Wie Gastronomen das Überleben meistern
Die neuen Regeln zur Eindämmung des Coronavirus machen vor allem den Unternehmen und Mitarbeitern der Gastronomie zu schaffen. Wie kann eine Branche, die so aufs Zusammensein angewiesen ist, derzeit überleben?
Restaurants richten Lieferdienste ein
Für Restaurants bleibt inzwischen nur noch das Außer-Haus-Geschäft, da die Lokale bundesweit ganztägig schließen müssen. Viele Betriebe halten einen Teil des Kerngeschäfts aufrecht, indem sie Gerichte nach Hause liefern oder auf Bestellung abholen lassen. „Das kann aber natürlich in der Regel nicht in größerem Umfang Ersatz leisten“, kommentiert der niedersächsische Dehoga-Chef Rainer Balke. Für viele Betriebe sei es schon schwierig gewesen, zuletzt nur noch bis 18.00 Uhr öffnen zu dürfen.
Hotels werben um Home Office-Arbeiter
Selbst einige Hotels richten sich in der Krise an die, die eigentlich daheim bleiben müssen. „Wenn es Ihnen zu Hause zu eng wird“ – so warb etwa am Wochenende ein Hotel in Bayern um Menschen, die im Home Office arbeiten müssen und zu Hause nicht die nötige Ruhe oder den Platz finden. Auch andernorts boten Hotels Zimmer für die Arbeit im Home Office an. Denn Hotels dürfen nur noch für notwendige Übernachtungen öffnen, nicht mehr für touristische.
„Negative Wirkung bei 100 Prozent“ (Hotelgruppe Dorint)
Dirk Iserlohe, Eigentümer der Hotelgruppe Dorint, schrieb am Montag einen offenen Brief an Angela Merkel. Darin warnt er, die aktuelle Krise stehe für die Hotellerie in keinem Vergleich zum 11. September 2001, der Sars-Epidemie 2002/2003 oder der Finanzkrise 2008. Anhand seiner Hotelgruppe rechnet er vor: „Damals lag der negative Einfluss auf die Hotel-Industrie in einem Belegungsrückgang von circa 25 Prozent. Heute liegt die negative Wirkung bei fast 100 Prozent des geplanten Umsatzvolumens.“
Hotel-Insolvenzen wegen Kündigungsschutz?
In dem Brief kritisiert Iserlohe die Hilfsmaßnahmen von Bund und Ländern als nicht weitgehend genug – so etwa den Kündigungsausschluss für Gewerbemieter: Vermieter sollen ihnen nicht mehr kündigen dürfen, wenn sie wegen der Corona-Krise ihre Miete nicht zahlen können. Der bloße „Kündigungsausschluss wird zu einer Insolvenzwelle der Hoteliers und Gastronomen führen“, fürchtet Iserlohe. Mieter und Vermieter sollten sich vielmehr den Pachtzins teilen.
Insolvenzrecht lockern
Auch muss laut Iserlohe das Insolvenzrecht noch stärker gelockert werden als nun vom Kabinett beschlossen. Denn gerade in der Hotellerie ist aus seiner Sicht die Krise nicht im Herbst vorüber. „Bis die Menschen wieder tagen, reisen, Messen besuchen oder touristische Aufenthalte planen, wird eine lange Zeit vergehen. Das Jahr 2020 kann für die Touristik-Industrie nur als massives Verlustjahr verbucht werden.“
Bars
Selbst für Bars und Kneipen sei das Außer-Haus-Geschäft die Maßnahme der Stunde, sagt Nils Wrage, Chefredakteur des Fachmagazins „Mixology“. Es gebe keine Möglichkeit mehr, die Bar als Raum zu betreiben. Deshalb verschicken oder bringen einige Betreiber fertig gemixte Cocktails in Flaschen und Tüten zum Gast nach Hause. „Aber das ist nur ein kleines Kompensationsgeschäft.“ Häufig deckten die Einnahmen daraus nicht einmal die Fixkosten (dpa/TH)