Fachkräftegewinnung

Systemgastronomie als Integrationsmotor: Staatsministerin besucht L’Osteria in Rosbach

Staatsministerin Natalie Pawlik mit Wolfgang Göbel, Franchisenehmer bei L’Osteria und BdS-Hauptgeschäftsführer Markus Suchert
Staatsministerin Natalie Pawlik (3. v. re.) mit Wolfgang Göbel, Franchisenehmer bei L’Osteria (2. v. re.) und BdS-Hauptgeschäftsführer Markus Suchert (4. v. re.) (Foto: © BdS/L’Osteria)
Rund 120.000 Menschen aus mehr als 150 Nationen arbeiten in den Mitgliedsunternehmen des Bundesverbands der Systemgastronomie (BdS). Bei einem Besuch von Staatsministerin Natalie Pawlik in der L’Osteria in Rosbach machte der Verband deutlich: Integration gelingt – doch ohne politische Unterstützung stockt die Fachkräftegewinnung.
Montag, 01.09.2025, 09:58 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Vielfalt, gelebte Willkommenskultur und zahlreiche Aufstiegschancen – die Systemgastronomie zeigt Tag für Tag, wie Integration in den deutschen Arbeitsmarkt gelingen kann. Einen lebendigen Eindruck davon gewann Staatsministerin Natalie Pawlik (SPD), Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, am Donnerstagnachmittag bei ihrem Wahlkreisbesuch des L’Osteria-Restaurants im hessischen Rosbach.

Die italienische Markengastronomie ist eines der größten Mitgliedsunternehmen im Bundesverband der Systemgastronomie e. V. (BdS) und beschäftigt europaweit mehr als 8.000 Mitarbeiter aus rund 120 Nationen. Damit steht L’Osteria nach Angaben des Bundesverband der Systemgastronomie e.V. (BdS) exemplarisch für eine Branche, die sich seit Jahren als Integrationsmotor etabliert hat.

Staatsministerin Natalie Pawlik bei ihrem Wahlkreisbesuch des L’Osteria Restaurants im hessischen Rosbach
Staatsministerin Natalie Pawlik bei ihrem Wahlkreisbesuch des L’Osteria Restaurants im hessischen Rosbach (Foto: © BdS/L’Osteria)

Jeder bekommt eine Chance

Bei L’Osteria ist Vielfalt längst Teil der DNA. Ob in der Küche, im Service oder in der Teamleitung – entscheidend ist nicht, wo jemand herkommt, sondern welches Potenzial er mitbringt. So entwickeln sich Quereinsteiger zu Führungskräften, Geflüchtete leiten Teams, Mitarbeiter mit Beeinträchtigungen sind selbstverständlich in den Arbeitsalltag integriert.

„Wir zeigen, dass Teilhabe nicht an Herkunft oder formalen Abschlüssen scheitern muss – bei uns erhält jeder eine echte Chance“, betont Wolfgang Göbel, Franchisenehmer bei L’Osteria, der seine Restaurants in Limburg, Wetzlar und Rosbach als Familienunternehmen führt. Insgesamt beschäftigt er 165 Mitarbeiter aus 27 Nationen, davon 45 allein in Rosbach.

Einer von ihnen ist der 33-jährige Sasho Radulov aus Nordmazedonien. 2020 kam er nach Deutschland, sammelte zunächst Erfahrung bei McDonald’s und fand Mitte 2023 seinen Platz bei L’Osteria. „Ich freue mich, dass ich hier die Möglichkeit habe, mich weiterzuentwickeln. Mein Ziel ist es, im nächsten Jahr Restaurantleiter zu werden“, erzählt er voller Zuversicht. Und die Chancen dafür stehen, so Wolfgang Göbel, sehr gut.

