeitregeln schaffen. Es ist nicht verständlich, dass immer weitere Möglichkeiten für Homeoffice geschaffen werden und gleichzeitig Mensch-zu-Mensch-Berufe, die nicht homeoffice-fähig sind, vergessen und damit unattraktiv gemacht werden. Wir brauchen eine Antwort auf das Homeoffice für die Mensch-zu-Mensch-Berufe.“

Nicht nur der Arbeitskräftemangel in der Branche sei ein Argument für die Flexibilisierung der Arbeitszeit, auch habe sich die Arbeitswelt gewandelt. „Viele junge Menschen wollen keinen Vollzeitjob, sondern eher eine sichere Anstellung in Teilzeit, um nebenbei beispielsweise noch ein Studium oder eine Weiterbildung zu absolvieren oder sich selbstständig zu machen. Ein Alleinerziehender möchte dagegen vielleicht in einem Hotel arbeiten, aber auch ausreichend Zeit mit den zwei Kindern verbringen. Er will lieber an zwei Tagen pro Woche zwölf Stunden arbeiten, als das Pensum zu stückeln. Da passt es dann nicht zur Lebensrealität, wenn das Arbeitsgesetz, das in der Branche alles nicht zulässt. Flexibilität ist der Schlüssel für krisensichere und zukunftsfähige Betriebe.“

Das Thema New Work angehen

Auch Dehoga Bayern-Landegeschäftsführer Dr. Thomas Geppert ist überzeugt: „Wir brauchen die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes und damit eine Wochenarbeitszeit – auch andere Branchen zeigen Anpassungsfähigkeit, indem die Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten können. Wenn in anderen Branchen die Rede von New Work ist und digitale Nomaden überall auf der Welt arbeiten können, muss in diese Richtung auch im Gastgewerbe das hier mögliche Potenzial ausgeschöpft werden und dafür schafft eine Anpassung des Arbeitszeitgesetzes die notwendige Grundlage. In anderen Branchen hat Corona gezeigt, wie wichtig Flexibilität am Arbeitsplatz ist. Das Gastgewerbe muss hier die Möglichkeit bekommen mit einem flexibleren Arbeitszeitgesetz und der Umstellung auf eine Wochenarbeitszeit nachzuziehen.“

(Dehoga Bayern/dpa/THWA)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Jugendmeister 2023 im Gastgewerbe: Strahlende Siegerinnen und Sieger (v.l.): Hotelfachfrau  Katharina Walk vom Hotel Bergkristall (Oberstaufen),  Koch Tobias Pecher von Feinkost Käfer (München) und  Restaurantfachfrau Lisa-Marie Barbara Harrer von der  Heidexx Genusshütte (Heideck).
Auszeichnung
Auszeichnung

Dehoga Bayern kürt Bayerische Jugendmeister 2023

Aller guten Dinge sind drei: Dehoga Bayern-Vizepräsident Andreas Brunner und Schulleiterin Dr. Andrea Roth haben die Sieger der Bayerischen Jugendmeisterschaften in drei gastgewerblichen Ausbildungsberufen geehrt. 
Braut und Bräutigam küssen sich.
Eheschließung
Eheschließung

Gastrobranche erwartet Heiratsboom

Wilde Feten, volle Terminkalender, ausgebuchte Locations: Die Gastro- und Hochzeitsbranche rechnet in diesem Jahr wieder mit mehr Gästen, die ihre Hochzeit ausgiebig feiern.
In Bayern wurde die Isolationsplficht für Covid-Infizierte abgeschafft.
Coronaregeln
Coronaregeln

Keine Covid-Isolation mehr in vier Bundesländern

In einigen Bundesländern wurde jüngst die Isolationspflicht für Corona-Infizierte abgeschafft. Schutzmaßnahmen müssen aber weiterhin eingehalten werden. Gibt es Sonderregeln für das Gastgewerbe?
Leistungsbeweis von Bayerns Gastgewerbe
Dehoga
Dehoga

Sterne-Klassifizierungen für Bayerns Hotellerie und Gastronomie

Am 22. August 2022 haben Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Bayern, in München Sterne-Klassifizierungen an 85 Hotels, Gasthäuser und Pensionen im Freistaat verliehen.
Denkfabrik-Vorstand Dr. Marcel Klinge (Foto: © DZG)
Event
Event

Erste „Gastwelt-Summit“ findet in Berlin statt

Das branchenübergreifende Gipfeltreffen mit dutzenden Verbänden und Organisationen aus Tourismus, Travel, Hospitality und Foodservice wird jetzt erstmalig in der Bundeshauptstadt abgehalten. Das Motto der Veranstaltung lautet: Gemeinsam erreichen wir mehr!
Jan Redmann, Fraktionsvorsitzender der Brandenburger CDU fordert einen ermäßigten Steuersatz für die Gastronomie.
Politik
Politik

CDU und Linke sind sich einig: Mehrwertsteuersenkung in der Gastro muss bleiben

Eigentlich sind sie sich spinnefeind. Doch wenn es um die Mehrwertsteuersenkung für das Gastgewerbe geht, ziehen CDU und die Linke an einem Strang. 
Franziska Giffey, Wirtschaftssenatorin von Berlin.
Mehrwertsteuer
Mehrwertsteuer

Giffey für verlängerte Steuerermäßigung für Speisen im Restaurant

Während der Corona-Pandemie wurde der Mehrwertsteuersatz für Speisen in der Gastronomie von 19 auf sieben Prozent gesenkt. Doch dies gilt nur noch bis Ende 2023. Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey sieht das kritisch.