Gastronomie

Neue Diskussion um Datenerfassung von Gästen

Eine Kellnerin im Restaurant
Was sollten Gastwirte beim Erfassen von Gästedaten bachten? (Foto: fizkes/stock.adobe.com)
Thüringer Gastronomen sind dazu verpflichtet, Daten ihrer Gäste zu sammeln. Datenschützer erinnern jetzt an Löschfristen und wollen auch die Bedenken der FDP-Fraktion prüfen.
Montag, 22.06.2020, 08:37 Uhr, Autor:Thomas Hack

Gastwirte, die wegen der Corona-Pandemie Adressdaten ihrer Gäste sammeln müssen, sind auch dazu verpflichtet, diese nach vier Wochen wieder zu löschen. Darauf macht der Landesdatenschutzbeauftragte Lutz Hasse aufmerksam. „Mit der neuen Grundverordnung gibt es nun eine Rechtsgrundlage. Gaststättenbetreiber müssen diese Daten von ihren Kunden sammeln. Doch sie müssen auch die Löschfristen beachten“, sagte Hasse.

Zwischen Bürokratie und Fantasienamen

Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer des Thüringer Hotel- und Gaststättenverbandes, sieht die Regelungen in der Verordnung kritisch. „Wir sind Dienstleister und keine Datensammler“, sagte Ellinger. Gastwirte seien auch teils unsicher, wie sie mit Gästen umgehen sollen, die die geforderten Angaben verweigerten oder Fantasienamen eintragen. „Wir sind uns durchaus bewusst, dass der gemeinsame Feind das Virus ist“, sagte Ellinger. Für die Unternehmer bedeuteten die Regeln aber sehr viel Bürokratie.

Datenvernichtung mittels Schredder

„Die Verordnung geht in diesem Punkt schon recht weit“, findet Hasse. Betreiber von Gaststätten müssten auch darauf achten, dass die Daten der Gäste nicht frei für jeden Gast einsehbar sein dürfen – etwa auf einer Liste. Einige arbeiteten mit einzelnen Zetteln, die die Gäste dann in eine verschlossene Box stecken. Dies sei schon besser. „In der Tat ist es eine Datensammlung, die durch die Erfassung entsteht“, sagte Hasse, „aber ich gehe davon aus, dass die Gastwirte verantwortlich damit umgehen.“ Seiner Meinung nach reiche es nicht, die Dokumente mit den Daten einfach in den Müll zu werfen. „Die Daten sollten vernichtet werden – zum Beispiel mit einem Schredder“, sagte Hasse. Die Thüringer FDP-Fraktion hält die Regelung zur Datenerfassung in der Grundverordnung für unverhältnismäßig und hatte sich daher mit einem Brief an Hasses Behörde gewandt. Hasse kündigte an, die Bedenken prüfen zu wollen. (lth/TH)

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