Deutscher Hotelmarkt nah am Allzeit-Hoch
Der deutsche Hotelinvestmentmarkt hat 2019 fast mit einem Rekord-Hoch abgeschlossen, wie der Immobiliendienstleister Colliers International jetzt mitteilte. In den vergangenen 12 Monaten wurde ein Transaktionsvolumen von knapp über 5,0 Milliarden Euro verzeichnet – und damit zum zweiten Mal die 5-Milliarden-Marke geknackt. Der bisherige Rekord wurde in 2016 mit 5,2 Milliarden Euro aufgestellt. Das Ergebnis von 2019 liegt damit starke 25 Prozent über dem ruhigen Vorjahr, während der fünfjährige Durchschnitt um 20 Prozent übertroffen wurde.
René Schappner, Head of Hotel bei Colliers International: „Der deutsche Hotelinvestmentmarkt hat nach einer ruhigen ersten Jahreshälfte eine beeindruckende Jahresendrallye hingelegt. 2019 wurden wieder vermehrt Portfolien auf dem Markt gehandelt, aber auch großvolumige Einzeltransaktionen haben vor allem zum Jahresende ein Comeback erlebt. Bei den Großdeals standen insbesondere Business-Hotels in den TOP 7 im Fokus, während zugleich bei Objektgrößen bis 50 Millionen Euro besonders viel Kapital in B- und C-Märkte floss.“
Portfolien wieder verstärkt gehandelt
Auffällig im vergangenen Jahr waren die mehreren großen Portfoliotransaktionen, die verhandelt wurden und sich zusammen auf fast 1,4 Milliarden Euro summierten. Zum Vergleich: 2018 waren es nur rund 650 Millionen Euro. Das größte Portfolio bestand aus elf europäischen Hotels, die Axa Investment Managers von Principal Real Estate übernahm (Transaktionsvolumen: 533 Millionen Euro). Aber auch die Schweden waren aktiv, die für fast 500 Millionen Euro auf dem deutschen Hotelmarkt einkauften – unter anderem der schwedische Hotelinvestor Pandox.
Nationale Investoren stark am Markt engagiert
Nationale Investoren dominierten mit 59 Prozent weiterhin die Käuferseite, das sind noch einmal zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Sie kauften für fast 3,0 Milliarden Euro ein. Nach deutschen Käufern folgten Investoren aus Schweden, Saudi-Arabien, Israel und Singapur.
Auf Verkäuferseite hat sich das Bild zum Vorjahr ebenfalls nur geringfügig geändert. 70 Prozent der Verkäufer kamen aus Deutschland. Sie trennten sich von Hotels im Wert von 3,5 Milliarden Euro.
Zunehmende Investition in B- und C-Städte
Die hohe Immobilienpreise in den Städten – vorrangig den Top 7 – veranlassen Hotelinvestoren zunehmend zu gründlichen Ankaufsprüfungen. Wie Experte René Schappner sagt, gäbe es eine Sorge vor Überkapazitäten an einigen Standorten, was dazu führe, dass die Preisentwicklung allmählich ausgereizt ist. Daher wird immer mehr auch in B- und C-Märkten investiert. 2019 waren es außerhalb der Top 7 2,0 Milliarden Euro – das sind rund 40 Prozent Marktanteil.
4-Sterne-Hotels am beliebtesten
Hotels im 4-Sterne-Segment dominieren für gewöhnlich das Marktgeschehen. Ein Marktanteil von 60 Prozent und über 3,0 Milliarden Euro Transaktionsvolumen ist jedoch selbst für diese Sternekategorie deutlich überdurchschnittlich. Danach folgen 3-Sterne-Häuser mit 1,2 Milliarden Euro Transaktionsvolumen, was einem Marktwert von 24 Prozent entspricht.
Begrenztes Produktangebot, aber viele Projektentwicklungen
Unter den Verkäufern haben vor allem die Projektentwickler die Nase vorne. Sie nahmen 2019 über 1,6 Milliarden Euro ein – womit ihr Marktanteil von 29 auf 33 Prozent stieg. Schappner: „Die Projektpipelines der Entwickler sind gut gefüllt, während der Markt fast leergefegt ist. Zusammen mit dem weiterhin vorhandenen Anlagedruck bei institutionellen Investoren sichern sich Einkäufer daher gerne möglichst frühzeitig attraktive Investmentmöglichkeiten. 30 Prozent des investierten Kapitals oder fast 1,5 Milliarden Euro flossen 2019 in Forward Deals.“
Ausblick für 2020
Und was erwartet uns in diesem Jahr? Der Immobilienexperte geht davon aus, dass es aufgrund der anhaltenden niedrigen Leitzinsen nicht zu Preissenkungen kommen werde. Außerdem werde der Hotelinvestmentmarkt von der weiterhin hohen Dynamik des Gesamtmarktes profitieren. Daher hält René Schappner ein Ergebnis in Höhe des fünfjährigen Durchschnitts von 4,2 Milliarden Euro für realistisch.