Interview

„Jeder kann den ersten Schritt in die Digitalisierung wagen“

QR-Code wird gescannt
Für eine individuelle Digitalisierungsstrategie hilft es nach Angaben von Jörg Simon, sich bewusst zu machen, was den Charakter der eigenen Gastronomie ausmacht und wo ihre Stärken liegen. (Foto: © nenetus/stock.adobe.com)
Die Digitalisierung nimmt in der Gastronomie eine immer größere Rolle ein. Doch welche digitalen Angebote wünschen sich Kunden von Gastronomiebetrieben? Und welches technische Know-how benötigt ein Gastronom dafür? Das erläutert Jörg Simon, Vice President Marketing und Vertrieb beim Berliner Webhoster Strato, im Interview mit HOGAPAGE.
Freitag, 15.07.2022, 11:48 Uhr, Autor: Sarah Kleinen
Jörg Simon
Jörg Simon, Vice President Marketing und Vertrieb bei Strato (Foto: © Strato)

Herr Simon, warum sollten Gastronomen digitalisieren? Inwiefern bietet die Digitalisierung einen Wettbewerbsvorteil für Gastronomen?

Ein gutes Kundenerlebnis beginnt heute im Grunde schon bei den Suchergebnissen. Wer noch immer nicht bei Google Maps, Tripadvisor oder auf Bewertungsplattformen vertreten ist, erreicht einen wesentlichen Teil seiner Kundschaft nicht. Darüber hinaus müssen Gäste sich auch schon auf der Webseite des Lokals wohlfühlen. In der Regel führt der Weg von der externen Plattform auf die eigene Homepage. Jeder Gastronom weiß, dass schlechter Service unverzeihlich ist, egal wie gut die Küche ist. Dazu gehört jetzt auch der Service online. Durch einen zeitgemäßen Webauftritt, der Kunden anspricht und abholt, fällt es ihnen leichter, sich bereits vorher vorzustellen, wie der Besuch mit Freunden oder Familie im entsprechenden Restaurant aussehen könnte. Das ist umso wichtiger in Anbetracht der alternativen Angebote, die massiv in den Markt drängen, wie etwa Kochboxen für zuhause oder Allround-Lieferdienste, und gegen die es sich zu behaupten gilt.

Welche Digitalisierungsmöglichkeiten empfehlen Sie für die Gastronomie?

Die Möglichkeiten sind vielfältig – von der Online-Reservierung, einer Event- oder Catering-Anfrage, bis hin zum zweiten Standbein in Form eines Online-Lieferservices oder auch der digitalen Verwaltung mit Buchhaltung in der Cloud. Unverzichtbar sind aber digitale Angebote, die Kunden als selbstverständlich voraussetzen, wie etwa einen Online-Auftritt mit visuell präsentierter Speisekarte, Hinweisen zu Öffnungszeiten oder einem übersichtlichen Reservierungstool. Als erster Eindruck müssen diese Dienste nicht nur funktional, sondern auch ansprechend und modern gestaltet sein, zum Beispiel mit Bildergalerien oder Videos. Die Kunden sind geprägt von Design und Nutzerfreundlichkeit der großen Plattformen. Sie erwarten, dass ihre Inhalte übersichtlich und einladend dargestellt sind, auch auf dem Smartphone. Kunden erwarten heute zudem einen informativen Mehrwert, also Erläuterungen zu Produkten oder bestimmten Ausrichtungen. Auch Social-Media-Präsenz und deren Einbindung gehören mittlerweile zum Standard.

Wie geht ein Gastronom am besten bei der Digitalisierung vor?

Gastronomen können sich bei der Digitalisierung die gleiche Frage stellen, mit der sie auch ihr Restaurant aufgebaut haben – was will ich meinen Gästen bieten? Das sollten sie dann digital abbilden. Der wichtigste Tipp ist aber, einfach loszulegen! Es war noch nie so einfach wie heute, eine Website zu erstellen und sich online zu vermarkten. Dafür gibt es einfache und kostengünstige Tools, die keine technische Vorkenntnisse erfordern und eine Vielzahl erfolgreicher Beispiele, an denen sich Gastronomen orientieren können.

Wozu braucht man eine Digitalisierungsstrategie? Warum ist sie sinnvoll?

Den einen richtigen Weg in der Digitalisierung gibt es nicht. Klar ist, dass Gastronomen von digitalen Lösungen profitieren. Dafür sollten sie sich zunächst fragen, welche Ziele sie erreichen wollen. Dazu gehört auch eine realistische Einschätzung davon, was sie tatsächlich umsetzen können. Im Geschäftsalltag haben Restaurantbetreiber mit Küche, Service und klassischer Verwaltung oft schon mehr als genug zu tun. Umso wichtiger ist es, neue digitale Maßnahmen in kleine konkrete Schritte zu übersetzen und einen klaren Plan zu erstellen. Gastronomen vermeiden auf diese Weise, sich mit überambitionierten Projekten zu übernehmen. 

