Kommentar

Servieren wir zu große Portionen?

Riesen-Burger mit Beilagen
Kann man so servieren, muss man aber nicht. Außerhalb der diesbezüglich schmerzbefreiten USA sind XXL-Lokale und Ess-Challenges in unseren Breiten eher ein Nischenprogramm. (© fotolia.com/Kathleen Rekowski)
Um den riesigen Berg an Lebensmittelabfällen zu reduzieren, soll auch die Gastronomie ihren Beitrag leisten – etwa mit verringerten Portionsgrößen, schlagen Politiker aktuell vor.
Montag, 16.09.2019, 11:45 Uhr, Autor:Clemens Kriegelstein

In Deutschland hat sich die Bundesregierung also auf die Fahnen geschrieben, die landesweiten Lebensmittelabfälle bis 2030 um rund sechs Millionen Tonnen pro Jahr, und damit um rund 50 Prozent zu verringern. Die Außer-Haus-Verpflegung hat an den derzeit etwa zwölf Millionen Tonnen, die deutschlandweit pro Jahr anfallen immerhin einen Anteil von gut 14 Prozent. Die zuständige Ministerin Julia Klöckner hat jetzt eine Strategie veröffentlich, wie diese – prinzipiell sehr löbliche – Abfallvermeidung im Lebensmittelbereich funktionieren soll. Ein Punkt dabei sind auch kleinere Portionen in der Gastronomie.

Und hier ist der Punkt, an dem es lustig werden könnte. Denn ein Appell an die Gastronomie, keine größeren Portionen zu produzieren, als im Schnitt gegessen werden, wäre nett, wird in der Praxis aber nicht viel ändern. Kein Gastronom, der bis zehn zählen kann, wird ständig 700-Gramm-Schnitzel servieren, wenn er davon regelmäßig die Hälfte in der Mülltonne entsorgen muss. (Ein paar XXL-Restaurants vielleicht ausgenommen, aber bei denen ist das erstens Teil des Marketings, zweitens nehmen die Gäste von dort viel nach Hause mit und drittens machen diese wenigen sehr speziellen Lokaltypen das Kraut auch nicht fett.)

Maximal-Portionsgrößen per Gesetz kaum vorstellbar

Doch wer nicht das Glück einer homogenen, älteren Gästeschicht hat, wird sich mit verringerten Portionen (zumal bei gleichbleibenden Preisen) eher wenige Freunde machen. Und schon wenn eine Familie zum Essen kommt, wird der Teenager-Sohn vermutlich einen anderen Appetit mitbringen als die Über-50-jährige Mutter. Wer zählt da als Maßstab? Umgekehrt sind gesetzlich vorgeschriebene Maximal-Portionsgrößen außerhalb Nordkoreas eher schwer vorstellbar.

Eine andere, tatsächlich praktikable Lösung kennt man bereits von so mancher Pizzeria, nämlich generell zwei oder sogar drei unterschiedliche Portionsgrößen von Haus aus anzubieten. Das bedeutet zwar einen gewissen Mehraufwand bei Kalkulation und Zubereitung, eröffnet aber auch neue Umsatzmöglichkeiten, weil eine halbe Dessertportion vielleicht eher bestellt wird als die volle Tiramisu-Ladung.

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