Kritik

CSU-Agrarminister Rainer warnt vor „Veggie-Burger“-Verbot

Bundesernährungsminister Alois Rainer
Bundesernährungsminister Alois Rainer (Foto: © picture alliance/dpa | Peter Kneffel)
Verbraucherschützer und Wirtschaftsvertreter, aber auch Branchenverbände des Gastgewerbes lehnen ein Verbot von Begriffen wie „Veggie-Schnitzel“ ab. Auch Bundesernährungsminister Alois Rainer sieht ein solches Verbot kritisch und warnt vor den Folgen, die der Vorstoß haben könnte.
Montag, 27.10.2025, 13:35 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Bundesagrarminister Alois Rainer spricht sich gegen ein Verbot von Bezeichnungen wie „Veggie-Schnitzel“ oder „Tofu-Wurst“ für pflanzliche Lebensmittel aus. Es würde "unglaublich hohe Kosten für die Wirtschaft" sowie Bürokratie verursachen, sagte der CSU-Politiker vor einem Treffen mit einem EU-Amtskollegen in Luxemburg. „Ich stehe für Bürokratieabbau, deshalb unterstütze ich diesen Vorschlag nicht.“ Ähnlich hatte er sich bereits im Interview mit dem „Münchner Merkur“ geäußert. 

„Diese Diskussion hätten wir vor zehn oder zwölf Jahren führen müssen. Jetzt ist es unnötig, diese Diskussion zu führen“, sagte Rainer. Die Menschen wüssten, was sie täten. „Wenn sie ein Veggie-Schnitzel kaufen, dann wissen sie, dass das nicht aus Fleisch ist.“

Europaparlament will Verbot

Das Europaparlament hatte sich kürzlich mehrheitlich für ein Verbot solcher Bezeichnungen ausgesprochen. Begriffe wie „Steak“, „Schnitzel“, „Burger“ und „Wurst“ sollen demnach nur noch für Produkte aus Tieren verwendet werden dürfen. Die Ja-Stimmen kamen vor allem von Fraktionen rechts der Mitte, die deutschen Unions-Abgeordneten stimmten mehrheitlich dagegen.

Auch Verbraucherschützer und Wirtschaftsvertreter lehnen das Vorhaben ab. Mehrere Handelsunternehmen, darunter Aldi Süd, Lidl und Burger King, warnten in einem gemeinsamen Brief vor wirtschaftlichen Schäden. Auch der Dehoga Hessen hatte sich kürzlich gegen ein solches Verbot ausgesprochen.  „Wir finden ein solches Verbot unsinnig und lehnen es ab“, sagte Gisbert Kern, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes Dehoga Hessen. 

Der Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) und die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) erläuterten erst kürzlich gegenüber HOGAPAGE, welche Auswirkungen ein solches Verbot auf die Gastronomie hätte. Sollte das Verbot umgesetzt werden, müssten Gastronomiebetriebe pflanzliche Gerichte umbenennen und sämtliche Menüs, Beschilderungen, Online-Systeme und Kassenprogramme anpassen. Laut Branchenvertretern wie Dr. Marcel Klinge (DZG) und Marilena Körner (BdS) würde dies hohe Kosten, zusätzlichen Aufwand und bürokratische Hürden verursachen. „Gerade in den aktuell wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wäre dies ein weiterer Stolperstein für die Branche“, betont Körner.

Ob das EU-weite Verbot tatsächlich kommt oder nicht, wird sich in den bevorstehenden Verhandlungen zwischen den EU-Staaten und dem Europaparlament zeigen.

(dpa/SAKL)

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