VGH-Urteil

Einweg-Abgabe auf To-go-Verpackungen

Jürgen Resch fordert Änderung des Verpackungsgesetzes
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch fordert Änderung des Verpackungsgesetzes und die Einführung einer Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einweg-to-go-Verpackungen sowie ein Einweg-Verbot für den Verzehr im Restaurant. (Foto: © Gisela/stock.adobe.com)
Nach dem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs in Mannheim zum Aus der Tübinger Verbrauchssteuer auf Einweg-to-go-Verpackungen steht die Bundesregierung in der Pflicht, Maßnahmen gegen die Einweg-Flut in den Städten zu ergreifen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat versprochen, gegen die Plastikvermüllung der Umwelt einzutreten.
Donnerstag, 14.04.2022, 15:21 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf, eine bundesweite Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einweg-to-go-Verpackungen zum 1. Januar 2023 einzuführen und damit entschieden gegen die Müllflut in deutschen Städten und Gemeinden vorzugehen. Anlass für die Forderung des Umwelt- und Verbraucherschutzverbandes ist die gestern veröffentlichte Begründung des Verwaltungsgerichtshofs (VGH) Mannheim zum Aus der Tübinger Verbrauchssteuer auf Einweg-to-go-Verpackungen. Das Gericht hatte mit Urteil vom 29. März auf die Verantwortung der Bundesregierung für die Abfallvermeidung verwiesen und die Verpackungssteuer der Stadt für unwirksam erklärt. Gegen die seit Jahresbeginn erhobene Steuer hatte die Franchise-Nehmerin eines McDonald‘s-Schnellrestaurants in Tübingen geklagt.

Umweltministerin Steffi Lemke will gegen Plastikvermüllung eintreten

„Umweltministerin Steffi Lemke hat vor wenigen Wochen in Nairobi versprochen, wirkungsvoll gegen die Plastikvermüllung unserer Umwelt einzutreten. Jetzt hat sie die Möglichkeit – das Urteil des VGH Mannheim ist eine klare Aufforderung an die Bundesregierung, in einer Novelle des Verpackungsgesetzes die notwendigen Maßnahmen bundesweit und für alle Restaurants anzuordnen. Die Verteuerung von Einweg-Geschirr ist eine der wirksamsten Maßnahmen gegen die Müllflut. Das hat die seit dem 1. Januar 2022 in Tübingen in Kraft getretene Verbrauchssteuer in den drei Monaten ihrer Gültigkeit eindrücklich bewiesen. Die Vermüllung des öffentlichen Raumes hat innerhalb kürzester Zeit deutlich abgenommen. Wenn dies auf kommunaler Ebene rechtlich jedoch nicht möglich sein sollte, dann ist es umso wichtiger, dass Umweltministerin Lemke endlich handelt und durch eine bundesweite Einweg-Abgabe das umsetzt, was Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer bereits erfolgreich vorgemacht hat“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

„Das Urteil bremst kommunales Engagement gegen Einweg-Müll aus“

Nach Einschätzung des VGH verstoße die örtliche Verbrauchssteuer in Tübingen gegen Bundesregelungen, wie sie im Verpackungsgesetz festgelegt seien. Zum anderen wurde moniert, dass der kommunalen Steuer der örtliche Charakter fehle, weil To-go-Verpackungen auch mitgenommen und außerhalb Tübingens konsumiert und entsorgt werden könnten. Nach Einschätzung der DUH sei dies jedoch nicht schlüssig, weil es sich um eine rein theoretische Betrachtungsweise handele, die nicht der Lebenswirklichkeit entspreche. Vor Ort gekaufte Einweg-Verpackungen führen in aller Regel auch zu dort anfallenden Abfallmengen.

