Gastgärten im Winter

Streit um Heizpilze jetzt auch in Österreich

Außenbereich eines Lokals mit Decken und Heizpilzen
Eine Kombination aus Decken und den nicht unumstrittenen Heizschwammerln könnte die Wintersaison für viele Gastronomen retten. (© SOMATUSCANI/stock.adobe.com)
Nicht zuletzt die Ankündigung der Regierung in Wien, Schanigärten in der kommenden Saison auch den Winterbetrieb zu erlauben, hat die Diskussion um Heizpilze neu entfacht.
Donnerstag, 10.09.2020, 13:31 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

In Deutschland schwelt der Streit um die Zulassung von Heizpilzen in der Außengastronomie schon länger. Aber auch in Österreich brandet die Debatte jetzt wieder neu auf. Leute, die in Gastgärten sitzen, sind einem geringeren Ansteckungsrisiko mit Corona ausgesetzt, meinen Experten. Branchenvertreter hoffen mit der Öffnung von Gast- oder Biergärten im Winter, einen Teil des coronabedingten Umsatzverlustes zu kompensieren. Doch trotz immer milderer Winter ist die Lust der meisten Gäste, speziell am Abend längere Zeit im Freien zu sitzen, zwischen Oktober und März meist endenwollend. Abhilfe könnten hier Heizpilze schaffen, die allerdings vor allem von Umweltschützern seit langem für ihre Energieverschwendung kritisiert werden.

Diverse Umweltorganisationen und NGOs laufen entsprechend auch Sturm gegen den Einsatz von Heizpilze. „Die Außenluft zu beheizen ist die größte Energieverschwendung, die es gibt“, meint etwa Johannes Wahlmüller, Klimaenergiesprecher von Global 2000. Und auch Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb sieht die Praxis, die „Luft im Freien zu heizen“ als „sichtbares Zeichen unseres verschwenderischen Umgangs mit Energie“.

Tausende Jobs bedroht

Umgekehrt plädierte etwa Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer dafür, wirtschaftliche und umweltbezogene Interessen abzuwägen. Klimabedenken fänden hier keinen Platz, schließlich gehe es um Tausende Jobs. Kritik an der Blockadehaltung kommt auch vom Wirtschaftsbund (WB). Die Gastronomie braucht offene Gastgärten und Heizstrahler, um Gäste im Freien versorgen zu können. Tausende Jobs hängen davon ab. Jeder, der die Öffnung der Schanigärten und Heizpilze verhindern möchte, ist ein Jobvernichter,“ so WB-Generalsekretär Kurt Egger zur Kritik von Umweltorganisationen.

Neu an der Diskussion ist diesmal indes die Tatsache, dass sich mit Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi ausnahmsweise sogar ein Grüner für die mobilen Heizstrahler ausgesprochen hat. Zwar schließt Willi fossile Brennstoffe als Energiequelle aus, elektrische Öfen könnten laut Willi aber wieder erlaubt werden, berichtet der ORF in einem Online-Artikel.

Unterschiedliche Regelungen in Österreich

In Österreich ist die rechtliche Lage von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Während in Innsbruck, Bregenz, Graz und Linz Heizpilze generell verboten sind, dürfen in Wien nur noch strombetriebene Heizstrahler eingesetzt werden. Gasbetriebene Wärmequellen sind nicht mehr erlaubt, allerdings nicht aus Umwelt-, sondern aus Sicherheitsgründen. (ORF/CK)

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