Untersagung

Booking darf eTraveli nicht übernehmen

Booking.com
Die EU-Kommission hat Booking den Kauf von Konkurrent eTraveli verboten. (Foto: © Robertvt/stock.adobe.com)
Die Europäische Kommission hat offiziell die Übernahme der eTraveli Group durch Booking Holdings untersagt. HOTREC und der Hotelverband Deutschland (IHA) begrüßen die Entscheidung. 
Dienstag, 26.09.2023, 10:59 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Das Buchungsportal Booking darf den Wettbewerber eTraveli nicht wie geplant übernehmen. Die Übernahme würde die beherrschende Stellung von Booking auf dem Markt der Online-Reisebüros stärken, sagte der für Wettbewerb zuständige EU-Kommissar Didier Reynders am Montag in Brüssel. Das könnte möglicherweise zu höheren Preisen für Verbraucher führen.

„Booking hat keine ausreichenden Abhilfemaßnahmen angeboten, um diese Bedenken auszuräumen“, hieß es in einer Mitteilung. Reynders sagte, es sei das erste Mal, dass die Kommission dieses Jahr eine Übernahme verboten habe.

Begründung der Kommission

Booking ist den Angaben zufolge das dominierende Hotelportal im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Zum EWR gehören neben den EU-Staaten auch Norwegen, Lichtenstein und Island. „Das Unternehmen ist in den letzten zehn Jahren stetig gewachsen und hat einen Marktanteil von über 60 Prozent erreicht“, so die Kommission.

Das schwedische Unternehmen eTraveli betreibt über seine Marken wie GotoGate und My Trip Websites, über die Flüge gebucht werden können. 

Im Mittelpunkt des Geschäftsmodells von Booking stehe zwar die Online-Vermittlungen von Hotels, so die Kommission. Die Flugvermittlung könnte nach Einschätzung der Behörde aber dazu führen, dass die Marktmacht des Unternehmens auch bei der Hotelvermittlung noch einmal größer wird. „Booking hätte von der Trägheit der Kunden profitieren können“, hieß es wörtlich. 

Booking will Widerspruch einlegen

Booking kündigte Widerspruch an. Das Unternehmen sei davon überzeugt, dass die Kommission mit ihrer Einschätzung falsch liege, hieß es in der Stellungnahme – mit Verweis darauf, dass die britischen Behörden der Übernahme zugestimmt haben. Booking argumentiert, dass die Übernahme den Verbrauchern Vorteile bringen würde. 

Wettbewerbskommissar Reynders betonte, die Entscheidung sei wohlüberlegt. „Wenn wir nicht zuversichtlich sind, treffen wir keine Entscheidung.“

Europäische Hotellerie begrüßt die Untersagung 

HOTREC und der Hotelverband Deutschland (IHA) sehen die Entscheidung als einen wichtigen Schritt, um die Marktmacht einer der größten und einflussreichsten Online-Plattformen, die das tägliche Geschäft tausender kleiner und mittlerer Hotelbetriebe beeinflusst, einzugrenzen.

„Die Untersagung der Übernahme von eTraveli durch Booking Holdings ist wegweisend“, kommentiert Tobias Warnecke, Geschäftsführer des Hotelverbands Deutschland (IHA). „Denn jetzt ist klar, dass auch die EU-Kommission das Buchungsportal als marktbeherrschend einstuft. Positive Auswirkungen auf anhängige Gerichtsverfahren und Gatekeeper-Nominierungen nach dem Digital Markets Act (DMA) liegen nun auf der Hand.“

„Wäre die Übernahme genehmigt worden, wäre Booking Holdings in der Lage gewesen, zwischen seinen unterschiedlichen Dienstleistungen stärkeres Cross-Selling zu betreiben und eine noch größere Dominanz im Hotelmarkt auszuüben“, heißt es in einer Mitteilung von HOTREC. Laut HOTREC Distribution Study 2022 ist der Marktanteil von Booking.com im Bereich Hotelunterbringung bereits von 60 Prozent in 2013 auf 71 Prozent in 2021 gewachsen.

Die HOTREC Distribution Study 2022 zeige zudem, dass sich mehr als die Hälfte der Hoteliers gezwungen sieht, die Bedingungen von OTA (z. B. hinsichtlich Stornierungsbedingungen oder Sonderrabatten) zu akzeptieren, obwohl sie diese sonst freiwillig nicht akzeptieren würden.

„HOTREC hat lange vor der Marktmacht Bookings und den Auswirkungen für die europäischen Hoteliers gewarnt", betont Marie Audren, HOTREC Generaldirektorin. "Die Entscheidung der Europäischen Kommission zeigt, dass diese Sorgen ernst genommen wurden, und kann daher nur begrüßt werden. HOTREC wird weiter wachsam bleiben und auf jede Geschäftsentwicklung, die kleine und mittlere Hotels betrifft, entschieden reagieren.“

(dpa/HOTREC/SAKL)

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