Pauschalreisen

Bundestag beschließt Reisesicherungsfond

Koffer, Flugzeug und alles was zu einer Reise gehört
Bei der Pleite des Reiseriesen Thomas Cook musste der Staat eingreifen und Urlaubern ihre Anzahlungen teilweise erstatten. (Foto: © Jürgen Fälchle/stock.adobe.com)
Nachdem der Bundestag das Gesetz zur Insolvenzabsicherung durch Reisefonds verabschiedet hat, wird Kritik laut. Laut DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz wurde zu wenig auf die Interessen von Veranstaltern im Deutschlandtourismus geachtet. 
Freitag, 11.06.2021, 13:12 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Pauschalurlauber sollen über einen millionenschweren Fonds besser gegen eine Pleite des Reiseveranstalters abgesichert sein. Der Bundestag beschloss in der Nacht zum Freitag die Einrichtung eines Sicherungsfonds, in den die Veranstalter selbst einzahlen müssen. Hintergrund ist die Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook im September 2019. Die Versicherung hatte damals nur einen Bruchteil der Kosten ersetzt, weshalb schließlich der Staat einsprang.

Der Fonds soll Vorauszahlungen der Kunden, den Rücktransport gestrandeter Urlauber und deren Unterbringung bis zum Rücktransport garantieren. Er löst grundsätzlich die bisherige Absicherung durch Versicherungen oder Bankbürgschaften ab. Von der Pflicht, in den Reisesicherungsfonds einzuzahlen, werden nur kleinere Unternehmen ausgenommen. Die Umsatzgrenze für diese Ausnahmeregelung wurde in den parlamentarischen Beratungen von den ursprünglich vorgesehenen drei Millionen Euro noch auf einen Jahresumsatz von zehn Millionen Euro angehoben.

DTV kritisiert fehlende Differenzierung

„Das Ergebnis ist enttäuschend. Die Interessen von Veranstaltern im Deutschlandtourismus, wie Freizeitparks oder Tourismusorganisationen, deren Schadensrisiko gering ist, wurden nicht ausreichend berücksichtigt. Teure und aufwendige Rückholaktionen spielen innerhalb Deutschlands keine große Rolle“, kritisiert Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes (DTV). Konnten diese Veranstalter ihr Risiko bislang problemlos absichern, werden sie nun an dem deutlich größeren Insolvenz- und Schadensrisiko großer Veranstalter bemessen. „Damit drohen zum Teil deutlich höhere Kosten für die Insolvenzversicherung als bisher.“

Ausnahmeregelung ist „Augenwischerei“

Das Gesetz sieht zwar eine Ausnahmeregelung bis zu einem Jahresumsatz von 10 Millionen Euro vor, „doch das ist Augenwischerei“, so Kunz. Denn in diesem Fall muss künftig der gesamte Umsatz abgesichert werden. Folglich ist mit deutlich höheren Versicherungsprämien zu rechnen.

Der DTV hatte sich im Gesetzgebungsverfahren für eine stärkere Differenzierung eingesetzt. „Auch wenn die Reform der Absicherung im Grundsatz richtig ist, um das Vertrauen der Reisenden in die Sicherheit der Pauschalreise zu sichern, hat die Politik ein Gesetz auf Kosten derjenigen auf den Weg gebracht, die sich bisher völlig problemlos absichern konnten“, kritisiert der DTV-Geschäftsführer.

(DTV/dpa/NZ)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Norbert Kunz
Norbert Kunz
Norbert Kunz

„Wir müssen mehr Innovationen anregen“

Im Rahmen des Welttourismustag hat DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz die Bedeutung des Deutschlandtourismus hervorgehoben. Gleichzeitig gibt er jedoch zu bedenken, dass die Branche weiterhin Überstützung benötigt.
Reinhard Meyer
Wahlforderungen des DTV
Wahlforderungen des DTV

„Der Tourismus muss von der Politik ernstgenommen werden“

Die Nachfrage in der Sommersaison war in den deutschen Destinationen gut, der Deutschlandtourismus hat sich jedoch noch lange nicht stabilisiert. Vor diesem Hintergrund stellt DTV-Präsident Reinhard Meyer die Wahlforderungen des Deutschlandtourismus vor.
Mann mit Mundschutz vorm Brandenburger Tor in Berlin
Hilferuf
Hilferuf

Deutschlandtourismus von Normalität weit entfernt

Der Deutsche Tourismusverband plädiert erneut für ein Rettungspaket und fordert die Wirtschaftsminister zum Handeln auf. Anlass gibt vor allem das alarmierende Ergebnis einer Umfrage.
Schild mit "Hotel geschlossen"
Corona-Krise
Corona-Krise

„Wenn jetzt nicht gehandelt wird, stehen unzählige Betriebe vor dem Aus“

Der Deutsche Tourismusverband appelliert an die Wirtschaftsminister von Bund und Länder, einen einheitlichen Neustart für den Deutschlandtourismus zu erarbeiten. Auch ein Rettungsschirm ist Teil der Forderung.
Eindruck vom Tourismuspolitischen Frühstück des Deutschen Tourismusverbandes e.V.
Berlin
Berlin

DTV und Politik besprechen Stand der Nationalen Tourismusstrategie

Im Rahmen des tourismuspolitischen Frühstücks des DTV sprachen Experten und Politiker über die Herausforderungen der deutschen Tourismusbranche. Deutlich wurde: Konkrete Maßnahmen sind jetzt notwendig.    
Die wunderschöne Stadt Chemnitz ist der Treffpunkt für das diesjährige GTM Event. (Foto: © Chemnitz von oben/stock.adobe.com)
Tourismus
Tourismus

50. Germany Travel Mart läuft

Seit Sonntag trifft sich die deutsche Tourismus-Branche in Chemnitz zur jährlichen Vertriebsplattform GTM. Rund 235 Key Accounts der internationalen Reiseindustrie und 183 deutsche Aussteller nehmen teil.
Am Rand des Weltraumes
Weltraumabenteuer
Weltraumabenteuer

Reise zu den Sternen

Den Sternen nahe! Art of Travel, ein Reiseunternehmen für Luxusreisen, bietet ab 2025 ein ganz besonderes Abenteuer. Mit einer Druckkapsel geht es für Reisende an den Rand des Weltraumes.