Statistik

Gastgewerbe in Mecklenburg-Vorpommern: „So viele Betriebsaufgaben wie nie zuvor“

Leeres Restaurant/Café
In Mecklenburg-Vorpommern verzeichnete das Gastgewerbe im Jahr 2024 mehr Insolvenzen als eine Jahr davor oder im Corona-Jahr. (Foto: © Halfpoint/stock.adobe.com)
Die Corona-Krise haben Gaststätten und Hotels in Mecklenburg-Vorpommern (MV) überlebt – trotz Kapazitätsbeschränkungen und Zwangsschließungen. Nun aber wächst die Zahl der Pleiten in der Branche. 
Donnerstag, 03.07.2025, 13:14 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Die flaue Konjunktur in Deutschland macht immer mehr Firmen in Mecklenburg-Vorpommern (MV) zu schaffen. Wie das Statistische Amt in Schwerin mitteilte, stieg die Zahl der gemeldeten Unternehmensinsolvenzen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent auf 273 Anträge. 

Die Forderungen der Gläubiger summierten sich auf rund 226 Millionen Euro – ein Plus von 10,7 Prozent. Hochrechnungen der Auskunftei Creditreform zufolge ist für das laufende Jahr bundesweit mit einer ähnlichen Steigerungsrate bei den Insolvenzen zu rechnen. 

Gastgewerbe stark betroffen

Etwa jede neunte Insolvenz betraf im Vorjahr in MV ein Unternehmen aus dem Gastgewerbe. Laut Statistik wurden für diesen Wirtschaftszweig 32 Verfahren angemeldet und damit 52 Prozent mehr als im Jahr davor mit 21 Verfahren.

Im Corona-Jahr 2022 hatte es lediglich 11 Insolvenzverfahren für Gastronomiebetriebe gegeben. Vor allem Beherbergungsunternehmen wie Hotels und Pensionen gerieten 2024 in existenzielle Notlagen. Während in den Jahren zuvor jeweils drei bis fünf dieser Betriebe insolvent gingen, waren es 2024 bereits 14. 

Insolvenz-Zahlen für Verband alarmierend 

„Die Zahlen sind alarmierend, zumal sie ja nur die Spitze des Eisbergs zeigen“, sagte der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Mecklenburg-Vorpommern, Lars Schwarz. Der Großteil der landesweit etwa 5.550 Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe sei inhabergeführt. Wenn die Reserven des Betreibers aufgebraucht seien, mache er dicht, ohne dass das in der Statistik auftauche.

„Wir haben so viele Betriebsaufgaben wie nie zuvor“, sagte Schwarz. Nach seinen Angaben lagen die Umsätze in den Gaststätten des Landes im ersten Vierteljahr 2025 um etwa 18 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau.

Nach Einschätzung von Schwarz zeigen sich weitere Spätfolgen der Corona-Pandemie. Für die Zeit der Zwangsschließungen und Kapazitätsbeschränkungen habe der Staat finanzielle Hilfen gewährt, die nun vielfach zurückgefordert würden. „Da ist noch vieles in Prüfung. Und wenn das Geld zurückgezahlt werden muss, kann das in Verbindung mit gestiegenen Energie-, Lebensmittel- und Personalkosten schnell das Ende weiterer Betriebe bedeuten“, sagte der Verbandschef.

Hoffnung schöpfe die Branche aus der Ankündigung, die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie wieder von 19 auf 7 Prozent zu senken.

Auch Bauwirtschaft von Insolvenzen stark betroffen

Von den Unternehmensinsolvenzen stark betroffen ist weiterhin auch die Bauwirtschaft. So gingen laut Statistikamt im Vorjahr landesweit 53 Baufirmen pleite. Das waren allerdings drei weniger als 2023.

Weit häufiger als bei Unternehmen trat die Zahlungsunfähigkeit bei Privatpersonen ein. Die Zahl der sogenannten Verbraucherinsolvenzen lag laut Statistikamt im Jahr 2024 mit 1.787 Verfahren um 4,0 Prozent über dem Vorjahreswert. 

