Rekorde in beide Richtungen

Wirtshaussterben trotz Touristenboom

Panorama von München mit den Alpen im Hintergrund
In Bayern müssen trotz Touristenboom immer mehr Landgasthöfe schließen. (Foto: FleischiPixel/fotolia)
Berge, Kultur, Geschäfte – Bayern ist als Reiseziel noch attraktiver geworden. Aber viele Gasthäuser schauen mit dem Ofenrohr ins Gebirge.
Montag, 12.02.2018, 11:14 Uhr, Autor: Markus Jergler

An vielen bayerischen Wirtshäusern geht der Touristenboom leider spurlos vorüber. Verbandspräsidentin Inselkammer sagte der Wirtschaftsministerin Aigner, warum sie enttäuscht ist.

Bayern wird als Reiseziel für Touristen und Geschäftsleute immer beliebter, der Umsatz der Branche wächst – aber davon profitieren vor allem die großen Hotels. „Verlierer sind die kleinen Gasthöfe landauf, landab“, sagte die Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, Angela Inselkammer, am Freitag in München. Die Steuer- und Arbeitszeitpläne der geplanten großen Koalition seien eine Enttäuschung. Rund 25 Prozent aller Schankwirtschaften habe Bayern in den letzten zwölf Jahren verloren. „500 Gemeinden haben kein Wirtshaus mehr“, sagte Inselkammer. Und das Wirtshaussterben gehe weiter.

Aigner versteht die Enttäuschung
Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) sagte, die Zahl der Gäste in Bayern sei im vergangenen Jahr um fünf Prozent auf gut 37 Millionen gestiegen, die Zahl der Übernachtungen habe auf 94,4 Millionen zugelegt. „Das ist das sechste Rekordergebnis in Folge.“ Die Touristen gäben mehr als 31 Milliarden jährlich aus. Mit 560.000 Arbeits- und Ausbildungsplätzen sei die Tourismusbranche in Bayern ein wichtiger Arbeitgeber, gerade in ländlichen Regionen. Aber sie verstehe die Enttäuschung der Branche über den Koalitionsvertrag.

Boom hauptsächlich in den Großstädten
Inselkammer sagte, 90 Prozent der Betriebe seien Familienbetriebe. Die Arbeitszeiten aller Mitarbeiter müssten sich flexibler nach den Gästen richten. Aber viele potenzielle Koalitionäre in Berlin hätten offenbar wenig „Ahnung von dem, was da passiert“. Auch die ungleichen Steuersätze auf Essen wirkten weiter negativ. Gewinner der Entwicklung in Bayern seien die großen Hotels, vor allem die Hotel garnis, sowie Restaurantketten, Caterer, Imbissstuben und Cafés.

Zutreffend ist auch, dass sich der Touristenboom vor allem auf die großen Städte beschränkt. Dieser legte um acht Prozent zu. In der Wirtschafts-, Kultur- und Messestadt München stieg die Zahl der Übernachtungen sogar um zwölf Prozent auf 15,7 Millionen. Jeder vierte Gast übernachtet in einem Kurort oder Heilbad – hier ist die Entwicklung auf hohem Niveau stabil. Jeder vierte Gast kommt inzwischen aus dem Ausland – an der Spitze dabei Niederländer, Österreicher, US-Amerikaner und Schweizer. Bereits auf Platz sieben folgen die Chinesen: Die Zahl der Gäste aus der Volksrepublik schnellte um 19 Prozent hoch auf mehr als eine halbe Million. (lby/MJ)

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