Fremdenhass unerwünscht

Wegen „Pegida“: Brauerei kündigt Gastronom den Pachtvertrag

Geballte Faust auf Tisch
Gastronom Giovanni Costa muss seine Trattoria „Casa mia“ in Sendling schlißene, weil ihm ein wichtiger Lieferant gekündigt hat. (© Ralf Geithe / fotolia)
„Kein braunes Bier in Sendling“ – der alt eingesessene Gastronom Giovanni Costa muss sein „Casa mia“ in München-Sendling dicht machen, weil die Brauerei den Pachtvertrag gekündigt hat. Eine Bewirtung von Pegida-Anhängern brachte das Lokal in unruhiges Fahrwasser.
Montag, 17.07.2017, 10:06 Uhr, Autor: Felix Lauther

Mitten im Münchener Stadtteil Sendling muss das Ristorante „Casa mia“ seine Pforten schließen. Am 21. Juli ist in Giovanni Costas Lokal Schluss, weil die Brauerei Anheuser-Busch InBev den Pachtvertrag gekündigt hat. Das berichtet die Münchener TZ. Der sizilianische Wirt bedankt sich bei seinen Gästen und verweist auf „wirtschaftliche Gründe“, die zur Schließung der Gaststätte geführt hätten. Die wahren Gründe liegen aber im Politischen.

Bewirtung von Pegida-Anhängern schmeckt Lokalpolitikern nicht
Wie die TZ weiter berichtet, sei zu Beginn des Jahres 2016 bekannt geworden, dass sich Vertreter des rechtspopulistischen Bündnisses „Pegida“ in Costas Restaurant zum Essen trafen. Davon soll der Sendlinger Bezirksausschuss Wind bekommen haben. Gegenüber der Münchener Zeitung bestätigte die Fachinformationsstelle Rechtsextremismus in München den Restaurantbesuch der „Pegida“. Ernst Dill (SPD), BA-Beauftragter gegen Rechtsextremismus, tobt: „Wir wollen kein braunes Bier in Sendling“. Wie die TZ weiter berichtet, bläst der BA-Vorsitzende Markus Lutz ins gleiche Horn und appelliert in einem Brief an Costa, Pegida-Vertretern künftig den Zutritt in das „Casa mia“ zu verweigern. Er stünde nicht in der Pflicht, diese Leute zu bedienen.

 „Casa mia“ im Kreuzfeuer der Politik
Wirt Costa versteht die Aufregung nicht, denn die Pegida-Leute hätten sich in seiner Gaststätte nicht politisch verhalten, sondern nur ihr Bier getrunken und etwas gegessen. Gegenüber der TZ vermutet der Sizilianer, dass Dill auch die Brauerei „bearbeitet“ hat.

Anheuser-Busch InBev kündigte den Vertrag mit Costa, weil sie „um ihr Image fürchte“. Dill soll laut Costa einzelne Pegida-Mitglieder der Brauerei gemeldet haben.

Der Gastronom ließ es jedoch nicht zu, zum Spielball der politischen Lager zu werden – was ihm das wirtschaftliche Genick brach. Die Brauerei beliefert ihn nicht mehr mit Franziskaner und Löwenbräu. Seine Existenz sei am Ende, sagt Costa der TZ. (TZ.de / FL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Lars Klingbeil
Vorwurf
Vorwurf

Mehrwertsteuer-Debatte: Lars Klingbeil in der Kritik

In der Diskussion um die geplante Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie und die Erhöhung der Pendlerpauschale wächst Kritik an Lars Klingbeil. Während der Bundesfinanzminister die Debatte um einen finanziellen Ausgleich für die Länder für beendet erklärt, spricht Hessens Regierungschef vom falschen Weg und der sächsische CDU-Ministerpräsident sieht eine gewisse Bockigkeit.
DZG-Vorstandssprecher Dr. Marcel Klinge
Appell
Appell

DZG appelliert: Steuerentlastung für Gastronomie darf jetzt nicht scheitern

Die Steuerentlastung der Gastronomie steht „auf der Kippe“ – warnte jüngst Bundesfinanzminister Lars Klingbeil. Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) appelliert deshalb an Bund und Länder, die beschlossene Mehrwertsteuersenkung auf sieben Prozent verlässlich umzusetzen und beim Haushalt 2026 gemeinsam zu handeln.
Lars Klingbeil
Steuersenkung
Steuersenkung

Klingbeil warnt: 7-%-Mehrwertsteuer in Gefahr!