Nach Angaben von Creditreform setzt sich der Trend 2025 bundesweit fort. Demnach nahmen die Verbraucherinsolvenzen im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,6 Prozent auf 37.700 Fälle zu. Stark gestiegene Lebenshaltungskosten sowie Arbeitsplatzverluste, insbesondere in der Industrie, setzten viele Haushalte unter Druck, hieß es zur Begründung.

(dpa/SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Bayerischer Biergarten mit Bedienung und zahlreichen lokalen Spezialitäten
Entwicklung
Entwicklung

Starke Dynamik in der bayerischen Gastro

Das Bayerische Landesamt für Statistik hat die Zahl der Gewerbean- und abmeldungen für das Jahr 2024 veröffentlicht. Besonders Augenmerk liegt dabei auf dem Bereich des Gastgewerbes. Wie sich zeigt, gab es in der Branche sehr viel Bewegung. 
Kellner serviert den Gästen
Statistik
Statistik

Gastgewerbe mit Umsatzplus im Jahr 2023

Das Gastgewerbe in Deutschland verzeichnete im Jahr 2023 sowohl real als auch nominal einen Umsatzanstieg im Vergleich zum Vorjahr – so eine Schätzung des Statistischen Bundesamtes (Destatis).
Gastronomin bei der Abrechnung im Restaurant
Betriebsschließungen
Betriebsschließungen

Mehrwertsteuererhöhung: Dehoga befürchtet Insolvenzen in der Gastronomie

Seit dem 1. Januar gilt auf Speisen in der Gastronomie wieder der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Das sorgt bei vielen Gastronomen nach wie vor für Unmut.
Kellner im Restaurant
Statistik
Statistik

NRW verzeichnete 2022 wieder deutlich mehr Beschäftigte im Gastgewerbe

Das Gastgewerbe in Nordrhein-Westfalen hat im Jahr 2022 einen deutlichen Anstieg der Beschäftigtenzahlen erlebt. Trotzdem bleibt der Arbeits- und Fachkräftemangel in der Branche eine Herausforderung.
Freunde im Restaurant
Statistik
Statistik

Gastgewerbe-Umsatz holt weiter auf

Im vergangenen Jahr verzeichnete das Gastgewerbe in Deutschland deutliche Umsatzzuwächse. Vor allem die Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen trugen zu einer deutlichen Erholung in der ersten Jahreshälfte bei. 
Freunde im Restaurant
Statistik
Statistik

Gastgewerbe hat 2022 stark aufgeholt

Das Gastgewerbe in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr vom Corona-Schock erholt. So stieg der Umsatz laut einer vorläufigen Schätzung des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem noch von Lockdowns geprägten Vorjahr 2021 deutlich.
Receptionist and businesswoman at hotel front desk
Statistik
Statistik

Hotelumsätze übertreffen im September das Vorkrisenniveau

Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg der Umsatz in der Hotellerie um 18,2 Prozent. Dennoch hat das Gastgewerbe in Deutschland noch nicht das Umsatzniveau der Vor-Corona-Zeit erreicht.
Kellner serviert
Statistik
Statistik

Preissteigerungen beeinflussen den Gastgewerbeumsatz

Die steigenden Preise bei Lebensmitteln und Energie spiegeln sich auch in den Umsatzzahlen im Gastgewerbe wider. Deutlich wird das unter anderem im Vergleich zum Vorkrisenniveau.
In der Gastronomie und der Hotellerie soll von Freitag an 3G gelten. (Foto: © Seventyfour/stock.adobe.com)
Statistik
Statistik

Gastgewerbeumsatz noch unter Vor-Corona-Niveau

Im Vergleich zum Juli 2021 ist der Umsatz im Gastgewerbe im Juli 2022 sowohl nominal als auch real gestiegen. Dennoch konnte trotz deutlicher Preissteigerungen noch nicht auf allen Ebenen das Umsatzniveau der Vor-Corona-Zeit erreicht werden.