Gastronomie-Öffnung Baden-Württemberg

„Tolle Perspektive und riesige Herausforderung“

Gruppe stößt mit Bier an
Die Öffnung der Gastronomie-Betriebe in Baden-Württemberg stellt Gastronomen vor Herausforderungen. (Foto: © iStockphoto)
Die Normalität kehrt in kleinen Schritten zurück. Für die Gastronomie beginnt bei aller Freude über die Öffnung auch eine Zeit der Herausforderungen.
Sonntag, 16.05.2021, 09:06 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Endlich wieder draußen im Café sitzen und in Gesellschaft Kaffee schlürfen – von diesem Samstag an ist das nach sieben Monaten Corona-Zwangspause in mehreren Regionen Baden-Württembergs möglich. Anders als in anderen Bundesländern dürfen Wirte ihre Gäste dort auch in Innenräumen zwischen 6 und 21 Uhr empfangen. Ferienwohnungen können wieder vermietet werden. Zumindest in den Landkreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 100.

Herausforderung Mitarbeiter

Etwa in Heidelberg mit einem Wert von 58,2 (Stand Freitag). Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) sagte zum Start in der Universitätsstadt: „Wir freuen uns alle, dass es wieder losgeht. Das ist eine tolle Perspektive, aber auch eine riesige Herausforderung für Gastronomie und Hotellerie und eine große Verantwortung für uns alle.“ Mit den Öffnungsschritten verbunden sind auch Schwierigkeiten: Die Gastronomen müssen genügend Mitarbeiter für Küche und Service zurückholen, um überhaupt öffnen zu können. Vor Corona hatten sich in Heidelberg Studierende mit Kellnern ein Zubrot verdient; doch viele von ihnen sind wegen des rein digitalen Studiums wieder nach Hause gezogen und stehen nicht zur Verfügung. Andere Mitarbeiter haben sich in den Einzelhandel verabschiedet.

Kaum Planbarkeit

Auch die Warenbestellung sei wegen vieler Unwägbarkeiten nicht einfach. Gäste müssten deshalb mit abgespeckten Speisekarten rechnen. Über dem Gastgewerbe hänge wie ein Damokles-Schwert die Regelung, dass bei Inzidenzwerten von über 100 an drei Tagen hintereinander alle wieder dicht machen müssen.

Kontrolle von Nachweisen

Auch die Kontrolle der für den Besuch von Restaurants erforderlichen Nachweise über Schnelltest, Genesung oder Impfung könnte schwierig werden. Als geimpft gelten nur Menschen, deren vollständige Impfung mindestens zwei Wochen zurück liegt. Doch viele Menschen haben erst die erste Dosis bekommen, nur beim Impfstoff Johnson & Johnson reicht eine Spritze aus.

Einheitliche Regeln um den Bodensee gefordert

Angesichts unterschiedlicher Öffnungsschritte in Gastronomie und Tourismusbetrieben fordern Wirte und Hoteliers rund um den Bodensee eine Angleichung der Regeln. In der Vierländerregion seien die „derzeit bestehenden und voneinander abweichenden Regelungen immer besonders herausfordernd“, sagte der Geschäftsführer der Internationalen Bodensee Tourismus GmbH, Jürgen Amman, in Konstanz. Die Regeln sollten unbedingt harmonisiert werden. Entsprechende Forderungen kamen auch aus dem Allgäu.

Nachteil gegenüber Österreich und Schweiz

Vor allem die Bindung an eine Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 löst auf deutscher Seite Kritik aus. Während eine baldige Öffnung von Tourismus und Gastronomie damit in weiten Teilen des Allgäus und dem Bodenseekreis in Baden-Württemberg unwahrscheinlich scheint, sind Tagesausflüge nach Österreich und in die Schweiz wieder möglich. Mit einem negativen Corona-Test können sich zudem Urlaubsrückkehrer aus den beiden Ländern bei der Einreise von der Quarantänepflicht befreien.

Österreich plant die Öffnung von Tourismusbetrieben am 19. Mai. In der Schweiz sind Hotels, Bergbahnen und Außengastronomie schon geöffnet.

(dpa/NZ)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Zwei Service-Kräfte reichen Getränke und Snacks
Lockdown-Ausstieg
Lockdown-Ausstieg

Österreich lockert weiter

Ab dem 1. Juli treten in Österreich weitere Lockerungen in Kraft. Unter anderem entfällt die Maskenpflicht in der Gastronomie und Speisen dürfen dann auch wieder im stehen konsumiert werden. 
Zwei Frauen sitzen lachend mit ihren Getränken im Café
Corona-Krise
Corona-Krise

Brandenburg lockert bei Gastronomie und Veranstaltungen

Nach einem halben Jahr mit zahlreichen Corona-Einschränkungen soll das öffentliche Leben in Brandenburg wieder spürbar in Gang kommen. Die Landesregierung beschließt weitgehende Lockerungen für das Gastgewerbe und die Hotellerie.
Servicekraft bedient Tisch auf der Terrasse
Schwarzwald-Bodensee
Schwarzwald-Bodensee

Leere Tische wegen fehlender Nachweise

Cafés und Restaurants haben am Wochenende vielerorts wieder die Außenbereiche geöffnet, dennoch blieben oftmals die Tische leer. Der Grund: fehlende Nachweise über die Impfung oder eine überstandene Infektion.
FDP-Generalsekretär Volker Wissing
Corona-Krise
Corona-Krise

Wissing fordert bundeseinheitliche Öffnungsschritte

FDP-Generalsekretär Volker Wissing will eine bundeseinheitliche Öffnung des Hotel- und Gastgewerbes. Die Zurücknahme der Grundrechtseinschränkungen lasse bereits zu lange auf sich warten.
Gastronomin öffnet ihren Betrieb wieder
Restaurants und Wellness
Restaurants und Wellness

Weitere Lockerungen in der Schweiz

Die Sieben-Tage-Inzidenz in der Schweiz sinkt. Nun soll über weiter Öffnungen entschieden werden. Bereits Ende Mai könnten Restaurants dann in den Innenbereichen wieder Gäste empfangen.
Lachende Restaurantgäste
Nach einem Monat
Nach einem Monat

Keine Corona-Fälle in der Gastronomie

Vor vier Wochen durfte die Gastronomie in Vorarlberg wieder öffnen – unter strengen Auflagen. Ansteckungen gab es in den Betrieben seitdem nicht. Ein Vorbild auch für weitere Regionen und Länder?
Frau hängt Re-Opening-Schild an die Café-Tür
Lockdown Lockerungen
Lockdown Lockerungen

„Wir erwarten einen abgestimmten Fahrplan“

Viele Menschen sehnen Lockdown-Lockerungen herbei – und warten gespannt auf neue Beschlüsse von Bund und Ländern. Während die Regierung jedoch nur eine Öffnungsstrategie für Schulen und Kitas plant, drängen Gastronomie und Handel darauf, berücksichtigt zu werden.