DEHOGA-Branchentag 2018

Gastgewerbe drängt Politiker zum Handeln

Eine volle Veranstaltungshalle
FDP-Chef Christian Lindner plädierte auf dem Branchentag vehement für den Bürokratieabbau und die Flexibilisierung der Arbeitszeit. (© DEHOGA/Pietschmann/Ausserhofer)
Auf dem Berliner DEHOGA-Branchentag kamen rund 1.000 Gastronomen, Hoteliers und gastgewerbliche Entscheider zusammen, um mit den Spitzenleuten der Bundespolitik wichtige Herausforderungen zu diskutieren. 
Mittwoch, 21.11.2018, 16:52 Uhr, Autor: Thomas Hack

Rund 1.000 Gastronomen und Hoteliers aus ganz Deutschland sind zum DEHOGA-Branchentag ins Berliner Maritim Hotel gekommen, um mit den Spitzenleuten der Bundespolitik wichtige Herausforderungen der Branche zu diskutieren. Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA), unterstrich zunächst mit Nachdruck die zunehmende Bedeutung des Gastgewerbes und machte deutlich, an welchen Stellen dringend Handlungsbedarf geboten ist: „Gastronomie und Hotellerie in Deutschland befinden sich auf solidem Wachstumskurs. Doch trotz steigender Umsätze bleibt die Ertragslage angespannt. Wir erwarten konkretes politisches Handeln: weniger Bürokratie, mehr Flexibilität, fairen Wettbewerb und eine Offensive für die duale Ausbildung.“ Die steigende wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Branche müsse sich in einer größeren Wertschätzung sowie besseren Rahmenbedingungen widerspiegeln, so Zöllick weiter. Ihm zufolge seien dringend Lösungen gefragt, damit auch die Gastgeber der Zukunft Freude an der Branche fänden. Desweiteren wurden eine praxistaugliche Lösung für eine flexiblere Arbeitszeit und gleiche Steuern für Essen unabhängig vom Ort des Verzehrs gefordert, was Branchenvertretern zufolge auch das Wirtshaussterben in ländlichen Regionen ausbremsen würde.

Olaf Scholz erteilt Mehrwertsteuersenkung eine Absage
Nach der Eröffnungsansprache betraten schließlich hochkarätige Spitzenpolitiker die Bühne, um ihre eigenen Vorstellungen gegenüber den Branchenvertretern kundzutun. „Ich finde es wunderbar, wenn man ein guter Gastgeber ist“, ließ etwa CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer verlauten und forderte bessere Rahmenbedingungen für die Berufsausbildung sowie für eine Flexibilisierung der Arbeitszeitregelungen, welche in heutigen Zeiten nicht mehr zeitgemäß seien. Der Parlamentarische Staatssekretär und Tourismusbeauftragte Thomas Bareiß hingegen versprach, die Attraktivität des Reiselandes Deutschlands zu stärken und Gastwirte entsprechend zu unterstützen. Als seine „Lieblingsbranche“ bezeichnete FDP-Chef Christian Lindner das Gastgewerbe und plädierte vehement für den Bürokratieabbau und die Flexibilisierung der Arbeitszeit. Der Liberale, für den Hygieneampeln ein unwirksamer und kostenintensiver Störfaktor seien, forderte lautstark eine Politik, die wieder die breite Mitte im Auge hat anstatt nur die Ränder. Auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz sprach sich für die hohe Bedeutung des Gastgewerbebranche aus und lobte diese für ihren Einsatz bei der Integration geflüchteter Menschen. Auf Unverständnis stieß dagegen seine deutliche Absage an eine Mehrwertsteuersenkung für Gastronomiebetriebe.

Heftige Diskussionen bei der Podiumsdebatte
Die Zukunftssicherung des Gastgewerbes bildete anschließend das Kernthema in der Talkrunde mit den Stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Dr. Carsten Linnemann MdB (CDU/CSU), Michael Theurer MdB (FDP) und Anja Hajduk MdB (Bündnis 90/Die Grünen) sowie den Unternehmern Nicole Kobjoll (Schindlerhof), Dieter Gitzen (Sodexo Deutschland), Peter Reichert, Seehof Herrsching, und Dieter Wäschle (Petershof). Mitunter äußerst leidenschaftlich diskutierten die Teilnehmer ihre Konzepte für eine wirtschaftsfreundliche, mittelstandsgerechte und menschennahe Politik für die gastgewerblichen Unternehmer. Seinen ausgelassenen Abschluss fand der Branchentag schließlich mit einer großen Branchenparty und einem Auftritt der vielfach ausgezeichneten Miniköche.

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