Wie entwickelt man eine effektive Digitalisierungsstrategie für die Gastronomie?

Für eine individuelle Digitalisierungsstrategie hilft es, sich bewusst zu machen, was den Charakter der eigenen Gastronomie ausmacht und wo ihre Stärken liegen. Was erlebt meine Kundschaft bei mir? Und wie lässt sich dieses Kundenerlebnis digital unterstützen und online übertragen? Dabei ergibt es oft Sinn, eine zweite Meinung, etwa von Freunden, Mitarbeitern oder wohlgesonnenen Stammgästen einzuholen. Bei der konkreten Umsetzung können Gastronomen sich davon leiten lassen und greifen dann am besten auf Anbieter zurück, deren Lösungen schnell und intuitiv funktionieren. Für Webseiten sind das zum Beispiel Baukasten-Angebote mit einfachen Bausteinen, Drag-and-Drop-Elementen und selbsterklärenden Hilfsfunktionen. Bei Komplettanbietern gibt es zusätzliche Tutorials oder Webinare, einen unterstützenden Kundendienst oder auch einen Design- und Pflegeservice für die Webseite. Mit diesen Angeboten kann wirklich jeder den ersten Schritt in die Digitalisierung wagen – und der ein oder andere findet sogar Spaß daran, seine Gastronomie digital neu zu entdecken.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Simon.

(SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Hoestenpumpe
Digitalisierung
Digitalisierung

Dorf-Restaurant setzt auf komplett digitales Konzept

Seit mehr als einem Jahr lag die Hoestenpumpe – Restaurant und Dorfkneipe in Wüllen, Ahaus – verlassen da. Jetzt wurde sie von zwei jungen Brüdern dank digitaler Unterstützung wieder zum Leben erweckt.
Ein Mann nimmt mit seinem Laptop an einem virtuellen Online-Meeting teil.
Online-Veranstaltung
Online-Veranstaltung

FSCI-Highlight Talk mit Digitalspezialist Markus Wessel

Kann Digitalisierung die Individualgastronomie retten? Mit diesem Thema wird sich Markus Wessel in seinem Online-Vortrag beschäftigen. Interessierte Branchenvertreter sind am Freitag, den 30. Juni 2023 eingeladen, kostenlos daran teilzunehmen. 
Das Hyperion Hotel Salzburg hat eine beeindruckende Fassade.
Digitalisierung
Digitalisierung

H-Hotels bieten Service rund um die Uhr

Velma ist als neue Mitarbeiterin für die H-Hotels im Einsatz. Sie ist ein wahres Multitalent. Sie spricht über 30 Sprachen und hat auf jede Frage eine Antwort parat. Und das Beste: Sie braucht keinen Schlaf.
Self-Check-In-Terminal im Frankfurter Flemings Express Hotel
Digitalisierung
Digitalisierung

Im Flemings Express Hotel Frankfurt checken Gäste selbst ein

Vorreiterrolle bei der Digitalisierung: Ab sofort bietet das Flemings Express Hotel Frankfurt als erstes Haus der familiengeführten Hotelgruppe ausschließlich den Self-Check-In an. Weitere Häuser sollen folgen.
Erster autonomer Shop Aramark.
Digitalisierung
Digitalisierung

Aramark und SAP eröffnen ersten autonomen Shop

Einkaufen, ohne an der Kasse zu bezahlen? Das ist ab sofort im autonomen Shop von Aramark bei SAP Walldorf möglich. Dank modernster Technologie können Kunden rund um die Uhr frische Gerichte und Snacks einkaufen.
Ein Hotelmitarbeiter an der Rezeption zeigt einer jungen Frau etwas auf dem Tablet
Pläne der Bundesregierung
Pläne der Bundesregierung

Wird die analoge Meldepflicht abgeschafft?

Nach dem Bundesmeldegesetz sind in Deutschland alle Beherbergungsbetriebe dazu verpflichtet, für jeden Gast einen Meldeschein auszustellen. Hierbei könnte es nun jedoch zu Änderungen kommen. Kommt jetzt die digitale Hotelmeldepflicht? 
BellaBot im Restaurant der Stoos Lodge
Hotelkonzept
Hotelkonzept

Alles „anderscht“ in der neuen Stoos Lodge „New Generation“

„Anderscht!“ – So lautet das junge Hotelkonzept der neuen Stoos Lodge „New Generation“. Auf 1.300 Metern Höhe – inmitten der Schweizer Bergwelt gelegen – bietet das Hotel nicht nur ein Zuhause für Groß und Klein, Familie oder Business. Es vereint auch Tradition mit der Zukunft.