„Gerade in einer beschäftigungsintensiven Branche wie der Systemgastronomie, in der täglich Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenarbeiten, zeigt sich, wie viel Potenzial für unternehmerische und auch gesellschaftliche Kultur in echter Teilhabe steckt“, ergänzt Ingo Gugisch, BdS-Vizepräsident und CPO bei L’Osteria. Und er betont: „Wer Vielfalt ignoriert, verliert Talente, Innovationskraft und Glaubwürdigkeit. Deshalb hat L’Osteria mit einem unternehmensweiten Kompetenzmodell konkrete Strukturen geschaffen, die Aufstiegsmöglichkeiten unabhängig von formalen Qualifikationen ermöglichen. Das Kompetenzmodell eröffnet faire Entwicklungschancen. Nicht die Herkunft, sondern Haltung, Motivation und die Bereitschaft zur Weiterentwicklung stehen dabei im Vordergrund.“

„Genau so stellen wir uns gelebte Integration vor“

Der Rundgang durch das Restaurant bot Staatsministerin Natalie Pawlik nicht nur Gelegenheit, in persönlichen Gesprächen mehr über die Lebens- und Karrierewege der Beschäftigten zu erfahren. Er verdeutlichte zugleich, welche Schlüsselrolle die Systemgastronomie als Integrationsmotor spielt – und welchen Herausforderungen sich die Unternehmen täglich stellen müssen, um Vielfalt und Chancengleichheit im Arbeitsalltag konsequent umzusetzen.

„Es ist beeindruckend zu sehen, wie Menschen aus unterschiedlichen Kulturen Seite an Seite arbeiten und gemeinsam erfolgreich sind. Genau so stellen wir uns gelebte Integration vor“, sagte Pawlik nach den Gesprächen mit Mitarbeitern. 

Auch BdS-Hauptgeschäftsführer Markus Suchert machte deutlich, dass Vielfalt ein Erfolgsfaktor sei: „Unsere Mitgliedsunternehmen beweisen Tag für Tag, dass Vielfalt und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen. Damit wir dieses Potenzial auch künftig nutzen können, brauchen wir jedoch weniger Bürokratie, schnellere Verfahren und den politischen Willen, Zuwanderung in Arbeit und Ausbildung zu erleichtern.“

Schon heute arbeiten in den Mitgliedsunternehmen des Bundesverbands der Systemgastronomie e.V. (BdS) rund 120.000 Menschen aus über 150 Nationen – zu 100 Prozent tarifgebunden, mit vielfältigen Aufstiegs- und Entwicklungsperspektiven. Die Unternehmen übernehmen laut BdS Verantwortung: So würden sie faire Tariflöhne zahlen, in Weiterbildung investieren und Mitarbeiter mit Migrationsgeschichte gezielt unterstützen – etwa mit kostenlosen Deutschkursen, individueller Begleitung bei Behördengängen, Qualifizierungsprogrammen oder interkulturellen Schulungen.

Forderung nach politischer Unterstützung

„Doch klar ist auch: Ohne stärkere politische Unterstützung wird es nicht gehen“, heißt es vonseiten des BdS. Die Branche sei dringend auf Zuwanderung angewiesen – sowohl in der Ausbildung als auch in der Beschäftigung. Deshalb fordert der BdS von der Bundesregierung die zügige Umsetzung konkreter Projekte wie den Aufbau der digitalen „Work-and-Stay-Agentur“ zur Fachkräfteeinwanderung. Ein Sofortprogramm zur Digitalisierung und Beschleunigung der Erwerbsmigration sei unverzichtbar, so Suchert. Angesichts der stetig wachsenden Zahl an Anträgen müsse die Migrationsverwaltung dringend modernisiert und neu aufgestellt werden. 

„Wie sollen systemgastronomische Betriebe – und auch andere Branchen – wachsen und zum wirtschaftlichen Aufschwung beitragen, wenn sie keine Mitarbeiter finden und Verfahren zu lange dauern?“, gibt der BdS-Hauptgeschäftsführer zu bedenken.

Die Mitglieder des BdS würden Milliarden-Investitionen in den Standort Deutschland planen. In den nächsten zehn Jahren sollen mehrere hundert neue systemgastronomische Restaurants eröffnen, durch die wiederum mehrere 10.000 neue Arbeitsplätze entstehen sollen, so der BdS. 

Für Staatsministerin Natalie Pawlik zeigte der Besuch in Rosbach, wie Integration und Fachkräftegewinnung in der Praxis gelingen können. „Was ich heute gesehen habe, macht Mut: Wo Unternehmen Chancen eröffnen und Vielfalt fördern, entsteht ein starkes Fundament für unsere Gesellschaft – menschlich wie wirtschaftlich.“

(BdS/SAKL)

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