Lassen wir den Touristen zahlen
In Berlin wollen die Grünen jetzt also alle Touristen mittels eines ÖPNV-Pflichttickets zur Kasse bitten – egal ob U-Bahn oder Autobus tatsächlich benutzt werden oder nicht. 100 Millionen Euro sollen solcherart in die Kassen des maroden Berliner öffentlichen Verkehrs gepumpt werden. Ein lauter Protest seitens des Dehoga war zwar die Folge, das hat aber die grüne Schwesterpartei in Wien nicht daran gehindert, diesen Vorschlag für „diskussionswürdig“ zu halten, wie Verkehrssprecher Rüdiger Maresch in der Kronenzeitung zitiert wird. Zum Glück war die Begeisterung über diese Idee in Wien sowohl beim roten Koalitionspartner SPÖ wie auch beim WienTourismus enden wollend. „Wir sind gegen Zwangsmaßnahmen“, so WienTourismus-Sprecherin Andrea Zefferer kurz und bündig.
Schade eigentlich, denn die Idee, leere Kassen einfach von Touristen zwangsauffüllen zu lassen, wäre doch ausbaufähig. Nachdem die Österreichischen Bundestheater chronisch defizitär unterwegs sind, wäre ein Pflichtticket für Staatsoper oder Burgtheater für jeden Wien-Besucher doch überlegenswert. Die ÖBB ist ähnlich klamm wie die Straßenbaugesellschaft ASFINAG. Lösung: Zu jedem Hotelaufenthalt in Österreich müssen eine Autobahn-Vignette und ein ÖBB-Ticket erworben werden, auch wenn man per Flugzeug anreist.
Und erst in Deutschland: Dass Berlin „arm aber sexy“ ist, wusste Klaus Wowereit schon vor gut 15 Jahren und in der aktuellen rot-rot-grünen Koalition steht es um die Finanzen auch nicht besser. Egal ob ÖPNV, Straßen, Schulen oder andere Infrastruktureinrichtungen – leere Kassen wohin man schaut. Was liegt da also näher, als Touristen (die nach grüner Lesart ohnehin bedenklich sind, wenn sie per Auto oder Flugzeug anreisen) ein wenig zu schröpfen? Merkt doch keiner und der Hotellerie in der Hauptstadt geht es ja ohnehin gut genug, oder? Aber gut, linke Politik und freie Wirtschaft, in der man Leute nicht gängeln kann – das war schon immer eine Problembeziehung.