Die geplante Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie steht auf der Kippe! Die Länder wollen die Entlastungen nicht mittragen und fordern einen Ausgleich für die Steuerausfälle. Finanzminister Lars Klingbeil warnt vor einem Scheitern der geplanten Steuerentlastungen.
DGB-Chefin Yasmin Fahimi
Kontroverse
Kontroverse

Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie: Zwischen Kritik und Hoffnung

Ab 2026 können Gastwirte aufatmen: Die Umsatzsteuer auf Speisen sinkt. Doch nicht alle finden die Entscheidung zur 7-Prozent-Mehrwertsteuer sinnvoll – und das obwohl sie eine Notwendigkeit zur Sicherung von Betrieben, Jobs und kulinarischer Vielfalt darstellt.
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD)
Steuersenkung
Steuersenkung

7-Prozent-Mehrwertsteuer auf den Weg gebracht

Gute Nachrichten für die Gastronomie: Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD bereits Steuerentlastungen für Gastwirte angekündigt. Jetzt wurden die Weichen für entsprechende Gesetzesänderungen gestellt.
Lars Klingbeil (SPD) sitzt neben Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Thorsten Frei (CDU)
Energiepolitik
Energiepolitik

Kabinett beschließt Entlastungen für Stromkunden – profitiert auch das Gastgewerbe?

Das Bundeskabinett hat wichtige Vorhaben in der Energiepolitik beschlossen. Milliarden-Zuschüsse sollen die Netzentgelte beim Strom senken. Eine Senkung der Stromsteuer für alle soll es aber vorerst nicht geben.
Dr. Marcel Klinge
Beschluss
Beschluss

DZG begrüßt Einigung zur Schuldenbremse

Am Dienstag hat sich die Koalitionsspitze auf die Schaffung eines Sondervermögens geeinigt. Der Thinktank Denkfabrik Zukunft der Gastwelt bewertet den Schritt als sehr positiv und sieht das Bündnis CDU/CSU und SPD auf dem richtigen Weg.
Der Spitzenkandidat der CDU, Friedrich Merz, steht im Bundestag am Rednerpult und gestikuliert mit seinen Armen
Wahlprogramm
Wahlprogramm

CDU/CSU-Wahlprogramm 2025: Auswirkungen auf die Gastronomie und Hotellerie

Was bringt die Bundestagswahl 2025 für die Hotellerie und Gastronomie? Die CDU/CSU setzt auf Entlastungen und weniger Bürokratie – doch welche Folgen hat das konkret?
Leeres, abgedunkeltes Restaurant mit dunklen Holzmöbeln und einem Gasttisch auf dem eine rote Wahlurne steht. Es wird ein Stimmzettel eingeworfen. Auf dem Stimmzettel ist der Schriftzug der SPD zu lesen, darunter das ausgefüllte Wahlkreuz.
Wahlprogramm
Wahlprogramm

SPD-Wahlprogramm 2025: Welche Auswirkungen hat ein Wahlsieg auf die Gastronomie und Hotellerie?

Am kommenden Sonntag steht die Bundestagswahl 2025 an. Besonders das Wahlprogramm der SPD, die als eine der stärksten Parteien ins Rennen geht, enthält einige Maßnahmen, die das Gastgewerbe beeinflussen könnten. Doch was würde ein SPD-Wahlsieg für Restaurants, Cafés und Hotels in Deutschland bedeuten?