Nach 35 Jahren: Hüttenwirt auf der Zugspitze hört auf
Trotz eines Besuchs des Dalai Lama: Ob er Deutschlands größter Wirt gewesen war, ist wohl nur schwerlich zu beurteilen – sicher ist: Er war mit Abstand Deutschlands höchster Wirt! Stolze 35 Jahre lang hat Hansjörg Barth seine Gäste in knapp 3.000 Meter Höhe mit Weißwürst‘, Kartoffelbrei und dampfendem Sauerkraut verwöhnt, bevor er jetzt seinen Rückzug aus dem gastronomischen Berufsleben verkündete. Das Bewirtungshaus ist seit nahezu 100 Jahren ganz in Familienhand, wobei auch der frühere Zweierbobfahrer Barth den Betrieb direkt von seinem Vater übernommen hatte – und damit einen Knochenjob mit sieben Tage Schwerstarbeit die Woche.
Von Handy-Daddlern und Weißwurstnörglern
In seinen 35 Jahren als Höhenwirt habe Barth die komplette Entwicklung des Alpintourismus mit eigener Haut miterlebt, wie er nun erzählt. „Früher war es gemütlicher“, gesteht das Urgestein unverhohlen ein, „Die Übernachtungsgäste hatten viel mehr Zeit und waren auch geselliger.“ Abends hatte Barth schließlich auch gerne mal die Zither aus dem Schrank geholt und eigenhändig mit den Gästen musiziert. „Heute sitzt jeder alleine an einem Tisch und tippt auf dem Handy herum“, ergänzt der Zugspitzwirt mit mürrischem Blick. Und auch die ewigen Nörgler hätten immer wieder an seiner sonst so rauen Haut gekratzt, wie er weitererzählt: „Der eine beschwert sich, weil die Weißwürste zu wenig heiß sind, dem andern ist der Senf zu süß.“
Von der Zugspitzwurst zu rollenden Zeitzeugen – Barth widmet sich jetzt Oldtimern
Doch trotz grantelnder Gäste und einer nicht immer gemütlichen Vergangenheit: Barth wird mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen. Doch er freut sich nun auch auf seine kommende Zeit als Pensionär, wird er sich doch ganz seinem neuen Hobby widmen, der glitzernden Welt der zeitlosen Oldtimer. „Endlich kann ich im Sommer mit meinem Ford Mustang Nobly 66 offen fahren“ lässt der 69-jährige mit einem Lächeln auf den Lippen dazu verlauten.
Aber nicht alles ist für eingesessene Zugspitzfreunde mit dem Rückzugs Barths verloren: Im kommenden Frühjahr übernimmt sein Sohn Toni Zwinger den luftigen Beherbergungsbetrieb und dieser freut sich bereits schon jetzt, in die legendären Fußstapfen seines Vaters zu treten: „Gott sei Dank koche ich gerne, sonst würde mir die Arbeit da heroben nicht so viel Spaß machen», sagt der athletisch gebaute Vollbartträger, der auch schon in Berlin und Hamburg gearbeitet hat. Und auch der versierte Papa wird keineswegs vollständig von der Bildfläche verschwunden sein: Barth kündigte an, dass er auch weiterhin regelmäßig im Münchner Haus vorbeischauen will, um einfach mal wieder kräftig mit anzupacken. (dpa/TH)