„Das Urteil des VGH Mannheim bremst beispielgebendes kommunales Engagement gegen Einweg-Müll aus. Dabei ist kommunales Engagement notwendiger denn je, da auf Bundesebene bislang viel zu wenig dafür getan wird. Nach dem Urteil des VGH Mannheim sollen sich Kommunen demnach mit der Müllflut vor Ort abfinden, was angesichts knapper werdender Ressourcen und der sich verschärfenden Klimakrise fahrlässig und verantwortungslos wäre. Selbstverständlich sollten Kommunen Möglichkeiten erhalten, auch über Bundesregelungen hinaus Einweg-Abfall in ihren Städten zu bekämpfen. Wenn hierfür Anpassungen im Verpackungsgesetz oder anderen Bundesgesetzen notwendig sein sollten, dann sollte dies auch getan werden“, so Jürgen Resch weiter.

Unabhängig von der Debatte um eine Verbrauchssteuer auf Einweg-to-go-Verpackungen sollte der Einsatz von Einweg-Verpackungen beim Vor-Ort-Verzehr in Gastronomiestätten grundsätzlich ausgeschlossen werden. Frankreich hat bereits ein Einweg-Verbot für den Vor-Ort-Verzehr in der Gastronomie beschlossen. Es gibt nach Ansicht der DUH keinen Grund, weshalb umwelt- und klimaschädliches Einweg-Geschirr in Restaurants und Imbissen erlaubt sein sollte.

(ots/SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Daniel Weist
Plastikneutralität
Plastikneutralität

The Living Circle ist erste plastikneutrale Hotelgruppe in der Schweiz

Ein kleiner Schritt für den Menschen, ein großer Sprung für die Welt: The Living Circle verkündet Plastikneutralität – und das als erste Hotelgruppe in der Schweiz. Wie hat das die Gruppe geschafft?
Eine Frau steht bei Sonnenschein in einem Garten und trinkt Wasser aus einer Glasflasche.
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit

„Six Senses“ und die Zero-Plastik-Politik

Im Jahr 2019 hat sich Six Senses der „Global Tourism Plastics Initiative“ verpflichtet. Dazu gehört auch die Abschaffung der „18 unbeliebtesten“ Artikel der Marke. Bis Ende des Jahres will Six Senses einige Ziele ihrer Agenda erreicht haben.
To-Go-Verpackungen
Studie
Studie

Was Gastronomen bei To-Go-Verpackungen wichtig ist

Plastikverbot, Mehrweg, Einweg, Pfandpflicht oder nachhaltige To-Go-Verpackungen sind Themen, die die Gastronomie und Hotellerie derzeit beschäftigen. Doch wie wollen gastronomische Betriebe ihr To-Go-Angebot nach der Einführung der Mehrwegangebotspflicht 2023 ausrichten? Eine Studie liefert hierzu erste Erkenntnisse.
Mitarbeiter von 4ocean bei der Plastikbeseitigung aus dem Meer (Foto: © 4ocean)
Sodexo Deutschland
Sodexo Deutschland

Kooperation gegen verschmutzte Meere

Sodexo Deutschland ist eine Partnerschaft mit dem amerikanischen Unternehmen 4ocean eingegangen. Gemeinsam will man (Plastik-)Müll aus dem Meer bergen.
Zwei Menschen stoßen mit Corona an
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit

Corona erreicht Netto-Null-Plastik-Fußabdruck

Corona hat weltweit einen Netto-Null-Plastik-Fußabdruck erreicht. Dies ist eine weitere Etappe auf dem Ziel, kein Plastik in der Natur zu hinterlassen. Mit einem AR-Tool veranschaulicht das Unternehmen zudem jedem den persönlichen Plastik-Fußabdruck.
The Ocean CleanUp Schiff
Kooperation
Kooperation

Gegen Plastikmüll im Meer

Coca-Cola wird erster globaler Partner für die Umsetzung des Flussprojektes von The Ocean Cleanup. Gemeinsames Ziel ist es, die Plastikverschmutzung in den Weltmeeren einzudämmen.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Mehrweg-Kaffee-to-go-Becher
Neuer Gesetzentwurf
Neuer Gesetzentwurf

Bald Mehrwegpflicht bei „to go“?

Bundesumweltministerin Svenja Schulze plant angesichts des hohen Aufkommens von Einwegplastikmüll eine Gesetzesverschärfung. So soll ab 2023 das Angebot einer „To-go“-Mehrwegverpackung für den Außer-Haus-Markt verpflichtend werden. Der Dehoga hat bereits reagiert.