Lieferdienste: Das Geschäft mit den Gastronomen
Für jeden bestellten Burger, jede Pizza oder die knusprige Ente süß-sauer verdienen Online-Plattformen wie Pizza.de, Lieferando oder Lieferheld 10 bis 14 Prozent mit. Ein faires Geschäft für die Vertragspartner aus der Gastronomie – denkt man jedenfalls. Hüseyin Fidan berichtet im Interview mit der Westfälischen Rundschau von einer dreisten Masche seines Geschäftspartners. „Von einer Partnerschaft auf Augenhöhe kann […] keine Rede sein“, sagt er. Fidan betreibt seit fast 30 Jahren einen Pizza-Lieferservice in Siegen-Weidenau und ist seit einigen Wochen stinksauer auf Lieferando. Obwohl der Anteil der Lieferando-Bestellungen in den letzten Wochen angestiegen sei, wurde der Anteil der „Online-Bons“ in seinem eigenen Online-Shop merklich weniger. Zufällig fanden die Mitarbeiter des Pizza-Bäckers heraus, dass eine Domain im Internet existiere, die seiner Website verblüffend ähnlich war, wie die Westfälische Rundschau weiter berichtet. Fidans Seite heißt „casas-pizza.de“ während die von Lieferando gelaunchte Seite als „casaspizza.de“ aktiv war. „Wer uns googelt, landet automatisch auf dieser Seite, weil Lieferando natürlich auch Werbung bei Google schaltet. Der Kunde denkt, er bestellt direkt bei uns. Das ist Irreführung“, sagt Fidan der Zeitung. Grund seines Ärgers: Er muss weiterhin Provision an Lieferando zahlen.
Lieferando beruft sich auf den Vertragsabschluss
Bei Lieferando selbst, ist man sich keiner Schuld bewusst und verweist auf die vertraglichen Bestimmungen, die Hüseyin Fidan unterschrieben hätte. Auf Nachfrage der Westfälischen Rundschau erklärt Lieferando-Pressesprecherin Janina Scarlet Fischer: „Wir haben für unser Partner-Unternehmen entsprechend dem mit ihm bestehenden Vertrag eine Internetpräsenz eingerichtet, über die unser Partner sehr erfolgreich Essensbestellungen von Kunden erhält und auch einen beachtlichen Umsatz erwirtschaftet.“ Bei dem besagten Fall aus Siegen handele es sich allerdings um ein Missverständnis. Kurz nach den ersten Rechercheergebnissen der „Westfalenpost“, nahm die Online-Plattform die gehostete Seite wieder offline und entschuldigte sich bei Gastronom Fidan für den Vorfall. Auch wenn es für den Pizza-Bäcker gut ausgegangen ist, brandmarkt er die Methoden die dreisten Methoden der Lieferdienste. Denn auch Lieferheld legte unter der URL „www.casaspizza-siegen.de“ eine Kopie seiner Seite im Internet an. Bodo von Braunmühl, Sprecher von Lieferheld, erklärt gegenüber der Westfälischen Rundschau, dass man auf Seiten der Bestellplattformen versuche, mit sogenannten „White-Label-Seiten“ die Präsenz der Restaurants im Internet zu erhöhen. Diese Vereinbarung sei in allen Vertragswerken zwischen Online-Plattform und Gastronomen grundlegend. Wer eine „White-Label-Seite“ ausdrücklich nicht wünsche, muss diesen Passus im Kontrakt streichen. Dann stelle Lieferheld die gelaunchte Seite wieder offline. (Westfälische Rundschau / FL)